Süddeutsche Zeitung

Geothermie in Unterschleißheim:Sprudelnde Einnahmen

Die Unterschleißheimer Geothermiegesellschaft verbucht erstmals einen Gewinn. Dabei hatte die Stadt bei dem Projekt zunächst mit einigen Rückschlägen zu kämpfen.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Erst war man in Unterschleißheim mächtig stolz darauf, als erste Kommune der Region München im Jahr 2003 ein Geothermieprojekt zur Fernwärmeversorgung in Betrieb zu nehmen. Dann kam die Sorge, dass es finanziell ein Fass ohne Boden werden könnte. Immer wieder musste die Stadt Geld in das Projekt stecken, am Anfang stürzte die Pumpe ab, dann waren Investitionen in den Ausbau nötig. Auch an den Verträgen mit dem privaten Partner und Betreiber des Netzes musste nachgebessert werden, doch jetzt schreibt die städtische Geothermiegesellschaft GTU schwarze Zahlen, früher als erwartet.

Ursprünglich sollten erst 2018 schwarze Zahlen geschrieben werden

Zum ersten Mal in ihrer Unternehmensgeschichte verbucht die GTU einen, wenn auch bescheidenen, Jahresgewinn von gut 73 000 Euro. Geschäftsführer Thomas Stockerl verkündete die frohe Kunde jüngst im Aufsichtsrat. Laut Kalkulation war damit erst im Jahr 2028 zu rechnen. Dass es jetzt so schnell gegangen ist, war zwei Faktoren zu verdanken: Einer Finanzierungsstrategie, die sich die niedrigen Zinsen zunutze machte, und die rege Nachfrage nach der umweltfreundlichen Energie des heißen Wassers, das aus 2000 Metern Tiefe gefördert wird. Mittlerweile hängen 26 Prozent aller Unterschleißheimer Wohnhaushalte und viele städtische und Firmengebäude am Geothermienetz.

Fast fünf Millionen Euro hat die Stadt als alleinige Anteilseignerin der GTU in den Jahren 2012 und 2013 als Kapitaleinlage gewährt und damit einen vorzeitigen Schuldenabbau und Zinseinsparungen ermöglicht. Von den seit Projektbeginn aufgenommenen Finanzierungsdarlehen in Höhe von 13,8 Millionen Euro betrug der Kreditbestand bis 31. Dezember 2014 noch 5,27 Millionen.

Die Gewinne sollen in den nächsten Jahren noch deutlich steigen

Die Gesamtkosten für Bau und Ausbau der Geothermie lagen Ende 2014 bei 26,1 Millionen Euro. 15,6 Millionen davon brachte die Stadt Unterschleißheim seit der Unternehmensgründung im Jahr 2000 an Kapitaleinlagen ein. Dass künftig nicht mehr nur das Wasser sprudelt, davon geht GTU-Geschäftsführer Thomas Stockerl aus. Bis 2018 werde sich der Jahresgewinn auf dann rund 320 000 Euro erhöhen. Langfristig seien Jahresgewinne zwischen fünf und sechs Millionen Euro zu erwarten.

Ende 2014 betrug der Anschlusswert aller Fernwärmeabnehmer 33,5 Megawatt, knapp 3700 Wohneinheiten in 233 Gebäuden wurden mit Wärme versorgt, dazu 14 kommunale Objekte wie Schulen, Schwimmbad und Rathaus sowie zahlreiche Gewerbebauten, Pfarrzentren oder das Blinden- und Sehbehindertenzentrum Edith Stein.

Im Winter muss mit Erdgas zugeheizt werden

Das Prinzip der Geothermie ist simpel: Knapp 80 Grad heißes Thermalwasser wird aus der Tiefe des Valentinsparks gepumpt und dessen Energie über Wärmetauscher in der Energiezentrale am Hallenbad in das mittlerweile gut 17 Kilometer lange Fernwärmenetz eingespeist. Was in den Heizungen als Wärme ankommt, stammt freilich nicht nur aus heißem Tiefenwasser. Dessen Anteil liegt bei 75,8 Prozent, der Rest muss in den Wintermonaten durch Erdgas zugeheizt werden. Trotzdem hat Unterschleißheim allein im Vorjahr 8500 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid gespart, das entspricht 120 Tanklastern mit Heizöl.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2015
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