Verkehrskonzept:Mehr Rad- und Fußwege, aber auch neue Straßen

Verkehrskonzept: In der viel befahrenen Leibstraße in der Ortsmitte sollen nach dem Willen der Bürger Radwege entstehen.

In der viel befahrenen Leibstraße in der Ortsmitte sollen nach dem Willen der Bürger Radwege entstehen.

(Foto: Claus Schunk)

Haar trägt die Ergebnisse von Online-Umfrage und Workshop zur Mobilität zusammen. Jetzt geht es um die Prioritätenliste

Von Martin Mühlfenzl, Haar

Weit mehr als 500 Einwohner Haars haben sich in den vergangenen Monaten mit der Frage beschäftigt, wie sich der Verkehr in der Gemeinde entwickeln soll und mit welchen Konzepten die Mobilität verbessert werden kann. In einem Workshop und per Online-Beteiligung hatten sie ihren Gemeinderäten einiges an Arbeit mit auf den Weg gegeben. Am Dienstagabend wurden im Gemeinderat die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses am "Integrierten Mobilitätskonzept" vorgestellt. Sie machten deutlich, dass es zahlreiche Konfliktfelder gibt und sich die Bewohner der außerhalb gelegenen Ortsteilen eine bessere Anbindung ans Zentrum wünschen.

Die vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München zusammengefasste Analyse ist das Resultat eines Prozesse, der im November mit der ersten Sitzung eines Lenkungskreises seinen Anfang nahm. Einer Bestandsanalyse folgten ein Bürgerworkshop im März, an dem etwa 100 Bürger teilnahmen, sowie die Online-Befragung mit 432 Teilnehmern. Die daraus resultierenden Ziele sollen bis Ende Juli in ein Konzept gegossen werden, um anschließend erste Maßnahmen konkret angehen zu können.

Dazu zählt etwa eine Radschnellverbindung von der Haarer Ortsmitte über den Ortsteil Salmdorf bis in die Messestadt Riem, die sich viele Bürger wünschen. Bisher fehlt eine direkte, für Radfahrer ausgebaute Trasse. Den Umweg von Haar über die B 471 nach Ottendichl und von dort in Richtung Salmdorf und Riem erachten viele als zu gefährlich. Vor allem die B 471 sei für Radfahrer zu schmal und nicht sicher.

Das gilt auch für die Radwege entlang der B 304, die zahlreiche Teilnehmer der Bürgerbeteiligung als gefährlich ausgemacht haben. In der Leibstraße, der viel befahrenen Einkaufsstraße mitten in Haar, sollen dem Willen der Bürger nach ebenso neue Radwege entstehen wie am Bahnhofsplatz und am Kreisverkehr an der Leibstraße. Ein Wunsch, den auch viele Gronsdorfer äußerten, die sich Verbesserungen an der Bahnunterführung wünschen.

Aber auch Fußgänger sehen noch deutlichen Verbesserungsbedarf an viel befahrenen Strecken, etwa an der B 471 nördlich und südlich der B 304 oder in der Leibstraße. Neue Fußwegverbindungen könnten dem Willen der Haarer nach auch zwischen den Ortsteilen Gronsdorf, Salmdorf und Ottendichl entstehen.

Der Gemeinderat wird nun ausarbeiten müssen, auf welche Projekte und Konfliktfelder er zunächst den Fokus richten wird, denn die Bürger brachten unzählige Vorschläge und auch Kritikpunkte ein. So die Verkehrssituation am Jagdfeldring, vor allem wenn im Gymnasium der Gong ertönt und sich vor der Schule die Elterntaxis stauen und kaum mehr ein Parkplatz zu finden ist. Es wird auch darum gehen, ob Modelle wie Bike- oder Car-Sharing eingeführt werden sollen. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) verwies darauf, dass die Ergebnisse der Bürgerbefragung auf der Homepage der Gemeinde eingestellt werden (www.gemeinde-haar.de).

Diese werden zumindest teilweise auch Eingang in das Interkommunale Verkehrskonzept Raum München Ost finden, an dem sich neben Haar die Gemeinden Anzing, Aschheim, Feldkirchen, Finsing, Forstinning, Kirchheim, Markt Schwaben, Pliening, Poing, Vaterstetten sowie die Münchner Stadtbezirke Bogenhausen und Trudering-Riem beteiligen. Am Dienstagabend wurde dem Gemeinderat von den Experten des Planungsbüros Schlothauer und Wauer in Kooperation mit Büro Dragomir Stadtplanung eine Swot-Analyse vorgestellt, die aufzeigen soll, wie im Münchner Osten der Verkehrsproblematik in den kommenden Jahren über Gemeindegrenze hinweg begegnet werden kann.

Betrachtet wurden dabei neben der allgemeinen Siedlungsentwicklung vor allem Möglichkeiten, den motorisierten Individualverkehr, den Radverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr voranzubringen. Dabei ploppten Dauerbrenner auf: Der Bau der Autobahnparallele, die beiden Korridore für Radschnellverbindungen entlang der S-Bahn nach Haar und im Norden über Feldkirchen nach Markt Schwaben, der Bau eine S-Bahn-Tangente von Haar über Feldkirchen und Aschheim in den Norden sowie neue Verbindungsmöglichkeiten von Haar nach Riem.

Angesichts der weiteren Bevölkerungszunahme sowie des anhaltenden Wachstums machen die Planer aber auch deutlich, dass die überall angestrebte Entwicklung von den Kommunen unterschätzt werde. Soll heißen: Selbst wenn alle angestrebten, vorgeschlagenen oder bereits in Planung befindlichen Projekte umgesetzt werden, werde es "nur wenig Entlastung" geben.

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