Süddeutsche Zeitung

Gedenkstätte in Unterschleißheim:"Too much"

CSU-Stadträtin Lorena Allwein findet Gedenken an NS-Opfer übertrieben.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Die einzige Gegenstimme zum Gedenkstättenkonzept kam in der Stadtratssitzung aus den Reihen der CSU. Lorena Allwein fand den Ansatz wörtlich "too much". An den Nationalsozialismus werde man "jeden Tag genug erinnert", sagte die 30-jährige CSU-Stadträtin und Ortsvorsitzende der Frauen-Union. "Das reicht irgendwann auch mal wieder, das kommt gerade meiner Generation irgendwann zu den Ohren raus."

Dass Einzelschicksale "hier so gehypt werden sollen", finde sie "grenzwertig". Allwein: "Überall sind immer Leute gestorben in Schlachten, in Kriegen." Ohnehin gebe es in München und Dachau "schon wunderbare Denkmäler in der Nähe, die schreckliche Erinnerung muss man nicht überall breit treten".

In einer schmallippigen Replik sagte Bürgermeister Christoph Böck (SPD), er lasse nicht zu, die Vernichtungsideologie der Nationalsozialisten mit normalen Kriegsopfern gleichzusetzen. "Das ist völlig unangemessen." CSU-Fraktionssprecher Friedrich Kiener nannte Allweins Einlassungen eine "Einzelmeinung" und betonte, man könne gar nicht oft genug an die Verbrechen der Nazis erinnern. Benjamin Straßer (SPD) pflichtete bei: Es sei "absolut notwendig und wünschenswert", dass es auch in Unterschleißheim eine Gedenkstätte gebe. Historiker Maximilian Strnad sagte, er könne "absolut keine Sättigung" an dem Thema wahrnehmen. Die Jugend sei gerade bei einem konkreten lokalen Bezug sehr interessiert.

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Quelle:
SZ vom 16.09.2017 / kbh/hilb
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