Unterschleißheim:Viele Möglichkeiten für weniger Geld

Unterschleißheim speckt Pläne für Michael-Ende-Schule ab und integriert zugleich die Musikschule

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Der Unterschleißheimer Stadtrat hat pünktlich zum Ferienbeginn seine Hausaufgaben gemacht und beim größten offenen Projekt eine Entscheidung getroffen. Die Michael-Ende-Grundschule wird in einer abgespeckten Version für 56 Millionen Euro neu errichtet und es werden dort auf 1300 Quadratmetern Räume für die Musikschule integriert. 14 Millionen Euro werden damit gegenüber früheren Plänen eingespart. Perspektivisch war im Stadtrat die Rede davon, das alte Schulhaus zu einem Kulturzentrum umzufunktionieren und an anderen Grundschulen auch Musikschuleinheiten zu integrieren. Eine Art Zentrale der Musikschule soll aber jetzt bald entstehen.

Die Erleichterung war Bürgermeister Christoph Böck (SPD) nach der Entscheidung direkt anzusehen, die lediglich die zwei Stadträte der Freien Bürgerschaft Unterschleißheim (FWG) nicht mittrugen. Die Schuldebatte läuft seit Jahren, der Bau wurde zuletzt immer teurer und größer. Und nun drohte wegen der Kosten, die man wegen der Steuerausfälle im Zuge der Corona-Pandemie erwartet, eine weitere zähe Debatte über grundlegende Fragen. Sollen externe Nutzer mit rein ins Schulhaus? Die FWG fand ganz klar: Nein. Sie forderte für den Schulbau an der Raiffeisenstraße nahe dem Rathaus ein Zurück zu den Anfängen. Doch das trug sonst keiner mit.

Vor allem Bürgermeister Böck warnte davor, sich eine Chance zu vergeben. Jetzt könne man relativ preisgünstig und zügig dringend benötigte Räume für die Musikschule schaffen, weil die Infrastruktur des Grundschulbaus mitgenutzt werden könne. Eine "Stand-alone-Lösung" für die Musikschule würde "ein Vielfaches" kosten und man würde "sehr, sehr lange" darauf warten müssen. Böck sagte, man habe nun gute Varianten mit unterschiedlich hohen Einsparpotenzialen zur Entscheidung vorliegen. 70 Millionen Euro standen mal im Raum. Böck warb für die 56-Millionen-Euro-Version mit integrierter Musikschule im Schulhaus. Das Bauamt und das Projektsteuerbüro hatte Schulhäuser für 51 Millionen bis zu 59 Millionen Euro konzipiert und durchgerechnet. Ursprünglich waren 2400 Quadratmeter für die Musikschule vorgesehen, mit einem zweistöckigem Bau auf der Sporthalle. Der entfällt nun.

Martin Reichart (FWG) kritisierte Böcks favorisiertes Modell scharf und sprach von einem "faulen Kompromiss". Die Grundschule werde bald wieder an ihre Grenzen stoßen und die Musikschulräume übernehmen. Besser wäre ein eigenständiger Neubau für die Musikschule. Auch Manfred Riederle (FDP) äußerte Bedenken. Er befürchtet, dass die Stadt Probleme mit der staatlichen Schulbauförderung bekommt, wenn sie faktisch einen Multifunktionsbau hinstellt. Doch Sozialreferentin Annegret Harms (SPD) und Brigitte Huber (Grüne) warben vehement für genau solch ein integratives Schulhaus. Nach modernem Verständnis "grenzt sich Schule nicht ab", sagte Huber. Harms sprach gar von einem "Vorzeigeprojekt", das man schaffe. Es würden mit Schuleinheiten, die in fünf Clustern aufgeteilt sind, neue Lernformen ermöglicht. Mit dem kooperativen Ganztagsangebot werde für Eltern Familie und Beruf vereinbar. Musiklehrer und auch Vereine aus der Stadt müssten in die Schule zu den Schülern kommen. Diese sei ein Ort der "Nachwuchsarbeit". Harms skizzierte darüberhinaus, wie das alte und das neue Schulhaus in Jahren miteinander vernetzt werden könnten. Beide Gebäude müssten "zusammengebracht werden." Sie rief Pläne für ein Kulturzentrum im alten Schulhaus in Erinnerung.

Bürgermeister Böck sprach von einem "ersten Schritt", der nun auch für die Musikschule gemacht werden soll. Und zwar zügig, denn die Zeit drängt: Das alte Grundschulgebäude ist stark sanierungsbedürftig, im Jahr 2025 soll die neue Schule bezogen werden können. Für die Musikschule könnten weitere Einheiten an den beiden anderen Grundschulen entstehen. Die CSU begrüßte, dass nun zügig eine Einigung über das weitere Vorgehen gefunden wurde. Allerdings verwies Stefan Diehl die Umbau- und Nutzungsideen zum alten Schulhaus ins Reich der Fabel. Das sei auf absehbare Zeit nicht finanzierbar. Wie Böck erwähnte, soll das benachbarte Sehbehindertenzentrum übergangsweise für zwei Jahre in das alte Schulgebäude einziehen, um dessen Immobilie zu sanieren.

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