Weltfototag:Die Lieblingsbilder der SZ-Fotografen

Weltfototag: Nonnen bestaunen einen Turmspringer im Freibad Unterhaching.

Nonnen bestaunen einen Turmspringer im Freibad Unterhaching.

(Foto: Claus Schunk)

Sebastian Gabriel, Florian Peljak, Alessandra Schellnegger und Claus Schunk haben ihre gelungensten Aufnahmen aus dem Landkreis München herausgesucht und erzählen die Geschichte dahinter.

Protokolle von Iris Hilberth, Landkreis München

An diesem Freitag ist Tag der Fotografie oder auch Weltfototag. Vor 13 Jahren hat ihn der australischen Fotograf Korske Ara ins Leben gerufen. Das Datum wurde nicht zufällig ausgewählt, am 19. August 1839 erwarb die Pariser Akademie der Wissenschaften und der schönen Künste das Patent für die sogenannte Daguerreotypie und stellte sie der Allgemeinheit zur Verfügung. Daguerreotypie war das damals übliche fotografische Verfahren, bei dem Metallplatten verwendet wurden. Die Belichtungszeiten für Fotografien waren zuvor sehr lange gewesen, und den Franzosen Louis Daguerre und Joseph Nicephoe Niepce war es gelungen, sie auf unter eine Stunde zu drücken. Das Datum markiert also den Tag, an dem das erste praktikable Fotografieverfahren jedermann zur freien und unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung stand. Korske Ara wollte daran erinnern und jedes Jahr die Fotografie und die Leidenschaft dafür in den Mittelpunkt stellen. Dementsprechend sind alle Fotografen dazu eingeladen, ihre liebsten Bilder auf der Website und den Social-Media-Kanälen des World Photo Day zu posten oder zu teilen. Das erste offizielle Event fand 2010 statt. Damals nahmen 250 Fotografen teil, sechs Jahre später waren es weltweit 500 Millionen. Vier SZ-Fotografen zeigen anlässlich des Weltfototags ihre liebsten Bilder aus dem Landkreis München und erzählen die Geschichten dahinter.

Nonnen im Freibad

Dieses Bild habe ich im August 2004 im Freibad Unterhaching aufgenommen. Bei diesem Termin ging es darum, die Schwestern aus dem Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré mal in das Bad einzuladen. Das von der Ordensgemeinschaft der "Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul" betriebene Heim liegt direkt neben dem Freibad, und die Bewohnerinnen hatten sich zuvor immer über die Geräuschkulisse gewundert. So hatte die Verwaltung sie in das Bad gebeten, zu einem Zeitpunkt, als die Gäste schon gegangen waren. Die Nonnen waren ganz happy, mal zu sehen, was da alles geboten wird, wie viele Becken es dort gibt. Und um die Damen zu erfreuen, hat der Rettungsschwimmer José, der heute noch immer im Unterhachinger Freibad arbeitet, vom Fünf-Meter-Turm ein paar kühne Sprünge gezeigt - unter großem Applaus seiner Zuschauerinnen. Ich bin damals mit auf den Sprungturm gestiegen, so ist dieses Foto entstanden. Ich finde, man hat damit den Schwestern Ehrerbietung gezeigt und zudem den Mitarbeitern des Freibads, die ja in den Sommermonaten viel Arbeit haben, ein Lob gezollt. Claus Schunk

Ankunft aus der Ukraine

Weltfototag: Eine ukrainische Mutter bezieht mit ihren Kindern eine Unterkunft in Neubiberg.

Eine ukrainische Mutter bezieht mit ihren Kindern eine Unterkunft in Neubiberg.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Dieses Bild ist entstanden, als die ersten ukrainischen Flüchtlinge bei uns im Landkreis ankamen. Anfang April habe ich eine Familie - eine Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern - gemeinsam mit meiner Kollegin Daniela Bode in Neubiberg in einer privaten Unterkunft getroffen. Es hat mich damals sehr berührt, in das Gesicht dieser Frau zu schauen, gezeichnet von der Flucht aus ihrem Land, in dem sie ihren Mann zurücklassen musste. Dieser Wahnsinn war hier so zu spüren, dass ich danach eine Weile gebraucht habe, das zu verarbeiten. Außer ihrem Sohn hatte die Mutter, Yulia, noch ihre Tochter bei sich, die auf dem Foto aber verdeckt ist. Beide Kinder sitzen auf dem Bett in der kleinen Wohnung, in der sie untergekommen sind. Die Stimmung war irgendwie irre. Die Kinder waren sehr abgelenkt durch die Spielsachen, vielleicht konnten sie dadurch die Gefahren und die Strapazen ihrer Flucht, die sich durchgemacht hatten, ein bisschen vergessen. Sebastian Gabriel

Modefoto mit Rettungsdecke

Weltfototag: Ein Mädchen steht eingehüllt in eine Rettungsdecke an der Ruderregatta-Anlage in Oberschleißheim.

Ein Mädchen steht eingehüllt in eine Rettungsdecke an der Ruderregatta-Anlage in Oberschleißheim.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Manchmal passiert es, dass die besten Bilder quasi nebenbei entstehen, also am Rande des eigentlichen Auftrags, für den man unterwegs ist und nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun haben. Bei diesem Bild was das so. Ich habe es bei einem Termin im Juli an der Ruderregatta-Strecke in Oberschleißheim gemacht. Dort habe ich gemeinsam mit der Autorin Anna-Maria Salmen die Wasserwacht Lohhof bei Rettungsübungen begleitet. Zwei Mädchen mimten damals die Verletzten. Als sie nach den Übungen aus dem Wasser kamen, hat man ihnen diese Plane zum Wärmen umgehängt. Für mich fängt das Bild einfach eine ganz besondere Stimmung ein. Man wickelt sich nach dem Baden etwas unterkühlt in ein Handtuch ein und bekommt dieses geborgene Gefühl, das man aus der Kindheit kennt. Das hat immer etwas Gemütliches, und bei diesem Bild schwingt auch etwas Melancholie mit, als wäre nach diesem heißen Tag der Sommer vorbei. Dadurch, dass es sich hier nicht um ein Handtuch, sondern um eine Plane der Wasserwacht handelt, hat das Bild irgendwie auch die Anmutung einer Modefotografie. Alessandra Schellnegger

Hinter den Kulissen der Kartbahn

Weltfototag: Ein Fahrer bringt seinen Renn-Kart nach einem Trainingslauf auf der Kartbahn in Garching in die Garage.

Ein Fahrer bringt seinen Renn-Kart nach einem Trainingslauf auf der Kartbahn in Garching in die Garage.

(Foto: Florian Peljak)

Im Sommer 2016 habe ich neben meinen üblichen Terminen für die SZ an einer Sommerserie unter dem Arbeitstitel "München schwitzt" fotografiert. Veröffentlicht wurde die Serie dann unter dem Titel: "Manche mögen's heiß". Einer meiner Termine, den ich völlig unabhängig von dieser Serie hatte, war es, bei der Kartbahn in Garching zu fotografieren, die es jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr gibt. Ich schoss viele Bilder von den Fahrern auf der Rennbahn. Dann wollte ich noch etwas anderes, und fragte einen Fahrer, der gerade von der Rennstrecke abbog und mit seinen Trainingsrunden fertig war, ob ich ihn noch begleiten könne auf dem Weg zur Garage. Dort machte ich auch noch einige Bilder, ging danach noch einmal zur Rennbahn. Als ich der Meinung war, genug im Kasten zu haben, kam ich auf dem Rückweg erneut an den Garagen vorbei, und sah diese Szene. Der Kartfahrer von vorhin hatte seinen Anzug halb ausgezogen und sein Fahrzeug in die Höhe gestemmt. Mir war sofort klar: Das war ein Bild für meine Sommerserie. So hat der Zufall mir ein Bild eingebracht, das meines Erachtens viel interessanter ist, und viel mehr erzählt, als Bilder, die man sich vorher überlegt, beziehungsweise wenn man die üblichen Orte aufsucht, die dann eher die klischeehaften, üblichen Szenen zum genannten Thema bieten. Florian Peljak

Weltfototag: Die Fotografen Sebastian Gabriel, Florian Peljak, Claus Schunk und Alessandra Schellnegger (von links) sind für die SZ unter anderem im Landkreis München unterwegs.

Die Fotografen Sebastian Gabriel, Florian Peljak, Claus Schunk und Alessandra Schellnegger (von links) sind für die SZ unter anderem im Landkreis München unterwegs.

(Foto: sz)
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