Unterschleißheim:Zwei Hochhäuser für die neue Stadtmitte

Unterschleißheim: So soll der Unterschleißheimer Rathausplatz nach den Vorstellungen des Büros Steidle Architekten aussehen.

So soll der Unterschleißheimer Rathausplatz nach den Vorstellungen des Büros Steidle Architekten aussehen.

In der Endrunde des Architektenwettbewerbs zur künftigen Bebauung am Rathausplatz gibt es einen eindeutigen Siegerentwurf. Er sieht ein Hotel mit 13 Stockwerken und einen beinahe ebenso hohen Wohnturm vor.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Zwei beinahe gleich hohe Hochhäuser mit bis zu 13 Stockwerken markieren künftig den neuen Unterschleißheimer Rathausplatz zur Bahn hin. Sie begrenzen einen künftigen Wohn- und Ladenkomplex mit etwa 280 Wohnungen auf mehr als 25 000 Quadratmetern Fläche plus Einzelhandel auf 6500 Quadratmetern Grund, der anstelle von Post und IAZ demnächst den Hauptplatz nach Norden abschließen wird. Der Entwurf des Münchner Büros Steidle Architekten für diesen Neubaukomplex hat vom Beratergremium des Wettbewerbs nun den ersten Preis zugesprochen bekommen.

Weil in der Jury auch alle stimmberechtigten Stadträte den Entwurf favorisiert haben, dürfte die Annahme durch den Stadtrat nur noch Formsache sein. Beschlossen ist mit dem Preis freilich nur die grundsätzliche Konzeption. Details werden in der weiteren Planung entwickelt - und als Vorgabe dafür gab es Montag bereits die zweite große Bürgerinformation im voll besetzten Festsaal des Bürgerhauses, wo die drei Entwürfe im Finale präsentiert wurden.

Anregungen der Bürger würden auch in dieser Phase noch in den Planungsprozess einfließen, versicherte Bürgermeister Christoph Böck (SPD). Für die finale Auswahl hatten die drei gleichberechtigten Sieger eines Architektenwettbewerbs mit acht Teilnehmern bereits Anregungen aus der ersten Diskussionsrunde aufnehmen müssen. Hauptsächlich sollte gegenüber dem Rahmen der Wettbewerbsvorgaben die Baudichte etwas reduziert und die Gewichtung vom Gewerbe zum Wohnen verschoben werden.

Das Büro Steidle Architekten hat nach Ansicht der Preisrichter dabei anhand der ersten Diskussionen ihren Entwurf am stärksten verändert und an die Einwendungen angepasst. Ebenso wie auf die Vorgaben werde in dem Konzept auch auf die bestehende Umgebung am Rathausplatz "sehr differenziert eingegangen", würdigte Martin Birgel vom Planungsbüro Dragomir, das für die Stadt den Wettbewerb begleitete.

Die beiden neu entstehenden Gebäudekomplexe werden jeweils üppige Wohninnenhöfe umschließen. Die Passage zwischen den Blöcken vom Rathausplatz zur S-Bahn ist mit Arkadengängen gesäumt, hier werden die meisten Geschäfte angesiedelt sein, darunter auch der geplante neue Einkaufsmarkt. In den Geschossen darüber sind noch rund 5000 Quadratmeter Büroflächen vorgesehen, der überwiegende Rest sind Wohnungen.

Alle Gebäudekanten wie auch die Höhenentwicklung sind mehrfach variiert. Knicke, Vor- und Rücksprünge sollen ebenso wie unterschiedliche Ebenen in der Höhenentwicklung eine maximale Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten erreichen. So gibt es entlang der Fußgängerzone in West-Ost-Richtung eine durchgängige Bebauung nur auf zwei Etagen, darüber sind Durchlässe vorgesehen.

Unmittelbar an der nordwestlichen Ecke des Rathausplatzes zum S-Bahnhof ist ein Hotel mit 13 Stockwerken geplant, als Kontrapunkt dazu am Nordostende ein um ein Stockwerk niedrigerer Wohnturm. An der Kreuzung mit der Bahn "pointiert der weithin wahrnehmbare Baukörper den wichtigen Stadtraum", heißt es im Konzept der Planer.

Durch die Komposition mit der abwechselnden Höhenentwicklung und dem zweiten Mehrstöcker werde "ein Spannungsbogen zwischen großmaßstäblicher bahnbegleitender Bebauung einerseits und einer Integration der Neubebauung in die bestehende Innenstadtstruktur andererseits hergestellt", verspricht das Büro Steidle Architekten.

Ausgesprochen begeistert habe die Juroren, dass der Entwurf keine "Rückseite" habe, berichtete Birgel. Im Gegensatz zur aktuellen Situation erhalte auch die Nordfront zur Bahn hin mit Wegen, Läden, Gastronomie und Grünflächen Aufenthaltsqualität. Die Innenhöfe bildeten für die künftigen Bewohner "hohe Wohnqualität".

Die größte Schwachstelle der Planung, die laut Birgel allerdings von keinem Entwurf überzeugend gelöst werden konnte, ist die Lieferzufahrt für die Geschäfte. Hier müsse noch deutlich nachgearbeitet werden. Momentaner Stand der Überlegungen ist eine unterirdische Erschließung mit Zufahrt von Westen her, unter der Le-Crès-Brücke.

In der finalen Bewertung habe es eine einmütige Entscheidung gegeben, alle Stadträte sowie die beiden Grundstückseigentümer hätten sich für den Plan ausgesprochen. In der politischen Debatte hatten in der ersten Runde CSU und FDP die Höhenentwicklung und die Dichte grundsätzlich kritisiert, die dann beschlossenen Modifizierungsaufträge waren ihnen zu gering ausgefallen.

Entscheiden soll der Stadtrat am 18. Dezember. Danach sei "das Ziel, wirklich zügig voranzukommen", sagte Bürgermeister Böck. Ausdrücklich verteidigte er erneut die beim Bürgerdialog in der ersten Runde vielfach kritisierte Anzahl der Wohnungen. Er plädiere dafür, "lieber in der Stadtmitte verdichtet zu bauen", sagte er, von den Rahmenbedingungen her sei "Wohnen hier doch äußerst attraktiv".

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