Unterschleißheim:Zum Handeln ist es nie zu spät

Unterschleißheim: Großen Gesprächsbedarf über das Klima gab es in der Unterschleißheimer Realschule.

Großen Gesprächsbedarf über das Klima gab es in der Unterschleißheimer Realschule.

(Foto: Moses Omeogo)

Die Initiative "Energievision 2050 - Unser Klima. Meine Energie. Deine Zukunft" diskutiert mit Realschülern

Von Pauline Deichelmann, Unterschleißheim

"Sind Sie mit dem Auto zu uns gekommen?", fragt einer der Schüler. "Ja, aber privat habe ich keins, sondern fahre nur mit dem Fahrrad oder der Bahn", kontert Stefan Simonis vom Verein Multivision. Am Freitag besuchte er die Therese-Giehse-Realschule in Unterschleißheim, um sich mit den Schülern über den Klimaschutz und mögliche Lösungen zu diskutieren.

Die Schule wollte den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, mehr über die Umwelt und den Klimaschutz zu erfahren, denn die Lehrer spüren wachsendes Interesse und Handlungsdrang. Da kam die Zusammenarbeit mit Multivision und deren Projekt "Energievision 2050" gerade recht. Nach Unterschleißheim besucht die Initiative auch Schulen in Ismaning, Taufkirchen und Pullach. Ziel ist, über das Thema aufzuklären und aktuelle Problematiken aufzuzeigen. Auch verschiedene Lösungsansätze wurden besprochen.

Klimaschutz ist das Thema unserer Zeit. Simonis macht in seinem Vortrag mehrfach klar, dass es die junge Generation ist, die es noch schaffen kann, die Klimakrise aufzuhalten. Zu Beginn legt er dar, was bereits in den vergangenen Jahren in Sachen Klimaschutz unternommen wurde. Das Ziel von Deutschland ist es, bis 2050 seine schädlichen Emissionen um 95 Prozent zu senken. "Reicht das denn, um die Krise in den Griff zu bekommen?", will Stefan Simonis von den Schülern wissen. Nur wenige melden sich, denn es reicht nicht. Nur wenn die Emissionen auf null gesenkt werden, könne eine Erderwärmung um zwei Grad verhindert werden. Da seien sich die Klimaforscher einig, so Simonis. In einem 20-minütigen Film zeigen mehrere Experten, wo die Klimakrise heute schon zu spüren ist. In der Sahelzone verkürzte sich über die vergangenen Jahre der Zeitraum der Regenzeit. So wird das Wasser knapp und eine Bewässerung von Feldern ist nicht mehr möglich. Hunger und Unterernährung sind die Folge. Auch das Packeis an den Polen ist durch CO₂ bedroht. Drei Kilogramm Packeis schmelzen durch ein Kilo entstandenes CO₂. Somit gehen jedes Jahr mehr als 30 Kilogramm Packeis verloren, und das nur wegen des CO₂-Ausstoßes aus Deutschland. "Ich war richtig schockiert zu hören, wie viel das ist", sagt Schülerin Lea. Mit so einer hohen Zahl hat sie nicht gerechnet.

Ein Thema beschäftigt viele Schüler nach dem Film: die Herstellung und die Effizienz von Elektroautos. "Sind Elektroautos wirklich besser für die Umwelt, immerhin werden bei der Herstellung massig Ressourcen verbraucht?", fragt ein Schüler. Langfristig gesehen seien Elektroautos die bessere Alternative, sagt Simonis. Ein Fahrzeug mit synthetischem Kraftstoff hat eine Gesamteffizienz von 13 Prozent, ein E-Auto von 73 Prozent, wie Simonis erklärt. Außerdem sollen große Firmen wie Tesla bestätigt haben, dass sie ihre Bakterien zum Großteil mit erneuerbaren Energien herstellten.

"Was kann jeder Einzelne für den Klimaschutz tun?", will Simonis wissen. Mit dem Rad zur Schule kommen, regional einkaufen, weniger Fleisch essen - die Aussagen der Schüler sind vielfältig. Denn gerade der Fleischkonsum und die Rinderhaltung sind schlecht für das Klima. Kühe stoßen Methan aus. Dieses Gas ist noch schädlicher als CO₂. "Insekten sind eine Möglichkeit. Sie liefern auch tierisches Protein", heißt es in einem weiteren Film. Zuerst kann sich keiner vorstellen, dass das schmeckt. Ein paar Mutige probieren die Mehlwurmlarven, die Simonis mitgebracht hat. "Nussig und lecker", sagt ein Schüler.

Am Ende fordert Simonis die Schüler noch zu einem Experiment auf. Sie sollten die Arme so vor sich verschränken, wie sie es gewohnt sind. Dann bittet er sie, die Arme rumzudrehen. "Es ist ungewohnt, aber es geht. Ihr könnt etwas bewegen." Das ist auch die Botschaft des Vormittags. Denn gerade Europa habe einen sehr hohen Emissionsverbrauch und sei daher dem Rest der Welt verpflichtet, etwas fürs Klima zu tun.

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