Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Vorfahrt für das Eltern-Taxi

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Die Anfahrt zur neuen Michael-Ende-Schule soll möglichst bequem möglich sein

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Für den Neubau der Michael-Ende-Schule hat das Unterschleißheimer Rathaus nun einen Architektenwettbewerb gestartet. Schon vor dem Auftrag wurde die Bausumme auf knapp 38 Millionen Euro nach oben korrigiert, nachdem sich der Stadtrat zwischenzeitlich für eine Erweiterung des Neubaus auf eine fünfzügige Schule ausgesprochen hatte und auch noch Wohnungsbau in dem Projekt realisiert werden soll. Strittig war im Bauausschuss des Stadtrats bei der Formulierung der Wettbewerbsaufgabe noch die Verkehrserschließung der Schule, die jetzt über den Münchner Ring erfolgen soll.

Der Grundsatzbeschluss, die Schule am alten Standort neu zu bauen, hatte im März 2017 noch vier Parallelklassen in jeder Jahrgangsstufe vorgesehen. Nachträglich ist der Stadtrat dann aber umgeschwenkt auf die zukunftsträchtigere Option, Raum für fünf Parallelklassen vorzusehen, auch wenn dann in den ersten Jahren nach der Eröffnung nicht alle 20 Klassenzimmer belegt sein werden. Und dann wurde noch die Idee aufgegriffen, in der Schule auch eventuell Wohnraum zu schaffen; in die Vorgaben für den Wettbewerb ging eine Größenordnung von etwa sechs Wohnungen mit zusammen rund 350 Quadratmetern ein.

Als unumgänglich gesehen wurde in der Vorplanung im Rathaus, die Anfahrt der neuen Schule mit Autos der Eltern und Schulbussen über den Münchner Ring laufen zu lassen. Zu Fuß und mit dem Rad sollen die Kinder über Raffeisenstraße und Meschendörferweg auf das Grundstück gelangen, die Lehrer sollen ihre Tiefgarage über den Müller-Guttenbrunn-Weg anfahren können. Für die morgendliche Fahrt der Eltern ihrer Kinder vor die Schulhaustüre und das Abholen mittags, soll eine Zufahrt vom Münchner Ring eingerichtet werden und bis zu 25 Parkplätze auf dem Grundstück, um das "Kiss and ride", wie es in den Wettbewerbsvorgaben ausdrücklich heißt, "möglichst bequem" zu gestalten.

Das fanden nun SPD, Grüne und ÖDP im Bauausschuss ausnehmend kontraproduktiv. Als Stadt, die sich selbst als fahrradfreundlich etikettiert, müsse doch "der Radverkehr priorisiert werden", forderte Thomas Breitenstein (SPD). Das müsse in dem Wettbewerb ausdrücklich vorgegeben werden. Auch sei die Zahl der geforderten Fahrradstellplätze viel zu gering in Relation zu den Parkplätzen für Autos. Jürgen Radtke (Grüne) und Katharina Bednarek (SPD) rügten die ausdrückliche Vorgabe, die Pkw-Abholung "bequem" zu gestalten. "Bequem soll's gerade nicht gemacht werden", forderte Bednarek, eher müssten Anreize entstehen, den Individualverkehr einzudämmen, zum Beispiel durch eine Reduzierung der "Kiss and ride"-Plätze auf ein Minimum.

Die Verhältnisse, sie seien aber nicht so, hielten Bürgermeister Christoph Böck (SPD) und Martin Reichart (Freie Bürger, FB) dagegen. "Ein Rückstau auf den Münchner Ring ist absolut kontraproduktiv", sagte Reichart. Bei einem Stimmenpatt zwischen CSU, FB und dem Bürgermeister gegen SPD, Grüne und ÖDP wurde der Vorschlag abgelehnt, die Parkplätze auf zehn zu limitieren, es bleibt nun bei 25. Eine Priorisierung des Fahrradverkehrs soll aber zumindest im Vorgabetext für den Wettbewerb aufscheinen.

Böck sagte, das Verfahren werde nun "umgehend" gestartet. Im September soll das Kolloquium des Architektenwettbewerbs stattfinden, zum Jahresende soll die Stadt einen Architekten für das Neubauprojekt haben.

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SZ vom 23.05.2018
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