Geschwister-Scholl-Forum:Von wegen nur die kleine Schwester

Geschwister-Scholl-Forum: Hildegard Kronawitter eröffnete als Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung die Ausstellung in Straßlach. Hier im Gespräch mit Bürgermeister Hans Sienerth.

Hildegard Kronawitter eröffnete als Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung die Ausstellung in Straßlach. Hier im Gespräch mit Bürgermeister Hans Sienerth.

(Foto: Claus Schunk)

Hildegard Kronawitter eröffnet in Straßlach die Ausstellung "Sophie Scholl und die Weiße Rose".

Von Claudia Wessel, Straßlach-Dingharting

Sie hätte gerne 1000 Reichsmark und einen Bezugsschein für ein Vervielfältigungsgerät. Diese Bitte richtete Sophie Scholl Ende Mai 1942, als sie gerade mal einen Monat zum Studium in München war, an ihren Freund Fritz Hartnagel. Hartnagel gab ihr das Geld, nicht aber den Bezugsschein, stattdessen jedoch eine Warnung mit auf den Weg: Ob sie nicht wisse, wie gefährlich das sei, was sie da tue.

Für Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung, ist diese Episode, über die man in der Ausstellung "Sophie Scholl und die Weiße Rose" erfährt, einer der Beweise dafür, dass Sophie nicht nur die kleine Schwester war, die von ihrem Bruder zum Handeln verführt wurde. Sondern dass sie ihre ganz eigene Meinung hatte, nämlich die, dass Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime notwendig sei. Kronawitter sagt auch, dass Sophie Scholl vielleicht keine eigene Zeile in den Flugblättern formuliert habe, dass sie aber intensiv bei der Herstellung und Verteilung mitgemacht habe. Das möchte sie betonen, da es immer wieder Stimmen gebe, die anderes behaupten.

Geschwister-Scholl-Forum: Auf 14 Bannern mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten die Gäste der Ausstellungseröffnung sich über Sophie Scholl informieren.

Auf 14 Bannern mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten die Gäste der Ausstellungseröffnung sich über Sophie Scholl informieren.

(Foto: Claus Schunk)

Am Freitagabend eröffnete die Gemeinde Straßlach-Dingharting in ihrem erst im vergangenen Jahr gegründeten Geschwister-Scholl-Forum im Bürgerhaus eine Ausstellung, die die Weiße Rose Stiftung im vergangenen Jahr zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl entworfen hatte. Bereits zu allen anderen Protagonisten der Widerstandsgruppe gab es zu dem Zeitpunkt ebensolche Ausstellungen der Stiftung, so Kronawitter. Nun kann man sich unter dem Titel "Sophie Scholl und die Weiße Rose" auch ausführlich über ihr Leben und ihre Motivation informieren. Die 14 Banner mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, etwa "Familie", "Zeit in der Hitlerjugend" und "Liebe zu Fritz" kann man im Straßlacher Rathaus zu den Öffnungszeiten anschauen. Besondere Einblicke etwa bietet letzteres Banner, denn es konnte aufgrund von vielen Briefen zwischen Sophie und Fritz erstellt werden. Sie machten sich immer wieder gegenseitig Mut. Auch die künstlerische Begabung Sophies ist Thema eines Banners. Sie spielte Klavier und Orgel und konnte sehr gut zeichnen. Kronawitter sieht in den Briefen auch ein literarisches Talent.

Der Gemeinde sprach Kronawitter ihren Respekt dafür aus, dass sie ein Forum zur politischen Bildung der Jugend gegründet hat. "Damit kreuzen sich die Absichten von Bürgermeister und Gemeinderäten mit denen der Weiße Rose Stiftung", sagte sie beim Festakt zur Eröffnung. "In unserer Satzung steht die Aufgabe, die Erinnerung an den Widerstand der Weißen Rose wachzuhalten und in der Gegenwart Impulse für Zivilcourage, Übernahme persönlicher Verantwortung und demokratisches Bewusstsein zu setzen". Ein gemeinsames Ziel der Stiftung und der Gemeinde Straßlach-Dingharting sei es daher auch, "vor allem junge Menschen zu erreichen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: