Süddeutsche Zeitung

Begehbare Karte im Heimatmuseum:Der Hachinger Bach ist museumsreif

Eine begehbare Landkarte des Wasserlaufs ist die neueste Errungenschaft der heimatkundlichen Ausstellung in Unterhaching. Gestaltet haben sie Mitglieder des Fördervereins innerhalb von vier Monaten.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter freut sich heute noch über den gelungenen Aprilscherz vor fünf Jahren. Weil gerade ein Mühlrad im Heimatmuseum ausgestellt war, hatte er in örtlichen Zeitungen angekündigt, dass der Hachinger Bach nunmehr mitten durch das Museum gleitet werde und Interessenten mit einem Stück Holz kommen sollten, das eine vom Mühlrad betriebene Säge auf Wunsch zersägen würde.

Tatsächlich sei ein älteres Ehepaar mit einem Stück Holz erschienen. Seit wenigen Tagen läuft der Hachinger Bach tatsächlich mitten durch das Museum. Man kann ihn abgehen, ohne nass zu werden, und von der Quelle bis zur Mündung schaffen es Museumsbesucher in wenigen Sekunden. Eine begehbare Karte ist die neueste Errungenschaft, mit der der Förderverein des Heimatmuseums Besucher anlocken will. Die Karte ist als Folie auf den Fußboden geklebt worden und zeigt die frühere Lebensader der Gemeinde im Maßstab 1:3300. Informationskarten, die der Museumsbesucher am "Bachufer" vorfindet, erläutern dazu die historischen und geologischen Besonderheiten entlang des gesamten Bachverlaufs.

"Mit dem heutigen Tag erweitern wir die Reihe bemerkenswerter Exponate des Unterhachinger Heimatmuseums und schreiben - aus meiner Sicht - ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte unserer Ortssammlung", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) in seiner kurzen Eröffnungsrede. Ganz ohne nasse Füße könne nun der gesamte Verlauf des Hachinger Baches vom Aufhofener Weiher bis zum Ismaninger Speichersee nachvollzogen werden. Ja, tatsächlich, wer glaubte, die Quelle des Hachinger Baches sei in Deisenhofen und er würde 15 Kilometer kurz hinter dem Michaelibad in Berg am Laim versickern, wird beim Blick auf die neun Meter lange und drei Meter breite Folie eines Besseren gelehrt.

Hinter Berg am Laim geht es weiter

Gertraud und Klaus-Peter Schubert und andere Bachliebhaber haben Quellenstudium betrieben und wissen nun: Die oberste Quelle liegt in Aufhofen, und hinter Berg am Laim fließt er weiter, und zwar am Ismaninger Speichersee vorbei bis nach Finsing, wo er in den Isarkanal mündet - und schließlich ins Schwarze Meer.

Die erste maßstabsgerechte Skizze hatte Gertraud Schubert auf eine Tapetenrolle gezeichnet. Für die Wand, so kam man schnell überein, ist die Karte zu lang. Meike Gerchow, Architektin und aktives Mitglied des Fördervereins, hatte dann die Idee, die Karte als Bodenbelag drucken zu lassen. "Nun wurde gemessen, mit Zeitungspapier die Fläche modelliert", heißt es in einer kurzen schriftlichen Zusammenfassung des Museumsteams unter dem Titel "Wie die Bach-Landkarte entstand - panta rhei - alles fließt."

Bevor Meike Gerchow und Hans-Karl Steinert mit der fachmännischen Verlegung der dreigeteilten Karte mit einer Auflösung von 139 dpi beginnen konnten, hatte die Schuberts einiges an Vorarbeit zu leisten. Klaus-Peter Schubert setzte sich an den Rechner, kopierte zunächst einen Kartenausschnitt der Open-Street-Map von Oberhaching bis Berg am Laim. Auf mehreren Ebenen darüber wurden unter anderem der Bach und zur Orientierung die wichtigsten Straßen und Bahnen, auch die beiden Römerstraßen sowie die Ortsnamen gezeichnet, Getraud Schubert zeichnete die Kirchtürme.

Zahlreiche Versuche mit der Größe der Schriften, der Kirchtürme und der Kartenzeichen folgten. "Auch Betrachter mit Gleitsichtbrillen sollten ja alles ohne Bücken lesen können", heißt es in der Zusammenfassung des Museumsteams. Insgesamt habe die Entstehung der Karte vier Monate gedauert. Auf Anfrage werden an den Sonntagen, an denen das Heimatmuseum geöffnet hat, auch "Bach-Führungen" angeboten, die für Schulklassen bestens geeignet sind.

"Rudi Bachratz" und "Barnabas der Biber", zwei fellweiche Handpuppen, stehen bereit. Nicht nur Geschichte, sondern vor allem Geschichten sollen erzählt werden. An diesem Sonntag, 29. Juli, werden von 13.30 bis 16.30 Uhr Führungen angeboten.

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SZ vom 26.07.2018/belo
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