Weihnachtsfeiern:Früher war mehr Hirschrücken

Weihnachtsfeiern

Ein bisschen Weihnachtsstimmung gehört in den meisten Firmen im Dezember dazu, aber die große Feier ist inzwischen eher die Ausnahme.

(Foto: Malte Christians/dpa)

Während einzelne Firmen jedes Jahr eine aufwendige Weihnachtsfeier organisieren und Geschenke verteilen, verzichten andere inzwischen ganz darauf.

Von Sophie Kobel, Brunnthal/Pullach/Putzbrunn

Die einen freuen sich schon Wochen vorher, die anderen arbeiten intensiv an glaubhaften Ausreden, und manche lassen sich in letzter Minute doch noch vom Chef überreden, auf eine Tasse Glühwein zu bleiben: Die Rede ist von den Firmenweihnachtsfeiern, die in diesen Wochen wieder anstehen. Aber entsprechen die noch dem Klischee der ausufernden Partys, bei denen sich der ein oder andere Kollege bis auf die Knochen blamiert? Oder kann eine schöne Weihnachtsfeier heilsam für jedes angeschlagene Firmenklima sein? Schließlich soll im Idealfall Wertschätzung gegenüber den Angestellten vermittelt und Teambuilding betrieben werden.

Dass Weihnachtsfeiern die Laune im Team heben können, da ist sich Oljana Piccinno sicher. Sie arbeitet für Gore und hilft jedes Jahr im Advent mit: "Wir sind ein amerikanisches Unternehmen, da wird Weihnachten bei uns natürlich groß gefeiert. Wir gründen immer ein eigenes Organisationsteam, das immer wieder etwas anderes auf die Beine stellt", sagt Piccinno.

Dieses Jahr wird es einen hauseigenen Christkindlmarkt auf dem Gelände der Werke in Putzbrunn geben. Mit dabei: Ein Casino, ein Glücksrad und eine Disco. Piccinnoo freut sich: "Heuer ist Open Stage angesagt, das haben die einzelnen Abteilungen sich selbst überlegt. Unsere Feier im Advent ist zu einer richtigen Tradition geworden, und es kommen auch immer fast alle Mitarbeiter." Und das sind nicht wenige: 800 Mitarbeiter verteilen sich auf die fünf Werke in Putzbrunn und eines in Feldkirchen.

Bei Ikea wird alle zwei Jahre erst im Januar gefeiert

Ähnlich groß und nur ein paar Autominuten auf der A 99 entfernt feiert auch ein weiteres internationales Unternehmen: Ikea. Das blau-gelbe Möbelhaus hat sogar ein eigenes Wort für diese Zeit: Tillsammans. Das steht für Zusammensein und ist im Advent besonders wichtig. "Wir feiern immer mit allen unseren gut 400 Mitarbeitern. Allerdings sind wir mit Rücksicht auf die stressige Weihnachtszeit, und damit wirklich alle dabei sein können, dazu übergegangen, jedes zweite Jahr im Januar nachzufeiern", erzählt Julienne Rupp-Heiss aus der Marketing Abteilung. Und: Jedes Jahr bekommen die Mitarbeiter in Brunnthal einen Weihnachtsbaum geschenkt. "Aber das wohl größere Geschenk ist, dass alle Ikea-Mitarbeiter am 24. Dezember frei haben und so vier volle Tage mit ihrer Familien verbringen können", da ist sich Rupp-Heiss sicher.

Je größer das Unternehmen, desto ausschweifender sind also die Weihnachtsfeiern und Geschenke? Nicht immer, wie sich zeigt. Zwar veranstaltet etwa Pro Sieben Sat 1 in Unterföhring für seine Angestellten ebenfalls einen Weihnachtsmarkt, mit passender Berghütte sowie Eisstock-Schießen und Après-Ski-Disco. Bei einigen anderen Konzernen im Landkreis wie Bosch, Airbus oder der Kreissparkasse finden jedoch keine zentralen Weihnachtsfeiern für die Angestellten statt. Dort gehen allenfalls die einzelnen Abteilungen für sich essen.

Werden die Feiern also allgemein weniger oder in kleineren Rahmen gehalten? Kristine Mergel findet: ja. Sie arbeitet seit Jahren in der Waldwirtschaft Großhesselohe in Pullach. "In den 2000ern wurde viel mehr gefeiert. Natürlich haben wir immer noch unsere Stammunternehmen, die jedes Jahr wieder mit der Belegschaft zu uns kommen, vor allem IT-Unternehmen oder der Lions-Club. Aber es werden weniger", sagt die Forstenrieder in.

Statt Weihnachtsfeiern gibt es heute Team-Events

Die Gründe dafür? Zum einen seien die Geschäfts- und auch Weihnachtsessen reduziert worden weil sie beim Finanzamt nicht mehr so gut abgesetzt werden können, so Mergel. "Aber auch die Art des Zusammenkommens im Unternehmen hat sich verändert. Heute lösen Team-Events Weihnachtsfeiern ab. Viele Firmen finden dabei vielleicht die Kommunikation besser oder spüren das Miteinander mehr als nur zusammen zu essen und sich zu betrinken", sagt sie und lacht.

Das mit dem gemeinsamen Essen sei aber auch gar nicht mehr so einfach. Die Klassiker unter den weihnachtlichen Menüs wie Maronencremesuppe, Hirschrücken und Bratapfel mit Spekulatius sind zwar immer noch gefragt. Aber der Trend zum veganen oder vegetarischen Essen geht nicht in die Weihnachtsferien. "Wir haben zwar schon immer häufiger Anfragen, aber es gibt keine Menüs die extra vegan sind. Da machen unsere Köche einfach nicht mit" erzählt Mergel. "Wir agieren dann spontan und zaubern eine Gemüsepfanne oder ähnliches."

Hirschrücken, den gibt es für Christine Spiegel und ihre Kollegen aus dem Landratsamt nicht. "Bei uns ist der Dezember immer furchtbar stressig, weil alle Haushaltsverhandlungen und viele Sitzungen stattfinden. Da ist nicht wirklich Zeit für Weihnachtsstimmung", sagt die Pressesprecherin. Aber bei Lebkuchen und Glühwein zusammenzustehen, das findet die Pressesprecherin eh am schönsten. Sie sagt: "Sitzt man den ganzen Abend an einem Tisch im Restaurant, redet wieder nur mit seinem engsten Kern. Gerade bei so einer großen Einheit wie uns mag ich es, rumzugehen und mit vielen, oft noch unbekannten Kollegen zu reden. Und mit der eigenen Abteilung gehen wir auch einfach so gerne mal essen."

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