Bei der Beerdigung von Josef Singer vor einigen Jahren ist Franz Strähuber als einziger Vertreter der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Sauerlach am Grab gestanden. Mit der Vereinsfahne in der Hand erwies er dem Vizevorsitzenden die letzte Ehre. "Das war deprimierend", erzählt Strähuber - schließlich sollte eine Fahnenabordnung aus drei Personen bestehen. Doch schon damals litt die 1877 gegründete Kameradschaft an Mitgliederschwund. Bei der jüngsten Versammlung haben die zehn Anwesenden die Auflösung des Vereins beschlossen.
"Dass es irgendwann zu Ende gehen wird, war mir schon klar, als ich als Vorsitzender angefangen habe", sagt Strähuber, der das Amt 2000 übernommen hat. Eigentlich habe er durchhalten wollen, bis der letzte verbliebene Weltkriegsveteran des Vereins das Zeitliche segne. Doch nach einem Herzinfarkt gehe bei ihm nun die Gesundheit vor, sagt der 75-Jährige. Deshalb habe er auf eine erneute Kandidatur als Vorsitzender verzichtet. Und die Nachfolgersuche? Bei dieser Frage lächelt Franz Strähuber traurig und schüttelt den Kopf. Nach einer kurzen Pause sagt er dann: "Du findest heute niemanden mehr, der sich in einem Verein wie unserem engagieren will."
Dabei zählte der ehrwürdige Verein, der sich einst nach dem Deutsch-Französischen Krieg gründete, Mitte der 1950er-Jahre noch 125 Mitglieder. Doch seither sind viele Kriegsveteranen gestorben, zugleich kamen kaum Neumitglieder hinzu - nicht zuletzt infolge der Abschaffung der Wehrpflicht 2011. Und so half es den Sauerlacher Kameraden auch wenig, dass sie ihren Verein zunehmend öffneten: für Männer, die nicht gedient haben, für Fördermitglieder, ja sogar für Frauen. "Wir haben alles probiert, aber es hat nichts gebracht", sagt Strähuber, der 2017 ein großes Fest zum 140. Geburtstag des Vereins auf die Beine stellte. "Der Zeitgeist spricht einfach gegen Krieger- und Soldatenvereine."
Die Sauerlacher sind nicht der einzige Verein seiner Art im Landkreis, der ums Überleben kämpft. Was nach 142 Jahren übrig bleibt? Die etwa 35 Mitglieder können in den benachbarte Veteranen- und Kriegerverein Arget wechseln. Strähuber hofft zudem, dass Chronik, Orden und Fahnen ins Heimatmuseum kommen."