Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Volksfest to go

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Unterschleißheim plant ein "Schmankerlwochenende" und einen Gutschein für Senioren

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Das Unterschleißheimer Rathaus bietet gegen den Phantomschmerz des abgesagten Lohhofer Volksfests zwei Kompensationen an. Am Pfingstwochenende, an dem ohne Corona Volksfestbetrieb gewesen wäre, wird ein "Schmankerlwochenende" ausgerichtet, wo es Festbier, Brathendl und gebrannte Mandeln zum Abholen gibt. Und aus dem obligaten Seniorentag am Volksfest wird ein Seniorenmonat; alle Senioren erhalten ein Äquivalent zum Freizeichen fürs Festzelt, mit dem sie in den Unterschleißheimer Gasthäusern einkehren können.

Bei den beiden Maßnahmen verbindet die Stadt das Angenehme mit dem Nützlichen. Die Gutscheine sollen ein kleines Zubrot für die gebeutelte örtliche Gastronomie bringen; die Schmankerl an Pfingsten werden von den Schaustellern angeboten, die als langjährige Partner der Stadt auch am Volksfest gewesen wären und die von den "Corona"-Absagen in Existenznöte gebracht wurden.

Die Idee zum "Schmankerldog" war im Volksfestteam der Rathausverwaltung geboren worden, den Seniorengutschein hatte die CSU beantragt. Bei der Beratung im Hauptausschuss des Stadtrats gab es zunächst ein langatmiges Schaulaufen, welcher Vorstoß der vernünftigere wäre, ehe man sich schließlich auf beide verständigte. Die Schmankerltage am Pfingstsonntag und -Montag sollen die Speisen dabei ausdrücklich zum Abholen anbieten. Die vorgeschlagene Ausgestaltung mit Blasmusik und Freibierausgabe hatte den Stadträten zu stark nach Volksfest light geklungen und das sei "vollkommen falsch", rügte Stefan Krimmer (CSU).

Die Stadtverwaltung hatte auch den Vorstoß der CSU für Seniorengutscheine als zu einseitig empfunden. "Junge Familien würden auch gern so einen Gutschein haben", sagte Geschäftsbereichsleiter Wolfgang Streidl. Zudem solle das Volksfest und insbesondere der Seniorentag auch "ein gewisses Gemeinschaftsgefühl" vermitteln, was mit der reinen Gutscheinausgabe nicht erfüllt werde. Das Rathaus schlug als Alternative daher vor, nach einer möglichen Lockerung der Modalitäten im Herbst ein "Wiedersehensfest" vorzusehen. Damit wäre den Schaustellern geholfen und der kommunale Auftrag zur "Pflege der bayerischen Volksfesttradition" wäre besser abgebildet.

Im Ausschuss erhielt aber der Gutschein-Vorschlag die klare Präferenz. "Wir müssen das seuchenpolitisch betrachten und nicht, wie wir es emotional gern hätten", mahnte Friedrich Kiener (CSU), beruflich Mediziner. Nun sollen die rund 6000 Senioren und Menschen mit Behinderung je einen Verzehrgutschein über zehn Euro bekommen, der im kompletten Juni in Unterschleißheimer Gaststätten eingelöst werden kann. An den Schmankerltagen gibt es an vier Standorten im Stadtgebiet je zwei Stände mit deftiger und süßer Verpflegung, dazu wird das noch "vor Corona" eigens gebraute Unterschleißheimer Festbier als Freibier verteilt. Die Aktion solle immerhin "ein gewisses Flair ermöglichen", erwartet Bürgermeister Christoph Böck (SPD). Dabei werden Sicherheitsabstände markiert, Maskenpflicht wird vorgeschrieben.

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Quelle:
SZ vom 22.05.2020
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