Süddeutsche Zeitung

Vereinsförderung:Kirchheim erhöht Zuschüsse für Vereine

Für Mitglieder bis 23 Jahre gibt es künftig 50 statt 25 Euro pro Jahr. Davon profitieren vor allem die beiden Sportklubs in der Gemeinde. Sie wollen das Geld nutzen, um das Angebot für Jugendliche zu erweitern

Von Christina Hertel, Kirchheim

Die Vereine in Kirchheim bekommen in Zukunft mehr Geld von der Gemeinde - vor allem für Kinder und Jugendliche, denn hier verdoppeln sich die Zuschüsse. Aber auch die Feuerwehren und die kirchlichen Jugendgruppen erhalten nun doppelt so viel wie bisher. Das beschloss der Gemeinderat in der Sitzung am Montagabend.

Seit 1994 hat Kirchheim die Zuschüsse nicht mehr angepasst. Seitdem bekamen die Vereine für jedes erwachsene Mitglied im Jahr einen Zuschuss von 2,50 Euro und 25 Euro für Mitglieder, die nicht älter als 23 Jahre sind. Bei den Erwachsenen verändert sich die Förderung auch in Zukunft nicht. Bei Kindern und Jugendlichen allerdings verdoppelt sie sich auf nun 50 Euro.

Rund um Kirchheim fördert kaum eine Kommune Vereine mit mehr Geld. Das zeigt eine Auflistung, die das Rathaus zusammengestellt hat. Demnach gibt es in Ismaning, Haar und Oberhaching keine feste Förderung pro Mitglied. Ismaning etwa übernimmt Fahrtkosten, auch für die Sporthallen zahlen Vereine nichts. Sonst entscheidet die Gemeinde je nach Antrag. Haar orientiere sich am tatsächlichen Bedarf und an der Höhe der Rücklagen, heißt es. Außerdem bezuschusst die Kommune jeden Verein mit 1500 Euro. Selbst Unterföhring, eine der reichsten Kommunen im Landkreis, gibt pro Vereinsmitglied weniger aus: Für ein Kind bekommt ein Verein 40 Euro, für erwachsene Mitglieder gibt es keine extra Förderung. Dafür schenkt Unterföhring Vereinen bei Jubiläen meist zwischen 5000 und 10 000 Euro.

Ob sich Kirchheim die Erhöhung der Zuschüsse leisten kann? Diese Frage stellte nur Rüdiger Zwarg von den Grünen. Das Rathaus rechnet mit Kosten von 147 822,50 Euro im Jahr. Hinzu kommen neue Pauschalen für die beiden Feuerwehren im Ort von je 3000 Euro sowie je 2000 Euro für die katholischen und evangelische Jugendgruppen. Auch sie erhalten bis jetzt nur halb so viel. Die gemeindliche Kulturreferentin Katharina Ruf betonte jedoch, dass sie die höheren Zuschüsse für Kinder und Jugendliche für notwendig halte, weil sie schon so lange nicht mehr angepasst worden seien.

Das sieht auch der SPD-Gemeinderat Ewald Matejka so, der auch Vorsitzender des SV Heimstetten ist. Neben dem Kirchheimer SC profitiert sein Verein am meisten von den neuen Förderrichtlinien - ganz einfach weil in den beiden Klubs so viele Kinder und Jugendliche aktiv sind. Im Kirchheimer SC trainieren 1088 Kinder, im SV Heimstettten sind es 925 - in beiden Vereinen macht das etwa die Hälfte der Mitglieder aus. In Zukunft bekommt der Heimstettener Verein deshalb auch fast doppelt so viel Fördergeld: Bis jetzt waren es knapp 25 000 Euro, nun steigert sich der Betrag auf 48 120 Euro im Jahr. Das Geld will Matejka eventuell dazu verwenden, die Übungsleiter besser zu bezahlen. Momentan erhalten sie laut dem Vereinsvorsitzenden 13 Euro in der Stunde. Weil allerdings die Volkshochschulen besser bezahlen würden, sei es schwer, geeignete Leute zu finden, sagt Matejka.

Denkbar sei für ihn auch, das Angebot in den Bereichen Kinderturnen, Gymnastik und Jugendprävention auszuweiten. Seit etwa einem Jahr bietet der SV Heimstetten gemeinsam mit dem Kirchheimer Streetworkteam an Samstagabenden Basketball für Jugendliche an. Hier könnte sich Matejka ein größeres Angebot vorstellen - zum Beispiel Beachvolleyball. Er ist sich sicher: "Die Sportvereine halten Kinder und Jugendliche davon ab, Dummheiten zu begehen - weil wir sie beschäftigen." Matejka will das Geld so ausgeben, dass am Ende tatsächlich Kinder und Jugendliche profitieren - auch wenn sein Verein bald einen Mitarbeiter für die Verwaltung anstellen will. Bis jetzt übernehmen Ehrenamtliche die Bürotätigkeiten. Doch bei mehr als 2000 Mitgliedern sei das nicht mehr zu leisten, sagt Matejka. Deshalb werden wohl trotz der höheren Zuschüsse die Mitgliedsbeiträge um rund einen Euro im Monat angehoben. Den SV Heimstetten unterstützte die Gemeinde erst vor kurzem in einem anderen Bereich: Auf dem Sportpark-Gelände wurde ein neues Multifunktionsgebäude eröffnet. Es kostete 156 000 Euro, wovon 70 Prozent die Gemeinde übernahm. Außerdem bezahlte die Gemeinde eine neue Flutlichtanlage für 190 000 Euro. Davon sind aber fast ein Drittel Zuschüsse des Bundesumweltministeriums. In dem neuen Gebäude befinden sich nun die Vereinsräume der Stockschützen, auch Fußballer und Volleyballer sollen sich in den Pausen unterstellen können. Zudem dient es als Lager für Geräte. Der Verein übernahm die Bauleitung selbst.

Feststeht seit der jüngsten Gemeinderatssitzung außerdem, dass die Sportvereine den Sportplatz, der beim neuen Gymnasium errichtet wird, mitbenutzen dürfen - allerdings maximal bis 19.30 Uhr, um Anwohner nicht zu belästigen. Weil der Sportplatz intensiver beansprucht wird, wenn darauf nicht nur der Schulsport stattfindet, denkt die Gemeinde darüber nach, dort einen Kunstrasenplatz zu schaffen. Festlegen will sich der Gemeinderat allerdings erst, wenn klar ist, wie umwelt- und gesundheitsschädigend das Gummigranulat, das in den Plätzen verwendet wird, wirklich ist und ob solche Plätze in Zukunft überhaupt noch erlaubt sind. Das überprüft die Europäische Chemikalienagentur derzeit.

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Quelle:
SZ vom 11.09.2019
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