Einem Stück Garchinger Ortsgeschichte droht der endgültige Verfall. Die Rede ist vom sogenannten Lokschuppen unweit des Garchinger Sees, wo dereinst eine Schmalspurbahn verkehrte, die Klärschlamm aus Großlappen herankarrte, um damit die dürren Felder auf der Schotterebene zu düngen. Der eine Teil dieses Gebäudes ist derart verfallen, dass er wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden darf. Im anderen Teil des Lokschuppens lagert der Garchinger Fischereiverein sein umfangreiches Inventar. Nachdem dort jedoch mehrfach eingebrochen wurde, und die Räume ebenfalls stark sanierungsbedürftig sind, haben sich die Angler schon vor Längerem an die Stadt gewandt. Ihre Bitte: Entweder solle der Lokschuppen renoviert oder eine alternative Lagermöglichkeit für ihren Verein geschaffen werden.
Eine Sanierung kommt nach der vorherrschenden Meinung im Stadtrat jedoch nicht infrage - das zeigte sich in der jüngsten Sitzung. Zwar räumte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) ein, dass der Lokschuppen in der Garchinger Geschichte "eine gewisse Bedeutung" habe und Ortschronist Michael Müller sicher froh wäre, "wenn er das Gebäude bekommen würde, um dort Exponate unterzubringen". Jedoch habe eine Kostenschätzung ergeben, dass man für eine Sanierung mindestens 250 000 Euro in die Hand nehmen müsste. "Es erscheint technisch nicht sinnvoll, so ein Gebäude herzurichten", sagte die stellvertretende Bauamtsleiterin Olga Stein. Sie berichtete unter anderem von Asbest in den Wänden und einem verfaulten Dachstuhl. "Die Befürchtung ist", so Stein, "dass von der Bausubstanz nicht viel übrig bleibt."
Von daher stelle sich nun die Frage, wohin der Fischereiverein umziehen könne, sagte Gruchmann. Schließlich genießt der Lokschuppen zwar Bestandsschutz, ein Abriss samt Neubau an derselben Stelle wäre jedoch nicht erlaubt. Eine Ausweichmöglichkeit, die auch vonseiten des Vereins befürwortet wird, ist das sogenannte Taubenzüchterhaus zwischen der Dreifachturnhalle im Sportpark und der Autobahn. Dieses Gebäude war einst die Heimat eines Taubenzüchtervereins und wurde nach dessen Auflösung von der Stadt erworben. Aktuell werde es vom Bauhof und von den Hausmeistern als Lager und Werkstatt genutzt, sagte Gruchmann. "Die würden das Gebäude nur ungern verlassen."
Und dennoch beauftragte der Stadtrat die Verwaltung einstimmig, nach alternativen Lagermöglichkeiten zu suchen, um das Taubenzüchterhaus für den Fischereiverein leerzuräumen. Dieser sei wiederum im Besitz von zwei mobilen Einzelgaragen und einem Doppelcontainer, die er der Stadt im Gegenzug zur Verfügung stellen würde, berichtete Gruchmann. Eine Alternative brachte Harald Grünwald von den Unabhängigen Garchingern ins Spiel. Er schlug vor zu prüfen, inwiefern Garagen und Container auf den Parkplatz am Tennisheim aufgestellt werden könnten.