Verseuchte Eier:Dioxin-Verdacht in Münchner Betrieben

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Skandal weitet sich aus: Kontrolleure stellen bei sieben Firmen große Mengen Flüssig-Ei sicher. Doch die Stadt darf keine Auskunft geben.

B. Kastner und C. Sebald

Auch in München sind Ei-Produkte aufgetaucht, die vermutlich mit Dioxin belastet sind. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wurde am Mittwoch in sieben Betrieben verdächtiges Flüssig-Ei in größeren Mengen sichergestellt. Es handelt sich dabei um lebensmittelproduzierende Firmen, offenbar auch im gastronomischen Bereich. Städtische Lebensmittelkontrolleure verfügten, dass die in den Lagern der sieben Betriebe noch vorhandene Ware vorerst nicht verwendet werden darf.

In sieben Münchner Betrieben wurde verdächtiges Flüssig-Ei in größeren Mengen sichergestellt. (Foto: dapd)

Derzeit wird geprüft, ob das Flüssig-Ei tatsächlich Spuren von Dioxin enthält. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Masse bereits verarbeitet und möglicherweise auch verzehrt wurde. Flüssig-Ei wird beispielsweise für die industrielle Produktion von Nudeln und Backwaren verwendet. Der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, wollte derweil nicht ausschließen, dass weitere dioxinverseuchte Eier und womöglich auch kontaminiertes Tierfutter in Bayern entdeckt werden.

Eine offizielle Bestätigung der Münchner Funde gab es am Donnerstag nicht. Das für Lebensmittelkontrolle zuständige Kreisverwaltungsreferat wurde nach eigenen Angaben angewiesen, keine Auskünfte an die Medien zu geben, ebenso die Regierung von Oberbayern. Ob weitere Betriebe im Großraum München möglicherweise dioxinbelastete Eier oder sonstige Produkte erworben oder verarbeitet haben, ist bislang nicht bekannt.

Das LGL - eigentlich dafür zuständig, die Öffentlichkeit zu informieren - erklärte am Donnerstag, dass es "nichts Neues" gebe. Am Mittwochnachmittag hatte das LGL bekanntgegeben, dass bereits vor Weihnachten an einen Handelsbetrieb in der Oberpfalz dioxinbelastete Eier geliefert worden waren. Sie stammten von einer Firma in Niedersachsen, in der belastetes Futtermittel verfüttert worden war. Der Großhändler hatte den Verdacht selbst angezeigt. Gut die Hälfte der 410.000 Eier wurde in dem Unternehmen sichergestellt. Erste Analysen ergaben, dass in ihnen der Dioxin-Grenzwert bis zum Dreifachen überschritten wird.

Weitere 150.000 Eier hatte der Großhändler bereits zurück nach Niedersachsen geliefert. Die restlichen 22.000 Eier waren zwischen 16. Dezember und 23. Dezember an einen Frischdienst im Landkreis Pfaffenhofen gegangen, der sie zu Flüssig-Ei für Lebensmittelbetriebe verarbeitete. Andreas Zapf wollte nicht bestätigen, dass die sieben Münchner Betriebe das kontaminierte Flüssig-Ei von dem Pfaffenhofener Frischdienst bezogen haben. "Aber insgesamt sind von ihm an 25 Betriebe verdächtige Chargen gegangen", erklärte Bayerns oberster Lebensmittelkontrolleur. Die Lieferungen erfolgten zwischen dem 20. und 28. Dezember. Allein deshalb dürften größere Mengen längst verarbeitet worden sein.

Zapf betonte zugleich, es gebe keine weiteren Hinweise darauf, dass Bayern noch stärker von dem Dioxin-Skandal betroffen ist. "Wir wissen weder von weiteren kontaminierten Eiern noch von Futtermitteln", sagte der LGL-Chef. Für eine Entwarnung sei es allerdings zu früh. "Denn die Warenströme sowohl im Futtermittelsektor wie in der Lebensmittelindustrie sind viel zu verschlungen, als dass wir jetzt schon alles wissen könnten", erklärte er.

Die Grünen im Landtag übten scharfe Kritik am LGL. "Die Verbraucher müssen umfassend informiert werden, welche Betriebe und Produkte betroffen sind", forderten sie. Das Landesamt habe es bisher aber versäumt, aktiv für rasche Informationen zu sorgen.

© SZ vom 07.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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