Unterschleißheim:Zusammenrücken in den Kitas

Unterschleißheim: Wegen Verzögerungen beim Bau des Caritas-Horts musste sich Bürgermeister Christoph Böck vergangenes Jahr den Fragen von Kindern stellen.

Wegen Verzögerungen beim Bau des Caritas-Horts musste sich Bürgermeister Christoph Böck vergangenes Jahr den Fragen von Kindern stellen.

(Foto: Robert Haas)

Unterschleißheims Bürgermeister rechnet mit Abstrichen beim Betreuungsschlüssel, damit auch Kinder aus der Ukraine in den Einrichtungen Platz finden.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD) hält Abstriche bei der Personalausstattung für unausweichlich, wenn auch die Kinder aus der Ukraine in Krippen, Kindergärten oder nachschulischen Einrichtungen betreut werden sollen. Und er geht auch davon aus, dass auf staatlicher Seite über eine Aufweichung der Standards im Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz diskutiert wird. Böck sagte am Dienstagabend im Sozialausschuss des Stadtrats, dass seiner Meinung nach der "Betreuungsschlüssel entschärft wird". Auch bei der geforderten Qualifikation der Erzieherinnen könnte es Lockerungen geben. "Das ist eine politische Entscheidung."

Noch gelten die vom Freistaat festgelegten Standards, die Qualität sichern sollen, aber auf der anderen Seite auch dazu führen, dass aufgrund von Personalmangel zum Beispiel in Unterschleißheim nach aktuellem Stand insgesamt 103 vorhandene Plätze in Krippen und Kindergärten im Kindergartenjahr 2022/2023 nicht vergeben werden können. In den Horten und in der Mittagsbetreuung stehen 25 Plätze mangels Personal effektiv nicht zur Verfügung. Kämen keine Kinder aus der Ukraine dazu, käme man wohl wieder einigermaßen hin, sagte Böck im Sozialausschuss. Aber die Lage sei eine andere als im Vorjahr.

Bisher ist noch nicht ganz klar, wie viele Kinder aus der Ukraine Betreuung brauchen werden. Sibylle Segovia-Ricci, Leiterin des Sachgebiets Kindertagesstätten, Jugend und Soziales, sprach von bisher sechs Anmeldungen für Krippe und Kindergarten sowie zwei für den Hort. Dies ist eine Momentaufnahme. Böck geht von noch deutlich steigenden Zahlen aus. Birte Bode (SPD) äußerte die Besorgnis, die Situation in den Gruppen könnte sich "verschärfen", sollten tatsächlich einmal weniger Erzieherinnen für mehr Kinder zuständig sein. Es wäre insgesamt eine "Katastrophe", zumal auch Kinder mit Kriegserfahrungen dazukämen. Böck entgegnete, wenn alles so bleibe, wie es ist, werde man "das Problem nicht lösen".

Im regulären Verfahren sind, ohne Geflüchtete, in Unterschleißheim 538 Kinder für Krippe und Kindergarten angemeldet worden und 234 Kinder für Hort und Mittagsbetreuung. In der ersten Vergaberunde blieben laut Rathaus 71 Krippen- und 44 Kindergartenkinder ohne Zusage. Nicht alle haben einen Rechtsanspruch auf Betreuung zum September 2022 und nicht alle sind in der Stadt wohnhaft. Die zweite Vergaberunde steht am 24. Mai an. Erstmals werden Plätze der nachschulischen Betreuung zentral über das Online-Portal Kivan vergeben.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat für das Jahr 2020 bayernweit festgehalten, dass eine bessere Personalausstattung in den Gruppen eigentlich wünschenswert wäre. In Krippen sei eine Vollzeitkraft im Durchschnitt rechnerisch für 3,7 ganztags betreute Kinder zuständig gewesen, in Kindergärten eine Kraft für 8,2 Kinder. Die Fachkraftquote liege etwa im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer, aber unter der des am besten ausgestatteten Bundeslands Baden-Württemberg.

Derzeit ist laut Böck vieles noch "im Fluss", was die Geflüchteten in der Stadt angeht. Bis auf wenige hätten die Ukrainer das Infinity-Hotel verlassen. Sie seien auf mehrere Unterkünfte, auch in Oberschleißheim, aufgeteilt. Die Container-Anlage an der Nördlichen Ingolstädter Straße werde mit 100 Plätzen im Mai eröffnet. Für die Kinder biete das Familienzentrum Brückenangebote zur Betreuung an.

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