Verkehrspolitik:Einfacher, größer, vernetzter

Verkehrspolitik: MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch war auf Einladung der Grünen zu Gast im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum.

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch war auf Einladung der Grünen zu Gast im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum.

(Foto: Claus Schunk)

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch skizziert in Taufkirchen seine Vision für die Zukunft des Verkehrsverbunds

Von Carina Seeburg, Taufkirchen

Wer in und um München unterwegs ist, weiß: An zügiges Vorankommen ist besonders in Stoßzeiten weder auf den Schienen noch auf den Straßen zu denken. "Wir haben ein Riesenverkehrsproblem in der Region", stellt auch Bernd Rosenbusch, Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV), fest. Die Einwohnerzahlen im Ballungsraum München seien in den vergangenen Jahren stark gestiegen und würden weiter wachsen. Um das System belastbar und damit zukunftsfähig zu machen, brauche es eine Mobilitätswende, leitet Rosenbusch den Vortrag über seine Vision für einen MVV der Zukunft ein.

Dass das Thema viele Menschen im Landkreis betrifft und umtreibt, zeigt sich an diesem Abend deutlich: Der Einladung der Grünen zu einem Diskussionsabend mit dem MVV-Geschäftsführer sind circa hundert Menschen gefolgt - der Saal im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum ist bis auf den letzten Platz belegt. "Es bewegt sich gerade einiges in der Verkehrspolitik", räumt Christoph Nadler, Fraktionsvorsitzender im Münchner Kreistag und Landratskandidat, ein. Die MVV-Tarifreform beschere dem Großteil der Kunden billigere Fahrkarten. "Es wird für viele Leute einfacher, es wird für viele Leute billiger", sagt Nadler. Zwischen Unter- und Oberföhring habe eine E-Buslinie ihren klimaschonenden Betrieb aufgenommen, weitere Trassen für Elektrobusse seien in der Planung. "Aber reicht das alles aus?", fragt Nadler und gibt selbst die Antwort: "Wir meinen, es reicht bei weitem nicht aus."

Dem kann sich MVV-Geschäftsführer Rosenbusch anschließen. "München ist Stauhauptstadt", das sei ein Fakt. Aber auch der gesamte Großraum um München ersticke im Verkehr. Im Gegensatz zu anderen Ballungszentren in Deutschland gebe es in der Region neben der Landeshauptstadt keine größeren Kreisstädte. Dadurch sei der gesamte Pendlerverkehr der Region auf München ausgerichtet. "München funktioniert wie ein Trichter - das ist unser Kernproblem." Ein anderes sei, dass insbesondere der Bund - zuständig für die S-Bahn - in den vergangenen Jahren Investitionen in den Bahnnahverkehr sträflich vernachlässigt habe. Dabei würden Fernverbindungen von der Mehrheit der Bevölkerung weitaus seltener genutzt als das Nahverkehrsnetz.

Um dieses belastbarer zu machen und noch mehr Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf die Schiene oder in den Bus zu wechseln, brauche es die besagte Mobilitätswende. Gefragt nach seiner Vision für einen MVV der Zukunft, unterscheidet Rosenbusch zwischen der Planung langfristiger Großprojekte und kurzfristig umsetzbarer Maßnahmen. So sei der MVV beispielsweise an Studien zur Umsetzbarkeit von Seil- und Magnetbahnen im Landkreis München beteiligt. Bis zur Umsetzung von größeren Projekten seien aber schnelle Lösungen wie der Ausbau des Busverkehrs das Mittel der Wahl.

Hierzu müssten rasch Busspuren geschaffen werden, die einen maximalen Bus-Takt ermöglichen. Tangentialverbindungen rund um München seien in der Planung. Wichtig seien auch gut funktionierende Park-and-ride-Angebote, nicht nur an den S-Bahnhöfen in den Landkreisen, sondern auch an Autobahnenden müsse es Parkplätze mit einer Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr geben. Eine große Chance sieht Rosenbusch auch in der Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsanbieter. Carsharingangebote, Mieträder und Sammeltaxis müssten besser mit Bahnen und Bussen des MVV koordiniert und in einer gemeinsamen App verbunden werden. Weitere Neuerungen seien in der Planung. So befände sich ein E-Tarif nach dem "Check-in, check-out"-Prinzip noch in der Testphase. Dabei wird über eine Handy-App kilometergenau abgerechnet. Ein Modell, das besonders Gelegenheitsfahrer anlocken soll. Für regelmäßige Nutzer des MVV sei mit der Tarifreform bereits ein wichtiger Schritt hin zu einem einfacheren System getan.

Ein weiteres wichtiges Ziel Rosenbuschs ist die Erweiterung des Verbunds, damit Pendler und Touristen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Dabei schwebt Rosenbusch ein Netz von München bis in den Alpenraum vor, für das man nur ein Ticket benötige. Denn es bleibe dabei: "Solange wir's nicht schaffen, einen leichten Zugang zu schaffen, werden die Menschen weiter Auto fahren", sagt Rosenbusch. Dass sich ein Teil der Bevölkerung ohnehin nicht davon abhalten lässt, ins Auto zu steigen, davon ist David Grothe, Bürgermeisterkandidat der Grünen in Taufkirchen, überzeugt. Diesen Menschen könne man als Grünen-Politiker sagen: "Wir wollen, dass Ihre Straßen freier werden." Wobei Grothe neben dem öffentlichen Verkehr auch den Fahrradverkehr ausbauen möchte.

Was es für die Mobilitätswende braucht, darin sind sich Rosenbusch, Nadler und Grothe einig: Ohne Druck aus der Bevölkerung wird die Politik das nötige Geld nicht bereitstellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: