Weihnachtsmärkte im Landkreis:Von wegen alle Jahre wieder

Wiener Weihnachtstraum Eröffnung

Mit Christbaumschmuck und allerlei Geschenken für die Liebsten können sich Besucher von Weihnachtsmärkten eindecken.

(Foto: Georg Hochmuth/dpa)

Schon ein Wochenende vor dem ersten Advent öffnet der erste Christkindlmarkt - doch heuer standen einige vor dem Aus. Zu aufwendig ist manchen Veranstaltern die Organisation geworden. In Oberschleißheim, Feldkirchen und Baierbrunn sprangen Vereine oder die Gemeinden ein, in Neubiberg entfällt der Markt dagegen.

Von Christina Hertel

Der Nikolaus ist beim Oberschleißheimer Weihnachtsmarkt auch schon mal mit dem Flugzeug gelandet, um an die Kinder Geschenke zu verteilen. Das wird es dieses Jahr nicht geben - auch keine Stelzenläufer und Buden zwischen historischen Fliegern. Der Schleißheimer Advent findet 2019 nicht auf dem Flugplatz, sondern auf dem Bürgerplatz statt und ist deutlich kleiner. Lange war nicht klar, ob es in Oberschleißheim überhaupt einen Christkindlmarkt geben würde. Denn Gerhart Maier vom Tourismusverein, der ihn sonst organisierte, sagte ab. Dann sprangen doch noch Oberschleißheimer Gastronomen und Vereine ein. Auch in Feldkirchen und Baierbrunn standen die Weihnachtsmärkte auf der Kippe. In Neubiberg fällt er ganz aus. Mit einer plötzlich eingetretenen Weihnachtsmuffeligkeit habe das aber nichts zu tun, heißt es von den Organisatoren in allen vier Kommunen. Der Aufwand sei schlicht zu groß geworden - besonders, wenn einzelne fast alles alleine stemmen mussten.

Ein gutes halbes Jahr sei er nur damit beschäftigt gewesen, den Weihnachtsmarkt zu organisieren, sagt Gerhart Maier. Er ist Vorsitzender des Tourismusvereins, führt in Oberschleißheim das Hotel Blauer Karpfen und rief vor fast zehn Jahren den Schleißheimer Advent ins Leben. Besucher seien aus dem ganzen Umland gekommen, Musiker und Künstler traten auf, etwa 80 Aussteller verkauften ihre Waren. "Es war wunderschön, aber es ist zu groß geworden. Das ging nicht mehr als Hobby nebenbei", sagt Maier. Die Bürokratie sei immer mehr, der Aufwand immer größer geworden. Deshalb sagte er den Markt ab, half jedoch mit, dass er in einer abgespeckten Variante doch noch stattfinden kann.

Innerhalb der vergangenen vier Wochen, erzählt Maier, taten sich Vereine und Gastronomen zusammen, um zumindest einen kleinen Christkindlmarkt zu ermöglichen. Am dritten Adventswochenende stehen nun auf dem Bürgerplatz etwa 35 Hütten, auch im Bürgerhaus stellen Künstler aus. Gerne würde Maier im nächsten Jahr wieder einen großen Adventsmarkt organisieren wie früher, nur will er die Verantwortung nicht mehr alleine tragen. Deshalb ist er auf der Suche nach Partnern.

"Irgendwann sind andere dran."

Vielleicht hätte mit mehr Hilfe auch Annette Haußmann, die in Feldkirchen den Weihnachtsmarkt organisierte, noch ein paar Jahre weitergemacht. So sei es jedenfalls nicht mehr weitergegangen, sagt sie. Von der Verlegung der Elektrik bis zur Säuberung der Toiletten habe sie mehr oder weniger alles selbst organisiert. Haußmann betreibt in Feldkirchen einen Getränkemarkt und führt den Gewerbeverband. "Am Ende habe ich sogar mit meiner eigenen Kehrmaschine den Platz wieder sauber gemacht", schildert sie. Sie habe das gerne übernommen, weil es in Feldkirchen ohnehin so wenig Feste gebe, doch dann habe sie zwei ihrer Mitarbeiter verloren. "Es ging einfach nicht mehr. Irgendwann sind andere dran", findet sie. Jetzt übernimmt der Feldkirchner Sportverein. Haußmann hält das für sinnvoll, es sei der größte Verein im Ort, dieser habe mehr Möglichkeiten, Aufgaben zu verteilen. Sie sei froh, dass "der Weihnachtsmarkt nicht stirbt". Gleichzeitig hört man heraus, dass Haußmann auch ein wenig enttäuscht ist. Ein Lob oder ein Dankeschön habe sie selten gehört, obwohl sie sich immer viel Mühe geben habe, den Markt zu etwas Besonderem zu machen: mit Drehorgelspielern, Luftballonkünstlern und Jagdhornbläsern.

"Was zu essen, was zu trinken, Zeit zum Ratschen", so stellt sich Brigitte Pfaffinger, die Vorsitzende des Sportvereins, den Weihnachtsmarkt am Sonntag, 15. Dezember, in Feldkirchen vor. Sie erfuhr Anfang Oktober, dass Haußmann den traditionellen Markt nicht mehr organisieren würde. "Wir waren geschockt." Doch schnell sei klar gewesen, dass der TSV einspringt und dass die Gemeinde ihn dabei unterstützt. So kümmert sich das Rathaus um die Infrastruktur, um Wasser und Elektrik.

Aufwand und Verantwortung werden immer größer

Auch in Baierbrunn kümmert sich dieses Jahr keine Einzelperson mehr um den Markt, sondern der Kulturverein. 2018 war der Weihnachtsmarkt ausgefallen, zuvor hatte er 30 Jahre lang auf einem Bauernhof stattgefunden, bis sich Julia Kent, die den Markt zuletzt organisierte, zurückzog. "Als Privatperson ist es zu aufwendig und zu kostspielig." Immer mehr Versicherungen seien notwendig, der Aufwand steige, die Verantwortung werde immer größer. "Wir haben auch durchgespielt, was bei einem Anschlag passiert." Wie viele Auflagen es gibt und wie belastend die Bürokratie sein kann, hat Martina Fellermeier die vergangenen Wochen gespürt. Sie ist die neue Vorsitzende des Kulturvereins Isartal, der den Markt heuer zum ersten Mal organisiert. Wie in Feldkirchen verkaufen am ersten Adventssonntag in den Innenhöfen des Rathauses hauptsächlich Vereine und so wie in Oberschleißheim wird der Markt kleiner ausfallen als früher. Es gehe darum zusammenzukommen, sonst gebe es dazu schließlich kaum Gelegenheit, sagt Fellermeier.

In Neubiberg jedoch fällt die Weihnachtsdult tatsächlich aus. Norbert Strama und Michaela Ehrenberger, die ihn viele Jahre organisiert hatten, gaben im Februar bekannt, dass sie das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten könnten. Doch erst sechs Wochen vor dem Termin, an dem der Weihnachtsmarkt sonst immer stattfand, stellte die CSU-Fraktion einen Antrag, die Gemeinde solle die Organisation übernehmen. Zu spät fand Bürgermeister Günter Heyland von den örtlichen Freien Wählern. Der Antrag wurde abgelehnt. Fürs nächste Jahr gibt es jedoch Hoffnung: Da will voraussichtlich der Gewerbeverein einspringen.

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