SZ-Fitparade:Mit dem Rollator zum Fitness-Training

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Großes Interesse: Die Einführung am Bewegungspark mit Peter Rein (vorne) wurde von vielen Senioren angenommen. (Foto: privat)

Der Bewegungspark in Unterschleißheim wurde gezielt für Senioren angelegt. Physiotherapeut Peter Rein zeigt ihnen, wie sie die Geräte richtig nutzen.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Als ein Teilnehmer mit dem Rollator ankam, stutzte Peter Rein nur kurz. „Da komme ich nie rauf“, sagte der in seiner Beweglichkeit ziemlich eingeschränkte ältere Mann. Der Trainer machte ihm Mut. Die Stange werde er schon erreichen, sagte er. Und ja, es klappte. Nach der Übung folgte die Ermunterung. „Wissen Sie, was das Ziel ist?“, fragte Rein und gab die Antwort selbst: „Dass Sie keinen Rollator mehr brauchen!“

Der Motivator und Trainer, der Senioren im Unterschleißheimer Rolf-Zeitler-Park auf die Sprünge hilft, ist Physiotherapeut, selbst mittlerweile 67 Jahre alt und topfit. Seit einem Jahr ist er eigentlich in Rente. Doch das Telefongespräch, in dem er von dem Mann mit dem Rollator erzählt, führt Rein auf dem Weg zum nächsten Patienten. Ein 94-Jähriger sei das, sagt er, dem er mit Mobilisierungsübungen helfe und mit Massagen. Einfach seinen langjährigen Job ablegen kann Rein nicht. Er ist für ihn auch Teil einer Lebensphilosophie.

Das hat er auch mit seinem Einsatz am Bewegungspark im Rolf-Zeitler-Park gezeigt. Dort hat Rein, der auch für die SPD im Stadtrat sitzt, im Auftrag des Unterschleißheimer Seniorenbeirats zehnmal gezielt Einweisungsstunden für ältere Menschen gegeben, damit diese die Geräte richtig nutzen. Die Beschreibungen an den Geräten seien oft schwer verständlich, sagt Rein, und manches sei sogar falsch dargestellt. Mit ein paar Hinweisen würden diese tollen Sportgeräte aber selbst für die verwendbar, die nur noch wenig machen könnten. Das Ziel sei, in Bewegung zu kommen und Lust zu entwickeln auf das Training. Die Einführungsstunden zeigten, dass der Ansatz passt.

Die Senioren nahmen das Angebot in großer Zahl an. Ob beweglich oder eher nicht: Sie erschienen meist in Trainingskleidung und legten los. Einmal seien gleich 40 Personen da gewesen, erzählt Rein. „Ich war richtig perplex, wie das angenommen worden ist.“

Den Bewegungspark nutzen Junge und Alte. Doch angeschafft wurden die Geräte auf Anregung der Vorsitzenden des Seniorenbeirats tatsächlich mit dem erklärten Ziel, gerade Senioren dabei zu unterstützen, beweglich zu bleiben. Das Geld dafür stammte von dem verstorbenen Franz-Eberhard Knaup, der in Verbundenheit der Stadt an die 800 000 Euro vermacht hat, die in eine Bürgerstiftung eingegangen sind. „Ich bin immer der Meinung, wir müssen in der Senkrechten bleiben“, sagt Seniorenbeirats-Vorsitzende Sonja Lehnert, „für uns ist keine Pflege da.“

Die zehn Geräte bieten alles, um den Körper ganzheitlich zu trainieren. Mit ihnen lassen sich die Faszien, also das Bindegewebe, straffen. Es gibt Übungen für Hüfte, die Beine und ein Ergometer für die Arme. Im Jahr komme es in Deutschland zu mehr als 100 000 Oberschenkelhalsbrüchen, sagt Peter Rein, 20 Prozent der Betroffenen würden zu Pflegefällen. Dem lasse sich mit Sturzprophylaxe etwas dagegensetzen. Ein Vorbild für viele ist da in Unterschleißheim Johanna Krimmer, die mit 85 Jahren die Rehasportgruppe leitet und vielseitig aktiv ist. Über die hochgelegte Koordinationsstange, sagt Rein, sei Krimmer „drübergerauscht, als wenn nichts wäre“.

Nach den zehn Einweisungsstunden ist die Sache für Rein nicht abgeschlossen. Er schaut regelmäßig am Bewegungspark vorbei und bietet weiter an, dort Senioren den richtigen Umgang mit den Geräten zu zeigen. Der Bewegungspark „hat eingeschlagen“, sagt Lehnert. „Es sind jeden Tag Senioren dort.“

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