Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Überwundene Trennung

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Mehr als tausend Bürger feiern die Eröffnung der Straßenunterführung, die nun Lohhof und Unterschleißheim verbindet

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Sie wären vermutlich auch ohne Freibier gekommen, die Unterschleißheimer, schließlich hat am vergangenen Samstag eine Ära der Trennung geendet. So lehnte sich auch Bürgermeister Christoph Böck in seiner Rede bei der Einweihung der neuen Straßenunterführung am Bahnübergang Bezirksstraße an Asterix und Obelix an und sprach vom "großen Graben", der in Unterschleißheim nun geschlossen worden sei. Es waren wohl mindestens tausend Schaulustige, die sich in und um die Unterführung drängten, am Freibierstand bildeten sich schon am Vormittag um 11 Uhr lange Schlangen.

Jahrzehntelang ist gestritten worden um die Lösung des Schrankenproblems mitten im Ort, bis sich der Stadtrat im Juni 2010 dann doch für eine Straßenunterführung entschied. Einige Jahre ging es zäh hin und her zwischen Bahn und Stadt, als die Maschinerie dann aber einmal in Gang gesetzt war, ging alles Schlag auf Schlag. Die Bauzeit selbst betrug gerade mal 16 Monate, in denen zuerst die Bahn die Brücke für die Züge und dann die Stadt die unterirdischen Fahrbahnen errichtete und damit eine neue Verbindung zwischen den Ortsteilen Unterschleißheim und Lohhof schuf. 11,6 Millionen Euro hat die Unterführung gekostet, auf die Stadt entfielen davon 5,9 Millionen.

Erich Brzosa, Leiter des Produktionsstandortes München der DB Netz, sprach von 243 Regional-, Fern- und S-Bahn-Zügen, die den Bahnübergang täglich passieren. Schon jetzt sind die Schranken deshalb an der Bahnlinie München - Freising - Landshut durchschnittlich 27 Minuten pro Stunde geschlossen. Angesichts der prognostizierten Zunahme des Bahnverkehrs, so Brzosa, würden sich die Probleme an den Schranken weiter verstärken. Das Betonkonstrukt, in das fünf Straßen münden, liegt 130 Meter nördlich des bisherigen Schrankenübergangs, ist 3,75 Meter breit und hat eine Durchfahrtshöhe von dreieinhalb Metern. Eine Grundwasserwanne soll die Unterführung vor Überschwemmungen bewahren. An der Hauptstraße wurde eigens ein Betriebsgebäude mit einer Entwässerungsanlage errichtet.

Auch stellvertretende Landrätin Annette Ganzmüller-Maluche (SPD) war zur Eröffnung nach Unterschleißheim gekommen. Sie erinnerte an Altbürgermeister Rolf Zeitler (CSU), der sich in seinem langen, zähen Kampf für die Straßenunterführung viel habe anhören müssen. Manchmal muss man erkennen, dass es doch die Taube auf dem Dach bleibt", sagte sie und fügte hinzu, dass es sich im vorliegenden Fall keineswegs um einen Spatz handele.

Ganz fertig ist die Sache allerdings noch nicht. In den nächsten Wochen finden noch Restarbeiten bei der Anbindung an die Diesel- und die Hauptstraße statt. Viele Unterschleißheimer nutzten am Samstag auch die Gelegenheit, zum letzten Mal in Ruhe durch die Betonwanne zu schlendern. Wenn am Montag die Autos kreuzungs- und ampelfrei hindurchbrausen, ist es damit vorbei. Der bisher vom Straßenverkehr genutzte Bahnübergang wird in den nächsten Wochen von der Bahn zurückgebaut. Genauso werden nicht mehr benötigte Straßenabschnitte in nächster Zeit verschwinden.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2015
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