Süddeutsche Zeitung

Verkehr: "Was der Flughafen für Berlin ist, das ist der Radschnellweg für uns"

Grüne und SPD beklagen, dass der Landkreis bei der Planung der Fahrradautobahn von München nach Garching und Unterschleißheim seit fünf Jahren auf der Stelle tritt.

Von Stefan Galler

Diese Verbindung wurde als großes Pilotprojekt gefeiert, als 2015 erstmals der Traum von einem Radschnellwegnetz im Landkreis München vorgestellt wurde: Doch auch fünf Jahre später ist die Strecke, die von München-Neuherberg entlang der Fröttmaninger Heide nach Norden und in zwei Ästen nach Garching und Unterschleißheim führen soll, nicht mal im Ansatz realisiert. Und so spottete Grünen-Landratskandidat Christoph Nadler während der Sitzung des Kreis-Mobilitätsausschusses am Montag: "Was der Flughafen für Berlin ist, das ist der Radschnellweg für uns. Da lacht uns doch die ganze Welt aus."

Noch nicht einmal die genaue Routenführung auf dem Ast nach Garching ist klar, weil die bisher propagierte Streckenführung entlang der B 471 im Bereich von Garching-Hochbrück laut Landkreisverwaltung als nicht realisierbar angesehen wird: Zu viele Zufahrten und Parallelwege zu Gewerbegrundstücken, viel Schwerlastverkehr, dazu der geplante vierspurige Ausbau der Bundesstraße in diesem Bereich - all das erschwert die Realisierbarkeit einer Radl-Autobahn.

Für den Unterschleißheimer Bürgermeister und SPD-Kreisrat Christoph Böck ist es dringend notwendig, endlich Bewegung in die Angelegenheit zu bringen: "Der Beschluss ist jetzt fünf Jahre alt, es ist nicht vertretbar, dass wir 15 Jahre für die Errichtung eines einzigen Radschnellwegs benötigen." Er schlägt vor, den Radweg nach Garching abzukoppeln und vorerst nur die Variante nach Unterschleißheim weiter zu verfolgen: "Es verzögert alles nur unnötig, wenn wir jetzt das Fass der Trassenführung in Garching wieder aufmachen", so Böck.

Der Garchinger Grünen-Kreisrat Hans-Peter Adolf regte an, bei der Trasse an der B471 zu bleiben, zumindest aber einen möglichst unkomplizierten Verlauf der Strecke zu verfolgen. Der Ausschuss beschloss, die Verwaltung möge die Vorschläge prüfen, die Planung der Trasse nach Unterschleißheim jedoch weiter voranzutreiben. Landrat Christoph Göbel (CSU) musste zudem einräumen, dass von Münchner Seite "nicht sehr ermutigende" Nachrichten in Sachen Radschnellweg kommen würden. "Ich wette ein Tragerl Oberhachinger Bier, dass wir schneller sind als die Münchner", erwiderte CSU-Fraktionschef Stefan Schelle.

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SZ vom 12.02.2020/wkr
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