Verkehr in Oberhaching :Selber schuld

Studie zeigt: 80 Prozent des Verkehrs sind hausgemacht

Von Iris Hilberth, Oberhaching

21 Jahre ist es her, dass die Gemeinde Oberhaching zuletzt eine umfassende Verkehrsuntersuchung erstellen ließ. Eine gefühlte Ewigkeit, finden viele Oberhachinger, denn seither ist alles viel, viel schlimmer geworden. Mehr Autos, mehr Durchgangsverkehr und weniger freie Parkplätze. Die jüngste Studie, die das Beratungsunternehmen Intraplan am Dienstag dem Gemeinderat vorstellte, bestätigt hohe Verkehrszahlen auf der Autobahn A 995 und der M 11 sowie eine mittlere Belastung auf der Münchner Straße, der Kybergstraße und der Raiffeisenallee.

Alles anders liegt im grünen Bereich, weist also geringe Verkehrszahlen auf. Überraschend vor allem war die Erkenntnis: Es sind gar nicht mal die Leute von außerhalb, die die Oberhachinger Straßen verstopfen. 80 Prozent des Verkehrs ist hausgemacht. "Das ist erschütternd aber auch ermutigend, etwas dagegen zu tun", sagte Bürgermeister Stefan Schelle (CSU).

Die Frage war nun aber, was passiert, wenn in ein paar Jahren der Schulcampus am Deisenhofener Bahnhof eröffnet wird. Fakt ist: Der Verkehr wird noch einmal zunehmen. Die Gutachter rechnen mit 425 zusätzlichen Autos, die an Schultagen hin und herfahren. Insbesondere werden die auf der Kybergstraße unterwegs sein und dort die Last von 9100 Autos östlich des Grünwalder Wegs und 4300 südlich davon am Tag um bis zu 13 Prozent erhöhen. Die Verkehrsplaner sprechen insgesamt von einer "überschaubaren Mehrbelastung". Auf der Sauerlacher Straße kämen zu den derzeit 1300 Pkw am Tag 40 Hin- und Herfahrten hinzu, eine Zunahme von sechs Prozent. 60 Parkplätze würden zusätzlich für Lehrer, Personal und Besucher an Realschule und Fachoberschule notwendig, weitere 60 für Schüler, die mit eigenem Auto anreisen. Zudem wird mit 270 Haltevorgängen für den Hol- und Bringdienst der Eltern gerechnet. Die etwa tausend zusätzlichen Fahrten an Schultagen seien aber vergleichsweise wenig zu dem prognostizierten Verkehr, sollte an gleicher Stellte statt des Schulcampus ein Wohngebiet entstehen. Für diesen Fall rechnen die Gutachter mit zusätzlich 2000 Pkw-Fahrten, und zwar täglich, auch in den Ferien und am Wochenende. Bürgermeister Schelle mahnte allerdings zur Vorsicht mit den Zahlen. Schließlich sei man bei der Schulplanung noch ganz am Anfang, die Schülerzahlen würden sich erst im Laufe der Planungen verifizieren, "dann können wir auch grob abschätzen, woher die Schüler kommen".

Bis dahin wird die Verkehrsplanung in Oberhaching einiges verändern. Die MVV-Tarifreform tritt in Kraft und Deisenhofen wird zur preislich bevorzugten M-Zone gehören, die Sauerlacher Straße, die zum Bahnhof führt, wird verbreitert und das Buskonzept verbessert. Alles Maßnahmen, die zu mehr Verkehr an der S-Bahn-Station führen. "Wenn 83 Busse am Tag fahren, ist das schon städtisch", meinte der Zweite Bürgermeister, Johannes Ertl (WGO). Schelle gab ihm Recht und fügte hinzu: "Was wir momentan im Individualverkehr erleben, ist eine Urbanisierung."

Die Zeiten wie zu seiner Jugend, als man mit 17 für den Führerschein gespart habe und das Wichtigste mit 18 ein Auto gewesen ist, seien vorbei. "Meinen Kindern ist das wurscht", so Schelle, die jungen Leute führen lieber mit dem Fahrrad oder dem Bus. Es sei die ältere Generation, die Mobilität mit dem Auto verbinde, bei denen müsse der Umdenkungsprozess einsetzen, wenn der Bus 83 Mal am Tag vorbeikomme und man für einen Parkplatz mehrmals um den Block fahren müsse. "Das sind wir nicht gewohnt", sei aber ein Prozess, der mit der Nachverdichtung einhergehe.

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