Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Neubiberg will die Unterführung

Modifizierte Machbarkeitsstudie soll Grundlage für Gespräche mit Bahn und Freistaat bilden

Von Angela Boschert, Neubiberg

Die Neubiberger sind genervt. Und sie sind in Sorge. Weil sie viel Zeit vergeuden, wenn die Schranken am S-Bahnübergang auf der Hauptstraße geschlossen sind. Und weil sie dann immer wieder beobachten, dass auch der First Responder der Feuerwehr bis zu sechs Minuten dort steht, obwohl er eiligst zum Einsatzort muss, um Menschenleben zu retten. Eine Bahnunterführung könnte Abhilfe schaffen. Sie könnte laut einer überarbeiteten Machbarkeitsstudie verschwenkt angelegt werden und würde so auch den Umweltgarten nicht berühren.

Allerdings, das betonte Bürgermeister Günter Heyland (FW) in der Gemeinderatssitzung am Montag immer wieder, wäre nicht die Gemeinde Neubiberg Bauherr einer S-Bahnunterführung unter der Hauptstraße, sondern die Deutschen Bahn AG. So hatte die leidenschaftliche Diskussion lediglich vorbereitenden Charakter.

Oliver Lechelmayr vom Ingenieurbüro Vössing stellte die verfeinerte Studie über eine Unterführung vor, die östlich der Gleise nach Norden verschwenkt wird, die Gleise nahezu rechtwinklig unterquert und an der Kreuzung mit der Äußeren Hauptstraße wieder auf diese trifft. Diese Lösung beschneidet zwar das Grundstück des Neubiberger Bauhofs und erfordert einen neuen Anschluss an den Floriansanger, aber belässt in der überarbeiteten Version das zentrale Trafohäuschen dort, wo es heute westlich der Bahnschranke steht.

Im ersten Baujahr könnte die Hauptstraße mit Bahnübergang befahrbar bleiben. Die Brücke könnte in einer Baugrube am heutigen Park-and-ride-Platz am Floriansanger errichtet werden. Innerhalb von etwa drei bis fünf Tagen würde das Bauwerk von dort an seinen Platz eingeschoben. Länger wolle die Bahn den S-Bahn-Betrieb nicht unterbrechen. Im zweiten Baustellenjahr müsste die Hauptstraße samt Bahnübergang laut Lechelmayr allerdings vollständig geschlossen werden, um alle Straßenanschlüsse und erforderlichen Umbauten zu tätigen. Ganz grob wäre diese Unterführung in etwa 18 bis 20 Monaten zu erstellen. Im Vergleich zu der geradlinigen Variante, die als Vorschlag von Gemeindebürger und Ingenieur Burkhart Kühl vorliegt, sei die verschwenkte Lösung technisch besser machbar, sagte Lechelmayr.

Christian Fahnberg und Helmut Ammerl vom Ingenieurbüro Ingevost stellten ihre Untersuchung des Verkehrs an der Kreuzung der Äußeren Hauptstraße und der Staatsstraße 2078 vor. Nach ihren Aussagen würde die Unterführung keinen zusätzlichen Verkehr aus Nachbargemeinden anziehen. Die Kreuzung werde aber ohnehin bald überlastet sein, wenn der Verkehr dazu kommt, der durch die Neubauten in Neuperlach-Süd - mehr als 400 Wohnungen, Gewerbe und U-Bahn-Betriebshof und die dazugehörige Unterführung der Arnold-Sommerfeld-Straße - entstehe. Zumal auch durch die neue Ostzufahrt zur Universität der Bundeswehr von und nach Westen mehr Verkehr über die Kreuzung müsse. Davon betroffen sind außer Neubiberg auch Ottobrunn und weitere Gemeinden. Daher beschloss der Gemeinderat einstimmig, das Landratsamt zu bitten, weitergehende Untersuchung des Kreuzungsbereichs zu koordinieren und zu zahlen.

Bürgermeister Heyland soll mit allen Planungsbeteiligten auf Grundlage der Machbarkeitsstudie Gespräche aufnehmen, um die Bahnunterführung voranzubringen. Die genauen Kosten des Projekts lassen sich noch nicht abschätzen, sie werden aber sicher deutlich mehr als zehn Millionen Euro betragen. Der eigentliche Unterführungsbau am Neubiberger Bahnhof wird laut der Studie grob 8,5 Millionen Euro kosten, das Geld könnte zwischen Gemeinde, Bahn und Freistaat Bayern gedrittelt werden.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2019
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