Verständigung erleichtern:Mittler zwischen den Welten

Verständigung erleichtern: Die neuen Kulturdolmetscher Lihong Wang-Brunner, Imraan Safi, Daniela Huber, E. Mahmoud Mohamed Aly, Soeun Lee, Müslüm Korkmaz und Daniel Banjah (vorne von links) sowie Liditz Lesotho Sobgui Hapawa, Admir Kraja und Selami Kirgil (verdeckt) erhielten am Montagabend ihre Zertifikate.

Die neuen Kulturdolmetscher Lihong Wang-Brunner, Imraan Safi, Daniela Huber, E. Mahmoud Mohamed Aly, Soeun Lee, Müslüm Korkmaz und Daniel Banjah (vorne von links) sowie Liditz Lesotho Sobgui Hapawa, Admir Kraja und Selami Kirgil (verdeckt) erhielten am Montagabend ihre Zertifikate.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Volkshochschule Süd-Ost hat zehn neue Kulturdolmetscher ausgebildet. Alle haben einen Migrationshintergrund und wollen mit ihrer Erfahrung und ihren Sprachkenntnissen helfen, Missverständnisse zu vermeiden

Von Antonia Dieterle, Ottobrunn

Daniela Huber (Name geändert) wurde in der Türkei geboren, lebt aber seit ihrem vierten Lebensjahr mal in Deutschland, mal in den USA. Ihre beiden Söhne sind in den Vereinigten Staaten geboren, haben einen deutschen Pass und sprechen Deutsch und Englisch. Mittlerweile lebt Huber mit ihrer Familie in Ottobrunn und darf sich seit Montag offiziell "Kulturdolmetscherin" nennen.

Bereits zum zweiten Mal vergibt die Volkshochschule Süd-Ost in Kooperation mit der Caritas Zertifikate an Ehrenamtliche, die mithilfe ihrer sprachlichen und kulturellen Fähigkeiten zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen als eine Art "Übersetzer" vermitteln können. Die zehn Ehrenamtlichen aus dem Landkreis München haben alle selbst einen Migrationshintergrund und wissen aus eigener Erfahrung, dass es in der Verständigung zwischen Kulturen zu Missverständnissen kommen kann. Die neuen Kulturdolmetscher sprechen alle Deutsch und eine weitere Sprache so gut, dass solche Missverständnisse mit ihrer Hilfe vermieden und besser erklärt werden können.

Christof Schulz, Geschäftsführer der Volkshochschule Süd-Ost, und Matthias Hilzensauer, Kreisgeschäftsführer der Caritas-Dienste im Landkreis München, sehen es als besonderen Gewinn, das Angebot auf mehr als 25 unterschiedliche Sprachen zu erweitern. Mit den zehn neuen Ehrenamtlichen werden Koreanisch, Kurdisch, Turkmenisch, Arabisch sowie arabische Dialekte, Azerbaijdschanisch, Albanisch, Kosovo-Dialekte, afrikanische Dialekte, Chinesisch, Farsi, Dari und Pashtu angeboten. Der Einsatz der Kulturdolmetscher als "Schnittstelle der Verständigung untereinander und miteinander", wie Hilzensauer es beschreibt, erfolgt in den Bereichen Bildung und Familie, Gesundheit und Hospiz sowie Behörden und Recht.

Gülay Demirtaş Korkmaz ist heute mit ihrem Mann Müslum Korkmaz hier. Dieses Mal bekommt er das Zertifikat zum Kulturdolmetscher und Demirtaş Korkmaz berichtet von ihrem ersten Jahr als Kulturdolmetscherin. Sie arbeitete in einem Hospiz und macht kein Geheimnis daraus, dass diese Aufgabe nicht immer einfach war: "Ich wusste nicht, was auf mich zukommt", erzählt Gülay Demirtaş Korkmaz, die den neu Qualifizierten nun einen realistischen Einblick in die praktische Arbeit des Kulturdolmetschens vermitteln kann.

In insgesamt sieben Trainings wurden Situation des Alltags in Rollenspielen nachgestellt. Insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund ist der richtige Umgang mit Vorurteilen ein wichtiger Punkt dieser Ausbildung, denn häufig ist non-verbale Kommunikation ein Auslöser kultureller Missverständnisse.

Auch Daniela Huber kennt diese Situationen aus ihrem Alltag in Deutschland gut. In der Schlange beim Bäcker ausgelassen zu werden ist für sie noch immer eine Ungerechtigkeit, doch sie hat sich entschieden ihre Energie in die ehrenamtliche Arbeit als Kulturdolmetscherin zu stecken und sagt: "Es tut uns allen gut." Die ungerechte Behandlung ihrer Kinder ist für die Mutter von zwei Söhnen ein wunder Punkt und es fällt ihr schwer, sich davon nicht betroffen zu fühlen.

Von der Qualifizierung zur Kulturdolmetscherin erfuhr die ausgebildete Reisekauffrau, die selbst Deutsch, Englisch, Türkisch, Kurdisch und Griechisch spricht, aus der Zeitung. Mit einem Amerikaner verheiratet, verbrachte sie viel Zeit in den USA, einem Land voller kultureller Gegensätze. Sie weiß heute, wie unterschiedlich Länder und Kulturen sind und möchte ihre Erfahrungen an andere Frauen weitergeben. Sie sei "pro Frauenrechte", sagt Daniela Huber, und es liege ihr viel daran, muslimischen Frauen im Landkreis München zu helfen. Sei es bei der Wahl der Kleidung oder beim Fahrradfahren.

Angeregte Gespräche nach der Zertifikatsverleihung zeigen, wie gut die Kulturdolmetscher bereits sind. Um es in den Worten von Bürgermeister Loderer zu sagen: "Wenn am Ende alle Kulturdolmetscher sind, dann redet jeder mit jedem."

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