Verkehrskonzept:Die Poller kommen weg

Taufkirchen baut Barrieren für Radfahrer nach und nach ab. Nach Meinung eines Experten im Gemeinderat reicht das nicht

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Thomas Vieweg sitzt nicht nur für die CSU im Taufkirchner Gemeinderat, er ist auch Vorsitzender des Radsportvereins Hachinger Tal und daher der Förderung des Radverkehrs in seinem Heimatort durchaus zugetan. Und dennoch kommentierte der Polizeidirektor den jüngsten Bericht zur Umsetzung des gemeindlichen Radverkehrskonzepts im Bauausschuss mit den Worten: "Ich begrüße die Maßnahmen, aber meine Begeisterung hält sich in Grenzen." Laut Vieweg hat das 2019 vorgestellte Konzept "den Stand von Mitte des letzten Jahrzehnts". Er kritisierte: "Wir brauchen schnellere Lösungen, denn der Radverkehr verändert sich."

Zuvor hatte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) aufgezählt, welche Maßnahmen aus dem Radkonzept bereits umgesetzt worden sind und was demnächst folgen soll. So seien ein Teil der Eschenstraße und die Straße am Bahnsteig zu Fahrradstraßen geworden, man habe den Oberhachinger Weg saniert, die Umlaufsperren südlich des Köglwegs versetzt, die Einbahnstraße im Kiefernweg für Radler geöffnet und auch mehrere Poller entfernt. "Wir probieren, peu à peu welche wegzulassen", sagte Sander. "Wenn sich das bewährt, bleiben die Poller weg. Wenn die Stelle als Durchfahrt genutzt wird, kommen sie wieder hin."

Der neue Chef der Polizeiinspektion Neuhausen, Thomas Vieweg an seinem Schreibtisch

Thomas Vieweg ist Polizist, CSU-Gemeinderat in Taufkirchen und Vorsitzender des Radsportvereins Hachinger Tal. Er hält das Taufkirchner Radverkehrskonzept für veraltet.

(Foto: Florian Peljak)

In einem nächsten Schritt wolle man nun "zwei neuralgische Punkte" anpacken, sagte der Rathauschef. Erstens die Kreuzung von Pater-Rupert-Mayer-Weg und Köglweg, wo der Radweg vor dem Supermarkt-Parkplatz abrupt ende - "und dann ist es Kraut und Rüben", so Sander. Zweitens müsse im Köglweg auch die Verbindung vom Oberweg zur Münchner Straße verbessert werden. Beide Maßnahmen "stellen eine grundsätzliche Änderung der bisherigen Verkehrsführung dar", hieß es dazu in der Sitzungsvorlage. Sie würden zwar die Situation für Radler deutlich verbessern, "durch den Wegfall von wichtigen Parkplätzen aber zu Lasten des übrigen Verkehrs führen". Bürgermeister Sander schlug daher vor, sich Rat von einem externen Verkehrsplaner einzuholen. Dafür plädierte auch Rudi Schwab (Grüne), der vor allem mit Blick auf die Situation vor dem Rathaus und dem benachbarten Seniorenheim mahnte, "dort etwas Gescheites zu machen".

Thomas Vieweg indes sprach sich gegen einen externen Planer aus, da ohnehin klar sei, wie dessen Empfehlung lauten werde. "Das ist eine Tempo-30-Zone. Da dürfen wir keine baulichen Maßnahmen machen, sondern da gehören die Radfahrer auf die Straße", betonte Vieweg. Derweil erkundigte sich Peter Hofbauer (Freie Wähler) nach dem geplanten Radweg an der Tegernseer Landstraße zwischen dem neuen Supermarkt und dem Hohenbrunner Weg. Hierauf entgegnete Bauamtsleiter Stefan Beer, dass das zuständige Landratsamt einen Baubeginn im Jahr 2023 in Aussicht gestellt habe - sofern die Gemeinde den nötigen Grunderwerb geregelt habe.

Verkehrskonzept: Einer von zwei "neuralgischen Punkten" in der Gemeinde: das Ende des Radwegs am Köglweg.

Einer von zwei "neuralgischen Punkten" in der Gemeinde: das Ende des Radwegs am Köglweg.

(Foto: Claus Schunk)

Mit großer Mehrheit entschied der Bauausschuss letztlich, die Maßnahmen aus dem Fahrradkonzept zu begrüßen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und für die Problemstellen im Köglweg einen externen Verkehrsplaner hinzuzuziehen. Allein Thomas Vieweg und Christiane Lehners (beide CSU) stimmten gegen den Beschluss.

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