Walderlebniszentrum:Traumjob unter Baumwipfeln

Walderlebniszentrum: "Es ist wunderschön, dass ich das hier jetzt leiten darf", sagt Sigrid Hagen über das Walderlebniszentrum.

"Es ist wunderschön, dass ich das hier jetzt leiten darf", sagt Sigrid Hagen über das Walderlebniszentrum.

(Foto: Angelika Bardehle)

Försterin Sigrid Hagen ist neue Leiterin in Grünwald.

Von Jacqueline Kluge, Grünwald

Vögel zwitschern. Äste knacken unter den Schritten. Und der Geruch von Fichtennadeln liegt in der Nase. Sigrid Hagen genießt es sichtlich, im Wald unterwegs zu sein. Doch der ist für sie nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ihr täglicher Arbeitsplatz. Am 1. Oktober hat die studierte Forstwirtschaftlerin die Leitung des Walderlebniszentrums in Grünwald übernommen. "Es ist wunderschön, dass ich das hier jetzt leiten darf", sagt die Försterin. In dem rund 70 Hektar großen Wald hinter dem Grünwalder Friedhof weiß sie genau, wo die dicke Zitterpappel im Eichenwald steht oder der alte Totholzbaum, der schon da war, als Hagen vor 13 Jahren als stellvertretende Leiterin im Erlebniszentrum angefangen hat.

Aufgewachsen ist Sigrid Hagen zusammen mit ihren vier Geschwistern auf einem Bauernhof auf der Schwäbischen Alb. Auf Wunsch ihrer Eltern absolvierte sie zwar eine kaufmännische Ausbildung, doch an ihrem Ziel, mit der Natur zu arbeiten, hielt sie fest. "Mich hat Umwelt- und Naturschutz schon als Jugendliche sehr interessiert", sagt Hagen. Besonders einprägend sei eine Ausstellung der Kirche über Themen wie den Import von Soja aus Brasilien für die Fütterung von Tieren in Deutschland und die damit zusammenhängende Rodung von Regenwäldern gewesen: "Man muss darauf aufmerksam gemacht werden als junger Mensch", sagt Hagen.

Heute gibt die 46-Jährige ihr Wissen an die vielen Schulklassen und Familien weiter, die zu Besuch in das Walderlebniszentrum kommen. "Es ist leider so, dass Wissen über die Natur eher abnimmt", sagt die Försterin. Besonders bei Lehrerfortbildungen bemerke sie immer wieder Wissenslücken. Als Hagen im Erlebniszentrum angefangen hat, haben noch wesentlich mehr junge Lehrer den Unterschied zwischen Fichte und Tanne gewusst. Ein Grund sei, dass Kinder immer seltener draußen in der Natur sind und sich so über die Jahre von ihr entfremden.

Der Erlebnispfad soll noch interaktiver werden

Hagen sieht ihre Aufgabe darin, wieder mehr Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur zu schaffen. "Wir haben ganz viel mit Wald zu tun", sagt sie. Vom Toilettenpapier bis zum Kleiderschrank - Holz ist in unserem Alltag kaum wegzudenken. Dabei sei es ihr aber auch wichtig zu zeigen, dass Schutz und Nutzung der Natur gleichzeitig möglich sind. Um den Wald zu schonen, wird im Forstbetrieb das Totholz stehen gelassen, und es werden nur so viele Bäume gefällt, wie auch nachwachsen können. Eltern und Schülern rät Hagen zum Beispiel, beim Kauf neuer Schulhefte, auf den Blauen Engel als Symbol für recyceltes Papier zu achten. "Das ist eine kleine Nuance, um Einfluss zu nehmen", sagt Hagen. Schließlich seien wir auch für nächste Generationen verantwortlich.

Für die Zukunft des Walderlebniszentrums hat Hagen schon konkrete Pläne: Der Walderlebnispfad mit seinen Stationen über Wasser, Tiere oder Klänge soll noch interaktiver gestaltet werden. Auf dem Gelände soll ein Labyrinth aus Bäumen entstehen. Im Pavillon wird es nächstes Jahr eine Ausstellung zum Thema Artenvielfalt geben. Und das Jahresprogramm soll mit mehr Angeboten für Erwachsene, wie Vorträgen von Spezialisten, ausgeweitet werden. Einen Bewegungspfad mit Yogaübungen zu schaffen, ist eine von Hagens vielen Ideen.

Noch herrscht im Walderlebniszentrum allerdings Hochsaison, und es bleibt wenig Zeit, Ideen in die Praxis umzusetzen. Hagen plant Führungen, bestellt Holz für den Bau von Vogelnestern, betreut die neuen Freiwilligen für das ökologische Jahr und stellt ihre ersten Zeugnisse aus. Nur noch am Schreibtisch zu sitzen, kommt für Hagen jedoch nicht infrage: "Ich will auch noch in den Wald."

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