Churchills gern zitiertes Urteil, "die Demokratie" sei "die schlechteste aller Staatsformen - ausgenommen alle anderen", klingt nicht gerade wie eine Liebeserklärung. Diese pragmatisch-nüchterne Bewertung hat sich aber in unseren Breiten etabliert, dabei täte der Demokratie bei all ihren Mängeln gerade im Wettstreit mit mächtigen Autokratien ein wenig mehr Leidenschaft gut. Den Baierbrunnern kann man das indes nicht vorwerfen, sie sind verliebt in die Demokratie, und zwar wie niemand sonst in Deutschland.
Die offizielle Bestätigung in Form eines Pokals hat am Freitag der Baierbrunner Bürgermeister Patrick Ott erhalten: Die Vorsitzenden des Vereins "Demokratieverliebt", Timo Albeshausen und Steven Tümler, überreichten dem Rathauschef von der ÜWG eine Skulptur, die eine große Wahlurne darstellt. Verdient hat sich die Isartalgemeinde den Wanderpokal, weil sie bei der Bundestagswahl die Kommune mit der höchsten Wahlbeteiligung in ganz Deutschland war: Fast 90,8 Prozent der Baierbrunner haben dabei ihre Stimme abgegeben.
Patrick Ott zeigt sich stolz: "Ein schöner Termin. Für mich als Bürgermeister ist es eine Ehre, für so eine Gemeinde tätig zu sein." Ziel des Vereins "Demokratieverliebt", der vor einigen Jahren aus einer Initiative von Politikstudenten und ihres Professors hervorgegangen ist und seinen Sitz im niedersächsischen Walsrode hat, ist es unter anderem, "auf die Bedeutung demokratischer Wahlen und einer hohen Beteiligung an diesen als Symbol politischer Partizipation allgemein aufmerksam zu machen". Der Pokal wurde heuer erstmals im Zuge einer Bundestagswahl vergeben. "Ich finde es eine witzige Idee, dass man mit so einem Wettbewerb vielleicht auch allgemein einen Anreiz für eine höhere Wahlbeteiligung setzt", sagt Ott.
Für die Gemeinde Baierbrunn, die auch dazu beitrug, dass der Wahlkreis München-Land mit 84,8 Prozent derjenige mit der höchsten Wahlbeteiligung in Deutschland war, ist die Vorbildrolle in Sachen demokratischer Partizipation nichts Ungewöhnliches. Auch bei anderen Wahlen in der jüngeren Vergangenheit oder dem Engagement für das Volksbegehren "Rettet die Bienen" belegte die Gemeinde mit rund 3400 Einwohnern den Spitzenplatz im Landkreis München. Der gut ein Meter hohe Wanderpokal wird nun im Foyer des Rathauses aufgestellt. "In vier Jahren wollen wir ihn verteidigen", so Ott.