Speziell in der Bauverwaltung hat die Gemeinde Oberschleißheim weiterhin Personalmangel. Zwei Stellen sind akut nicht besetzt. Aber wenn die Sollstärke der Gemeindeverwaltung mal erreicht ist, steht das nächste Problem an: Wohin mit den Mitarbeitern? "Das Rathaus platzt aus allen Nähten", warnt Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW). Hierüber müsse sich der Gemeinderat "in nächster Zeit mal Gedanken machen".
Im Kommunalwahlkampf 2014 hatten die Freien Wähler mal einen Rathausneubau erwogen, aber der ist laut Kuchlbauer "derzeit wohl nicht mehrheitsfähig". So könne es nur auf eine Erweiterung des Standorts an der Freisinger Straße hinauslaufen. "Oberschleißheim wächst und wird sich weiter verändern", sagt der Bürgermeister, da müsse das Rathaus auf der Höhe der Zeit bleiben.
Aktuell sind zwei Vollzeitstellen in der Bauverwaltung nicht besetzt. Ein Bautechniker wird gerade per Ausschreibung gesucht. Die Verwaltungsstelle wird für Sebastian Machl freigehalten, der im Rathaus seine Ausbildung absolviert und im Herbst damit fertig ist. "Die Bauverwaltung arbeitet schon am Anschlag", sagt Kuchlbauer, es müssten auch schon Arbeiten extern vergeben werden, "weil wir das nicht mehr schaffen".
Grundsätzlich habe Oberschleißheim "schon eine sehr schlanke Verwaltung", findet er. Mit neuen Stellen hatte sich der Gemeinderat zuletzt allerdings schwer getan. Nach Darstellung Kuchlbauers wurde eine von ihm gewünschte Neueinstellung im Hallenbad vom Gremium abgelehnt, die eines neuen Hausmeister von der beantragten Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle reduziert.
Neuer Mitarbeiter zum 1. Juli wird der neue Gemeindekämmerer Thomas Oßwald. Der bisherige Finanzverwalter der Gemeinde Pliening im Landkreis Ebersberg folgt auf Robert Schuhbauer, der das Rathaus im April verlassen hatte. Keiner der drei Abteilungsleiter im Organigramm der Gemeindeverwaltung ist damit aktuell länger als eineinhalb Jahre im Amt, der Routinierteste in der Führungsebene ist derzeit der Bürgermeister - und der amtiert seit Mai 2014.
Das Oberschleißheimer Rathaus am Schlossparks wurde 1914 als Schulhaus errichtet. Die neue Schule ergänzte und ersetzte damals das 1883 errichtete benachbarte Schulgebäude, an dessen Stelle heute das Feuerwehrhaus steht. Ins Schulhaus war im ersten Stock die Gemeindekanzlei eingezogen. Nach der Zerstörung des alten Schulhauses durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg war für die Gemeinde kein Platz mehr und man zog an die Mittenheimer Straße. Nach dem Bau einer neuen Schule an der Jahnstraße hatte die alte Schule an der Freisinger Straße 1964 ausgedient.
Um den Umbau zum Rathaus gab es eine bizarre kommunalpolitische Posse. Der damalige Bürgermeister Luitpold Brux hatte vor, ein Rathaus nahe der Pfarrkirche Maria Patrona Bavariae zu errichten, um so um Kirche und Rathaus ein Ortszentrum aufzubauen. 1960 wurde ein Neubau an der Hofkurat-Diehl-Straße beschlossen, der Rathaus und Polizeistation aufnehmen sollte. Bei den Kommunalwahlen im selben Jahr verlor Brux Amt und Ratsmehrheit aber an Julius Kugler, zuvor Verwaltungsleiter und Gemeinderat in Personalunion. Als Brux in den Wochen zwischen Wahl und Amtswechsel noch einen Beschluss zum Neubau durchdrücken wollte, verließen Kugler und seine Anhänger die Sitzung und machten den Gemeinderat so beschlussunfähig. Später wurde der Beschluss aufgehoben, an der Hofkurat-Diehl-Straße wurde nur eine Polizeiinspektion gebaut, das Rathaus zog in das renovierte alte Schulhaus. 1984 wurde es nochmals modernisiert und auf den heutigen Stand gebracht, 2009 wurde ein Aufzug ergänzt und die Brandschutzvorkehrungen erneuert.