Wechsel im Stadtrat:Garching verliert eine wichtige Stimme

Peter Riedl Garching

Übergabe im Garchinger Stadtrat: Peter Riedl geht und Michaela Theis kommt.

(Foto: oh)

Peter Riedl verlässt die Kommunalpolitik nach vielen Jahren aus Altersgründen, Michaela Theis rückt nach.

Von Gudrun Passarge, Garching

"Eine Ära geht zu Ende", so kommentiert Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) das Ausscheiden Peter Riedls aus dem Stadtrat. Der 66-Jährige saß seit 1978 zuerst für die SPD im Rathaus, nach einer Pause dann für die von ihm gegründeten Unabhängigen Garchinger. Für ihn wird die 38 Jahre alte Michaela Theis, Lehrerin für Mathematik und Physik am Werner-Heisenberg-Gymnasium, nachrücken.

"Genießen Sie heute noch einmal die Wortbeiträge", forderte der Bürgermeister die Stadträte am Donnerstagabend bei Riedls letzter Sitzung auf, denn Riedl ist bekannt für seine teils beißenden, meist pointierten Ausführungen. Oft genug versuchte er eine ausufernde Diskussion wieder einzufangen oder er belehrte die Anwesenden, wie die Geschäftsordnung richtig anzuwenden sei. In seinem heiligen Zorn attestierte er gelegentlich auch mal jemandem, "Schrott" zu erzählen. Hilfreich waren auf jeden Fall auch seine Erinnerungen an frühere Entscheidungen, die der Diskussion eine andere Richtung zu geben vermochten.

Strahlend, als habe er gerade den Thron des Kaisers von China angeboten bekommen, erklärte Riedl nach der Sitzung seine Entscheidung: "Es langt. Ich war mein ganzes Leben zeitlich fremdbestimmt. Das wollte ich nicht mehr." Seit August ist der 66-Jährige in Pension, nachdem er zuvor eine Realschule in Ingolstadt geleitet hatte. "Du musst auch nach einer gewissen Zeit aufhören können." Zum Bürgermeister habe er gesagt, "er soll mich nicht hier raustragen müssen".

Nun beginnt für Riedl eine neue Zeit

Er freue sich über seine Nachfolgerin, die bei der Wahl von Platz 15 auf vier vorgehäufelt worden war. "Sie ist eine taffe Frau, die gut ausschaut", so Riedl über Theis. Die dreifache Mutter und Vorsitzende der Unabhängigen Garchinger lebt seit 2007 in der Universitätsstadt und gibt als Schwerpunkte Kinder- und Familienpolitik an.

Peter Riedls Karriere als Lokalpolitiker war nicht ohne Brüche. In den Gemeinderat kam er, weil ihn 1978 der damalige Bürgermeister Helmut Karl in die SPD holte. Zwölf Jahre hielt diese Liaison, doch dann fand Riedl, die SPD habe die Bodenhaftung verloren, und verließ 1990 die Partei. Er gründete 1994 die Unabhängigen Garchinger, mit denen er 1996 in den Stadtrat einzog. Unter der CSU-Bürgermeisterin Hannelore Gabor war Riedl Zweiter Bürgermeister. Die Zusammenarbeit mit der CSU habe hervorragend geklappt, sagt er, doch zu Gabor bemerkt er: "Die Bürgermeisterin hat auch sehr früh die Bodenhaftung verloren." Für sein Engagement erhielt Riedl die goldene Verdienstmedaille der Stadt. Doch nun beginnt für ihn eine neue Zeit. "Ich möchte einfach anders leben", sagt der 66-Jährige und strahlt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: