Energiewende:Unterschleißheim setzt auf Windkraft aus der Nachbarschaft

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Hier dreht sich was: Im Dachauer Hinterland, wie etwa in Webling, gehören Windräder längst zum Landschaftsbild. (Foto: Toni Heigl)

Weil der Flugplatz in Oberschleißheim Rotoren auf eigenem Gebiet bisher verhindert, prüft die Stadt Beteiligungen an Anlagen im Dachauer Hinterland. Ganz aufgeben will man die ursprünglichen Pläne aber nicht.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Im Dachauer Hinterland pfeift mancherorts schon mal ein kräftiger Wind. Im dortigen Tertiärhügelland gibt es Erhebungen bis auf 550 Meter. Windkraftplaner haben deshalb einige Flächen für Rotoren auf dem Schirm. Und die Stadt Unterschleißheim beobachtet mit wachsendem Interesse, was sich in der Nachbarschaft tut. Weil die Stadt selbst mit Widrigkeiten bei der Suche nach Windkraftstandorten kämpft, prüft man im Rathaus Beteiligungen andernorts.

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) hat die Losung ausgegeben, mit Nachdruck nach Möglichkeiten zu suchen, Windkraft für die Stadt nutzbar zu machen. Denn ohne Rotoren, sagt er, werde man die selbst gesteckten Ziele auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung nicht erreichen. Vier Anlagen wären eigentlich notwendig. Doch aktuell ist vor allem wegen des Flugplatzes in Oberschleißheim nicht erkennbar, wie nur eine einzige in Unterschleißheim entstehen soll.

Die Grünen nehmen den Bürgermeister aber beim Wort und fordern in einem Antrag vom Mai dieses Jahres, das Rathaus möge klären, ob wenigstens Kooperationen bei Windkraftprojekten in den vom Regionalen Planungsverband angepeilten Vorranggebieten 11 bis 14 möglich seien. Dabei geht es um Anlagen im Raum Markt Indersdorf, Altomünster sowie vor allem auch bei Fahrenzhausen, Röhrmoos und Allershausen.

Das eine oder Windrad dreht sich seit Jahren im Hügelland. Etliche sind geplant. Nicht weit von Röhrmoos etwa, nahe Schönbrunn, wo das Franziskuswerk eine große Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung betreibt, befinden sich nach Unterlagen des Planungsverbands vier Anlagen im Genehmigungsverfahren. Nun heißt es vom Unterschleißheimer Rathaus, man habe mit Vertretern von Röhrmoos und Haimhausen Gespräche geführt. Die unterschiedliche Planungsreife der Windkraftprojekte lasse es aber noch nicht zu, konkret Möglichkeiten einer Beteiligung zu beraten. Die Verwaltung kündigt für die nächsten Wochen eine Klärung an.

Oberschleißheim und Unterschleißheim verhandeln mit dem Luftamt

Abgesehen davon stehen Unterschleißheim und Oberschleißheim mit dem Luftamt Südbayern wegen des Flugplatzes im Kontakt. Die sogenannte Platzrunde, die Kleinflugzeuge im Anflug nutzen, schließt bisher Planungen an den beiden potenziellen Standorten auf Stadtgebiet aus, die westlich der A 92 skizziert sind. Bastian Albrecht, Sachgebietsleiter Umwelt im Rathaus, sagte in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Stadtrats, man werde noch in der ersten Dezemberhälfte ein Gespräch mit dem Flughafenbetreiber wegen der Verlegung der Platzrunde führen.

Peter Beermann ist in Oberbayern als Windkümmerer im Einsatz, mittlerweile auch für die Stadt Unterschleißheim. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadt hat dabei neuerdings in Peter Beermann fachmännische Unterstützung zur Seite. Beermann ist Geschäftsführer einer Energiesysteme-Firma in München-Solln und einer der sogenannten Windkümmerer. Auf Initiative des bayerischen Wirtschaftsministeriums wurden diese in den sieben Regierungsbezirken bestellt, um Aufbauhindernisse bei der Windkraft beseitigen zu helfen. Die Gemeinde Oberschleißheim nutzt die Dienste von Beermann seit März 2024.

Während der Windkümmerer Hürden für die Windkraftnutzung beseitigen soll, werden nach Überzeugung von Thomas Breitenstein von anderen immer wieder neue geschaffen. Als „sehr enttäuschend“ bezeichnete der SPD-Fraktionschef im Umweltausschuss des Stadtrats, dass in Unterlagen des Regionalen Planungsverbands neuerdings da und dort von einer „unzumutbaren Blickbeeinträchtigung“ durch Rotoren die Rede ist, die dem Bau von Windkraftanlagen entgegenstehe. Wer komme auf die Idee, so etwas zu formulieren, fragte er. Bastian Albrecht entgegnete, dass die Beachtung eines freien Blicks die Akzeptanz der Projekte bei der Bevölkerung sichern helfe. So würden spätere Probleme im Genehmigungsverfahren vermieden.

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