Das neue Programmheft der Volkshochschule im Norden des Landkreises München ist mehr als 220 Seiten dick, die Titelseite ziert ein beeindruckendes Foto von Polarlichtern, das die österreichischen Reisejournalisten Petra und Gerhard Zwerger-Schoner hoch im Norden Europas aufgenommen haben. Anfang April werden die beiden mit ihrer Multivisionsshow auf Einladung der VHS Nord und des örtlichen Kulturamtes im Unterföhringer Bürgerhaus zu Gast sein.
Ansehen wird sich diese Vorstellung bestimmt auch VHS-Direktor Lothar Stetz. Er fotografiert selbst gern, kann aber nach eigenen Worten noch das ein oder andere lernen. Nach dem Ende des Frühjahrs- und Sommersemesters wird er dafür mehr Zeit haben. Dann geht Stetz nach 16 Jahren als Chef der Erwachsenenbildung im Münchner Norden in den Ruhestand. Das aktuelle Programm ist somit das letzte, das er in seiner Leitungsfunktion verantwortet hat.
Gelistet sind darin fast 1530 Kurse, Veranstaltungen und Vorträge, die in an den vier Standorten Garching, Ismaning, Unterföhring und Unterschleißheim stattfinden. Die Palette der Angebote ist groß: Abgedeckt werden die Bereiche Politik, Pädagogik, Kunst und Kultur, Fotografie, Gesundheit, Sprachen, berufliche Bildung und EDV, wie Stetz und sein Team am Montagmittag bei der Vorstellung des Programms informierten.
Die VHS Nord ist mit mehr als 45 000 Besuchern und knapp 3200 Veranstaltungen pro Jahr die zweitgrößte Einrichtung für Erwachsenenbildung in ganz Oberbayern. Finanzielle Hürden, um an einem Kurs teilzunehmen oder sich einen Vortrag anzuhören, gibt es nicht. Nach den Worten von Stetz können Menschen aus dem Einzugsgebiet, die knapp bei Kasse sind und etwa Bürgergeld oder Unterstützung aus dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, die VHS weiterhin gebührenfrei besuchen. „Das ist eine große Leistung unserer Trägerkommunen“, sagt der Direktor und verweist auf Erfahrungen, dass die Zahl jener, die sich die Teilnahme nicht leisten könnten, in den vergangenen Jahren stetig zugenommen habe.

Während Kommunen andernorts ihre örtlichen Volkshochschulen zum Sparen verdonnern, wie etwa die Gemeinde Haar, teilt die VHS Nord dieses Schicksal nicht. „Unsere Träger sind vergleichsweise gut ausgestattet“, freut sich Stetz, er hoffe sehr, dass dies so bleibt. „Wir brauchen nicht mehr Geld“, die VHS Nord versuche zum Beispiel, über moderate Gebührenanpassungen sicherzustellen, „dass wir weiter wirtschaftlich arbeiten können“. Stetz ist zudem davon überzeugt, „dass unsere vier Kommunen wissen, was sie an ihrer VHS haben“. Dass er damit richtig liegt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Stadt Garching und die Gemeinde Unterföhring erst in jüngster Zeit neue und gut ausgestattete Zentren für die Erwachsenenbildung geschaffen haben.
Themen dieses Semesters sind KI und Rechtspopulismus
Was die Gewinnung von Dozentinnen und Referenten angeht, sieht sich die VHS Nord ebenfalls in einer vergleichsweise glücklichen Lage. Viele Kursleitungen seien schon lange Zeit mit der Einrichtung verbunden, es gebe einen großen Pool, auf den man zurückgreifen könne, so Stetz, auch wenn die Volkshochschulen bekanntlich „keine Spitzenhonorare“ zahlen könnten. Die VHS Nord habe sich während der Corona-Zeit ihren freiberuflichen Dozenten gegenüber „sehr solidarisch gezeigt“, es habe keine Kurzarbeit gegeben und man habe sich bemüht, mit Online-Formaten und hybriden Kursen sowohl die Leiterinnen und Leiter sowie die Teilnehmer zu halten. Das sei zum Glück gelungen.
Diese digitalen Errungenschaften behält die Nord-VHS auch im neuen Semester bei, vor allem im Bereich der Vorträge. Einen Schwerpunkt im Programm bildet das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Widmen wird man sich überdies unter anderem dem Themenfeld der künstlichen Intelligenz, den Gefahren durch den erstarkenden Rechtspopulismus und der Frage, wie man trotz aller Krisen und Kriege die Hoffnung nicht verlieren muss.
Vorsichtige Erleichterung herrscht bei der VHS darüber, dass die Zitterpartie nach dem Ampel-Aus im Hinblick auf Sprach- und Integrationskurse für Migranten zumindest vorerst vorbei sei, wie die stellvertretende Direktorin Alina Comber sagt, die den Fachbereich Sprachen leitet. Es gebe zwar Einschnitte, „aber es geht weiter“, so Comber. Dennoch schaue man gespannt auf den Ausgang der Bundestagswahl am 23. Februar, räumt Stetz ein. Der VHS-Chef wird Mitte Juli offiziell verabschiedet. Seine Nachfolge ist bereits geregelt: Andreas Frankenhauser, zuletzt Leiter der VHS Winnenden bei Stuttgart, übernimmt im Mai die Geschäfte – und ein gut bestelltes Feld.
Weitere Informationen zum Programm und Anmeldung unter www.vhs-nord.de.