Süddeutsche Zeitung

Dreigroschenoper:Umjubelte Freizügigkeit

Den Zuschauern im Volkstheater hat es gefallen: Mit minutenlangem Applaus würdigten sie Stückls Inszenierung der Dreigroschenoper. Die freizügigen Kostüme störten sie nicht. In Bildern.

Es ist ein Grusel- und Kuriositätenkabinett wie in einer Geisterbahn oder im Traditionsvarieté Schichtl auf dem Oktoberfest: Fünf schaurige Kreaturen bevölkern als "Grundtypen des Elends" die Welt des Bettlerkönigs Peachum und geistern stumm durch den Theaterabend. In Christian Stückls Inszenierung von Brechts "Dreigroschenoper" am Münchner Volkstheater treiben Peachum und Gangsterboss Mackie Messer in einem Schaustellerkosmos ihr Unwesen.

Die Premiere wurde vom Publikum am Samstagabend minutenlang stürmisch gefeiert. Intendant Stückl hat für seine einzige Neuinszenierung am Volkstheater in der laufenden Spielzeit Stefan Hageneier vom Bayerischen Staatsschauspiel für die Bühne und Kostüme geholt, mit dem er bereits bei den Passionsspielen in Oberammergau zusammengearbeitet hat. Zusammen  Die Inspiration kam Stückl in Indien: auf einem Rummeplatz vor einer Geisterbahn mit echten Menschen als Gespenstern. Im Bild (v.l.): Friedrich Spiesser (Trauerweidenwalter), Michael Kilian(Sägerobert), Xenia Tiling (Seeräuberjenny), Justin Mühlenhardt (Münzmathias), Adam Markiewicz (Hakenfingerjakob) und die Huren.

Peachum (Stefan Ruppe) stolziert wie ein Zirkusdirektor oder Kapellmeister durchs Leben und versucht sich zwischendrin auch mal als Messerwerfer. Im Bild: Schauspieler Stefan Ruppe als Peachum.

Die Polizisten wurden mit Bobby-Uniformen ausgestattet, die goldgewandeten Huren mit großen Kunstbrüsten. Mackies Gangsterbande besteht aus fünf Männern mit Schnauzern und nach hinten gegelten Haaren. Im Bild: Schauspielerin Xenia Tilling als Spelunkenjenny und zwei weitere Schauspieler.

Polly wandelt sich während des Stücks vom Mauerblümchen in bis obenhin zugeknöpfter Bluse zur selbstbewussten Verbrecherchefin im rosa Tutu. Selbst die Musikband "Alien Combo" um Micha Acher von der Indi-Gruppe The Notwist marschiert in orangefarbenen Zirkuskostümen auf und wird immer wieder mit in das Geschehen einbezogen. Im Bild: Sybille Lambrich als Polly Peachum und die Schauspieler Pascal Fligg als Macheath (M.) und Justin Muehlenhardt als Münzmathias.

Stückl musste sich nach eigenen Angaben bei den Proben erst gar nicht gegen Bilder aus anderen Inszenierungen der "Dreigroschenoper" wehren: "Ich selber habe sie persönlich noch niemals gesehen", verriet der Intendant vor der Premiere. Wenn man alle deutschen Theater im Blick habe, werde das Stück zwar oft gespielt. In München aber sei die "Dreigroschenoper" schon seit vielen Jahren nicht mehr zu sehen gewesen: "Da gehört sie mal wieder her." Im Bild: Pascal Fligg als Macheath (l.) und Tobias van Dieken als Brown.

In der mehr als dreistündigen Inszenierung wird geraucht und gesoffen, gesungen und getanzt, geschossen und geliebt. Im Bild: Pascal Fligg als Macheath und die Schauspielerin Kristina Pauls als Lucy.

Für das Volkstheater zeichnet sich jetzt schon ab, dass die aufwendige Inszenierung zur Erfolgsgeschichte werden dürfte: Bislang verzeichnet das Haus eine Rekordnachfrage nach Karten, alle bisher angesetzten zwölf Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Im Bild: Pascal Fligg als Macheath und die Schauspielerin Kristina Pauls als Lucy.

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