Weiterführende Schulen:Landkreis prüft Kooperation bei Gymnasien

Mit der Erweiterung des Kirchheimer Gymnasiums wird der Bedarf im Osten nicht gedeckt. Deshalb ist ein weiterer Neubau im Gespräch - eventuell gemeinsam mit den Nachbarn im Landkreis Ebersberg oder der Stadt München

Von Stefan Galler, Landkreis

Zwei Wochen noch, dann sollen alle Unklarheiten beseitigt werden. Am Mittwoch, 28. Juli, nämlich ist die Sitzung des Zweckverbandes weiterführender Schulen im Osten des Landkreises München, in der über den Umfang des Ausbaus des Gymnasiums Kirchheim entschieden wird. Der Kreisausschuss beschäftigte sich am Montag ebenfalls mit dem Thema. Gegenstand der Diskussionen war jedoch nicht nur Kirchheim, sondern der Blick aufs große Ganze. Und so beschlossen die Kreisräte einstimmig, dass der Schulbedarfsplan für Gymnasien im Osten des Landkreises anhand aktueller Daten überarbeitet wird.

Parallel läuft eine Simulation des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München sowie des Instituts für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik. Diese soll helfen festzustellen, welche Auswirkungen zusätzliche Gymnasien in Aschheim, Feldkirchen oder Poing auf die Kirchheimer Lehranstalt sowie die bereits beschlossenen Schulen in Unterföhring und Ismaning haben würden. Die Kosten für die Fortschreibung des Schulbedarfsplans liegen bei circa 20 000 Euro, die Simulation kostet 2520 Euro. Mit Ergebnissen rechnen die Kreisräte im Winter, schließlich sollen für sämtliche Erhebungen die aktualisierten Daten nach Beginn des Schuljahres 2015/16 herangezogen werden. "Es ist sinnvoll, in Kirchheim zu starten, damit dort endlich die dringend notwendige Sanierung des Gebäudes beginnen kann", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU). "Darüber hinaus sollten wir weiterplanen, das kann nicht schädlich sein. Fatal wäre eher, wenn noch mehr Zeit ins Land gehen würde."

Der Grüne Christoph Nadler begrüßte die Aktualisierung des Bedarfsplanes für den Osten, die kurzfristig dringend nötig sei. Seine Forderung geht jedoch noch weiter: "Im zweiten Schritt sollten wir den Bedarf für den gesamten Landkreis überarbeiten", sagte Nadler. Landrat Göbel regte zudem an, den Blick im Osten nicht nur auf das Landkreisgebiet zu richten. "Viel Bevölkerungswachstum findet im Landkreis Ebersberg, etwa in Poing statt. Und auch in München-Riem." Deshalb müssten mögliche Lösungen auch mit den benachbarten Gebietskörperschaften in Einklang gebracht werden. Ins gleiche Horn stieß der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), der die Aktualisierung des Schulbedarfsplanes Ende April beantragt hatte und in der Sitzung nun explizit von einer "Kooperation mit Poing oder Riem" sprach. Im Vorgriff auf die Zweckverbandssitzung am 28. Juli bekräftigte Böltl seinen Willen zu einer Vergrößerung des Kirchheimer Gymnasiums, das aktuell 1281 Schüler beherbergt, auf eine Kapazität von 1500 Schülern. Er sieht keinen qualitativen Unterschied in der Ausbildung, egal ob wie aktuell 1300 Schüler oder wie zu seiner Jugendzeit 800 Schüler das Gymnasium besuchen. "Ich musste damals trotzdem eine Klasse wiederholen", sagte Böltl und erntete Heiterkeit im Gremium.

In Reihen der SPD-Fraktion hielt sich die gute Laune allerdings in Grenzen: Die Sozialdemokraten wehren sich gegen riesige Gymnasien und begründeten dies bereits im Mai in einem Antrag an den Kreistag: Neu zu errichtende Gymnasien sollten eine Obergrenze von 1000 Schülern bekommen, um dem pädagogischen Anspruch gerecht zu bleiben. "Überlastete Schulen und große Mammutschulen erschweren den Bildungsauftrag", heißt es in dem Antrag, der allerdings erst nach der Synchronisation des Schulbedarfsplanes in den Kreisgremien behandelt wird.

Dennoch äußerten sich einige Kreisräte im Ausschuss dazu. "Nur 34 von 424 Gymnasien in Bayern haben mehr als 1200 Schüler", sagte die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) und argumentierte leidenschaftlich gegen die große Variante für Kirchheim. "Wenn das Ministerium sieht, dass wir hier eine so riesige Schule beziehen, genehmigt es vielleicht keine weitere. Wir müssen so planen, dass der Druck zur Errichtung eines weiteren Gymnasiums erhalten bleibt."

Während Tobias Thalhammer (FDP) den Sozialdemokraten im Kern zustimmte und "wohnortnahe Gymnasien" mit maximal 1000 Schülern forderte, betonte CSU-Fraktionschef Stefan Schelle, man solle sich beim Schulneubau "nicht sklavisch beschränken". Egal, wie groß gebaut werde, irgendwann herrsche an jedem Gymnasium Platznot und Überbelegung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: