Vor einem filigran gemalten Eiffelturm stehen zwei Mädchen und blicken auf das beeindruckende Bauwerk. Links daneben sieht man den Louvre, rechts ein Baguette und ein Croissant. Mit ihrer Raute aus Pappe in den französischen Landesfarben hat Flora aus der 5d der Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen einen Landespreis beim 71. Europäischen Schülerwettbewerb gewonnen. Gemeinsam mit 130 anderen Schülerinnen und Schülern aus Oberbayern wird sie am 16. Juli an der Staatlichen Fachoberschule Holzkirchen ausgezeichnet. 13 weitere Schüler aus Oberbayern haben bereits einen Bundespreis erhalten.
Floras Raute ist Teil eines farbenfrohen Gesamtkunstwerks: Im Rahmen des Kunstunterrichts hat die gesamte Klasse an dem Wettbewerb teilgenommen. Lehrerin Karolina Voigt hatte das Thema „Reise durch Europa – Auf einem fliegenden Teppich überwindest du mit Freundinnen und Freunden Landesgrenzen. Was erlebt ihr gemeinsam in Europa?“ ausgewählt. Jedes Kind bemalte eine Raute, die an die Muster von Teppichen erinnert, in den Farben der Flagge eines europäischen Landes seiner Wahl mit Besonderheiten von dort. Alles wurde zu einem Teppich zusammengefügt und in der Schule ausgestellt.
Bei dem Wettbewerb wurden alle Einzelarbeiten eingereicht, Flora hat es unter die Sieger geschafft. „Das Schöne ist, dass es ein Klassenprojekt ist“, sagt Judith Miller, Konrektorin der Taufkirchner Schule. Indem die Rauten zu einem Teppich zusammengefügt wurden, sollte die Zusammengehörigkeit Europas betont werden, erklärt Kunstlehrerin Voigt. Sie hatte sich von dem Kunstwerk „Magic Flying Carpet“ von Panamarenko inspirieren lassen.
Das Ziel des seit 1953 stattfindenden Wettbewerbs ist es, auf kreative Weise Europa zu entdecken, mitzugestalten und so den europäischen Gedanken zu stärken. Dieses Mal stand er unter dem Leitmotiv „Europa (un)limited“. Flora hat gerne daran teilgenommen: „Die verschiedenen Besonderheiten der Länder aufzumalen, hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt sie.
In Bayern haben mehr als 17 000 Kinder und Jugendliche kreative Beiträge von Collagen, Videoclips über Podcasts bis hin zu Reden eingereicht. Regierungspräsident Konrad Schober, der auch Schirmherr der Veranstaltung ist, wird laut einer Pressemitteilung der Regierung von Oberbayern mit der weiteren stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Friederike Steinberger und Helmut Tiefenthaler, Kreisvorstandsmitglied der Europa-Union Altötting, am Dienstag die Preise verleihen.
Die Klasse 7d des Gymnasiums Unterföhring hat im Rahmen des Deutschunterrichts in Gruppen an dem Wettbewerb teilgenommen. Die Unterföhringr Schüler bearbeiteten ebenfalls das Thema „Reise durch Europa“. Gewonnen haben am Ende zwei Projekte – eine Gruppe mit einer Kurzgeschichte und eine mit einem Film. Die Kurzgeschichte trägt den Titel „Traumreise durch Europa“. In zehn Kapiteln schildern vier Schüler die Geschichte eines Jungen, der mit seinen drei Brüdern an einem Strand in Bulgarien einen magischen Teppich findet. Mit ihm fliegen sie dann über Europa hinweg – über Griechenland genauso wie Kroatien und Deutschland, bis sie in Frankreich auf einer Etage des Eiffelturms landen.
Auch in dem Film von vier Schülerinnen geht es gewissermaßen um einen Traum: Eine Gruppe von Freundinnen bereist auf einem fliegenden Teppich, den sie beim Ausmisten auf dem Dachboden findet, Europa. Dabei beschreibt sie einzelne Bauten und Sehenswürdigkeiten wie die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen und den schiefen Turm von Pisa. Immer wieder landen die Freundinnen auch, um mit den Menschen dort in Kontakt zu kommen. Am Ende stellt sich heraus, dass alles nur ein Traum gewesen ist.
„Der europäische Gedanke war in allen Schülerarbeiten enthalten“
Deutschlehrerin Franziska Wellisch hält viel von dem Projekt. Die Schülerinnen und Schüler – unerheblich ob sie nun gewonnen haben oder nicht – hatten nach ihren Worten „sehr viel Freude an der Bearbeitung“, auch weil einige über ihre Heimatländer oder Lieblingsurlaubsziele genauer berichten konnten. „Der europäische Gedanke war in allen Schülerarbeiten enthalten und die Kinder kamen durch diese Aufgabe zum Nachdenken, wie vielfältig unser Kontinent ist und wie schön eine solche Vielfalt sein kann“, sagt sie.
Außer den Schülern aus Taufkirchen und Unterföhring zählen im Landkreis München auch Schüler der Grundschule Hohenbrunn, der Gymnasien Grünwald und Neubiberg sowie der Emile-Montessori-Schule in Neubiberg und der Staatlichen Fachoberschule Unterschleißheim zu den Landespreisträgern. Auch im nächsten Jahr wird der Wettbewerb, der unter anderem Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz gefördert wird, wieder stattfinden. Die Online-Fortbildungen für Lehrer laufen bald an – dieses Mal unter dem Motto „Europa? Aber sicher!“