Süddeutsche Zeitung

Krisenmanagement:Feuerwehr sieht sich für Waldbrände gewappnet

Hohe Temperaturen, wenig Regen, starker Wind: Die Wetterbedingungen wecken Sorgen und werfen Fragen nach der Einsatzbereitschaft auf.

Von Joshua Sans, Landkreis München

Heißes Wetter, wenig Regen, starker Wind: Die seit langem herrschenden Wetterbedingungen haben die Waldbrandgefahr erhöht. Die Wiesen, Felder und Wälder auch im Landkreis München sind trocken. Gepaart mit den vielen Berichten über Waldbrände in ganz Europa schürt das Ängste, auch hier könnte ein Feuer ausbrechen oder gar außer Kontrolle geraten. Unvergessen ist dabei, dass ein Feuerteufel im Münchner Osten über Jahre öfter zugeschlagen hat. Immer wieder brannte zwischen 2007 und 2020 in unwegsamem Gelände.

"Die Feuerwehr ist gut vorbereitet", sagt Harald Stoiber, der Kreisbrandrat des Landkreis München. Für das Löschen von Waldbränden gebe es spezielle Ausrüstung sowie eine taktische Ausbildung zur Vegetationsbrandbekämpfung. Johannes Bußjäger, Kommandant der Feuerwehr Grasbrunn, hat im Einsatz gegen die über Jahre mutmaßlich mit Absicht gelegten Brände öfter auf Feldern oder in Waldgebieten Einsätze geleitet. Die Grasbrunner haben ein Einsatzfahrzeug so umgerüstet, dass im Fahren brennende Wiesen gelöscht werden können. Bußjäger erläutert, dass die Ausrüstung zum Löschen von Waldbränden im Vergleich zur herkömmlichen Ausrüstung der Feuerwehr insgesamt kompakter sein müsse. So nutze die Feuerwehr kleinere Löschfahrzeuge als gewöhnlich, um in beengten Wäldern besser manövrieren zu können. Schmalere Schläuche sorgten außerdem dafür, dass weniger Wasser beim Löschen verbraucht werde. Dies sei wichtig, da der Zugang zu Löschwasser in Wäldern eingeschränkt sei und das Löschwasser oft in eigenen Tanks zum Einsatz mitgebracht werden müsse. Wilhelm Seerieder, Leiter des Forstbetriebs München der Bayerischen Staatsforsten, schätzt die Feuerwehr als gut vorbereitet auf mögliche Waldbrände ein: "Wir haben keine Sorge, dass es an der Infrastruktur der Feuerwehr hapert."

Neun von zehn Waldbränden werden laut Korbinian Holzapfel, Sprecher am bayrischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, durch Menschen ausgelöst. In Kombination mit den aktuellen Wetterbedingungen wäre seiner Einschätzung nach ein Waldbrand trotz guter Vorbereitung der Feuerwehr fatal. Deswegen sei es in der Waldbrandsaison von März bis Oktober verboten, im Wald zu rauchen. Aber nicht nur die unachtsam weggeworfene Zigarette stellt ein Waldbrandrisiko dar. Bei trockenem Boden kann es schon reichen, das Auto an der falschen Stelle abzustellen. Der heiße Katalysator von Verbrennungsmotoren ist in der Lage, trockenes Gras zu entzünden. Die Sprecherin der Kreisbrandinspektion, Martina Wende, empfiehlt daher, Autos gar nicht auf trockenem Gras abzustellen. Außerdem sei beim Parken darauf zu achten, stets genug Platz für Betriebs-, Rettungs- und Löschfahrzeuge zu lassen. Neben Rauchverbot und Vorsicht beim Parken sei sei es natürlich ratsam, kein offenes Feuer in Waldnähe zu entzünden, so Wende weiter. Man solle einen Abstand von 100 Metern zum nächsten Wald nicht unterschreiten.

Christian Leeb, Leiter des Wasserwirtschaftsamts München, erklärt, dass die trockene Streuschicht, die oberste Bodenschicht des Waldes, momentan das größte Risiko für Brände darstelle: "Es hat wenig geregnet in letzter Zeit. Der Starkregen, den es gab, fließt schnell in die Gewässer ab und schafft es nicht, den Boden aufzuweichen." Was es jetzt bräuchte, so Leeb, sei Regen, der im Idealfall über mehrere Tage anhalte. Zusätzlich zu den trockenen Böden kann starker Wind, wie es ihn in den letzten Tagen immer wieder gegeben hat, das Problem der Waldbrände verschärfen. Der Wind würde das Feuer antreiben, sagt auch Seerieder vom Forstbetrieb München. Eine besondere Gefahr für Waldbrände besteht im Landkreis München laut Harald Stoiber allerdings nicht. "Wir haben nicht die verstärkte Waldbrandgefahr wie in anderen Bundesländern." Das liege vor allem an der Beschaffenheit der Wälder in Bayern. Demnach stellten Kiefernwälder wegen der in den Bäumen enthaltenen ätherischen Öle eine besondere Gefahr dar.

Die Regierung von Oberbayern ist für die Überwachung der Waldbrandgefahr zuständig. Im Landkreis München werden Luftbeobachtungsflüge ab Stufe vier des Waldbrandgefahrenindex angeordnet, teilt ein Sprecher der Regierung von Oberbayern mit. Der Deutsche Wetterdienst informiert in der Waldbrandsaison täglich über den Index, der von Stufe eins (sehr geringe Gefahr) bis Stufe fünf (sehr hohe Gefahr) skaliert ist. In den vergangenen Tagen lag der Wert für den Landkreis München zwischen Stufe drei und vier.

Vor zwei Wochen hielt ein Brand im Berliner Grunewald die Einsatzkräfte in Atem, weil dort Kampfmittel gelagert worden sind. In welchem Umfang Kampfmittel in den Böden der Wälder im Landkreis München vorhanden sind, lässt sich nur schwer ermitteln. Oft würden Kampfmittel in den Böden erst gefunden, wenn aufgrund von Baumaßnahmen entsprechende Voruntersuchungen stattfinden würden, sagt Christine Joas vom Heideflächen-Verein Münchener Norden.

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