Wegen Streit um Zwiebelgeruch:Rentner gesteht Mord an Nachbarn

Sie haben sich seit Jahren bekriegt - aus nichtigen Gründen: Ein Münchner Rentner soll wie von Sinnen auf seinen Nachbarn eingestochen haben, weil dieser sich über "üblen Geruch" beschwerte.

Susi Wimmer

Jahrelang hatten sich die beiden Männer regelrecht bekriegt: Ein 70-jähriger Rentner und sein 66-jähriger Nachbar. Sie wohnten im selben Mietshaus am Rose-Pichler-Weg im Stadtteil Am Hart. Donnerstagmittag gerieten sie an der Wohnungstüre wegen des angeblich penetranten Zwiebelgeruchs derart in Streit, dass der 70-Jährige unvermittelt ein Küchenmesser zog und wie von Sinnen auf seinen Kontrahenten einstach. Das Opfer starb noch im Treppenhaus, ein Richter erließ Haftbefehl wegen Mordes.

Der Hass des Täters auf seinen Nachbarn muss enorm gewesen sein. Der Leichnam des 66-Jährigen wies nach der Attacke 20 Schnitt- und Stichverletzungen auf. Der mutmaßliche Täter hatte wohl "vorsorglich", wie Markus Kraus von der Mordkommission erzählt, ein Küchenmesser mit 18 Zentimeter langer Klinge in seinem Hausflur neben der Wohnungstüre deponiert.

"Seit Jahren", sagt Kraus, hätten die beiden Männer aus diversen Anlässen gestritten. Im Oktober 2008 muss es schon zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden gekommen sein. Jedenfalls rief der 70-Jährige damals die Polizei. In ihren Vernehmungen gaben beide jeweils an, vom anderen angegriffen worden zu sein. Da keiner der beiden Streithähne Verletzungen aufwies und Aussage gegen Aussage stand, wurde das Verfahren damals eingestellt.

In den Tagen vor der Tat müssen sich die Männer wegen "schlechter Gerüche" verstärkt in die Haare geraten sein. Der 66-Jährige, der im ersten Stock des Hauses alleine lebte, beschwerte sich darüber, dass aus der darunterliegenden Wohnung im Erdgeschoss heftiger Zwiebelgeruch ströme. Dort wohnte der 70-jährige ehemalige Gastronom. Am Donnerstag, gegen 11 Uhr, wollte sich der Jüngere offenbar erneut beschweren. Zumindest behauptete der Täter in seiner Vernehmung, dass der andere an seine Wohnungstüre im Erdgeschoss geklopft habe.

Diesmal kam es zu keinem längeren Wortwechsel. Unvermittelt zog der 70-Jährige das an der Türe deponierte, 30 Zentimeter lange Küchenmesser und stach auf den Rentner ein. Der 66-Jährige sackte in sich zusammen und erlag kurz darauf den schweren Verletzungen. Der Täter ging daraufhin wieder in seine Wohnung zurück, wählte die Nummer der Polizei und erklärte, dass er soeben seinen Nachbarn erstochen habe. Auch mehrere Bewohner, die auf die blutige Auseinandersetzung im Treppenhaus aufmerksam geworden waren, verständigten Rettungsdienst und Polizei. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Opfers feststellen.

Beamte der Inspektion Milbertshofen nahmen den 70-Jährigen in seiner Wohnung fest. "Gleich nach der Tat und auch bei der Vernehmung hat der Rentner den Angriff gestanden und Streitereien als Motiv genannt", erklärt Markus Kraus. Zum Tatzeitpunkt war der Rentner betrunken, er hatte gut ein Promille Alkohol im Blut.

Die Staatsanwaltschaft, erkärt Nicole Selzam, habe Haftbefehl wegen Mordes beantragt, den am Freitagnachmittag ein Ermittlungsrichter auch erließ. Der 70-jährige Rentner sitzt nun in Stadelheim in Untersuchungshaft. Die Staatsanwältin sieht in der Vorgehensweise des Täters das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an.

"Der Angriff kam völlig unvermittelt, das Opfer hatte keine Chance, sich zu wehren", sagte Selzam. Der eher schmächtige und mit 70 Jahren ältere Täter habe sich wohl anders auch keine Chancen gegen das eher kräftiger gebaute Opfer ausgerechnet, so die Staatsanwältin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: