UnterschleißheimDas Volksfest wird zur Festung

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Drei mobile Zufahrtssperren sollen die Sicherheit der feiernden Besucher auf dem Lohhofer Volksfest erhöhen. Das Foto zeigt eine ähnliche Anlage auf dem Münchner Christkindlmarkt.
Drei mobile Zufahrtssperren sollen die Sicherheit der feiernden Besucher auf dem Lohhofer Volksfest erhöhen. Das Foto zeigt eine ähnliche Anlage auf dem Münchner Christkindlmarkt. (Foto: Catherina Hess)

Um die Besucher von Großveranstaltungen vor möglichen Anschlägen zu schützen, schafft die Stadt Unterschleißheim mobile Zufahrtssperren an. Der erste Einsatz ist im Juni auf dem Lohhofer Festplatz geplant. Doch auch Nachbarkommunen könnten von den Anlagen profitieren.

Von Sabine Wejsada, Unterschleißheim

Wenn am Freitag, 6. Juni, das Lohhofer Volksfest startet, dann werden sie erstmals zum Einsatz kommen: drei mobile Sperren, aus deren Bodenplatten automatisch Poller emporfahren. Damit will die Stadt Unterschleißheim die Zufahrt zum Festplatz von der Stadionstraße aus sichern, um etwaige Anschläge zu verhindern, wie Thomas Stockerl, der Referent von Bürgermeister Christoph Böck (SPD), berichtet. Auf der Zufahrt vom Münchner Ring zum Fest sei bereits eine Station mit Poller vorhanden. Für Lieferverkehr können die Sperren kurzzeitig elektronisch aufgehoben werden.

Mehr Sicherheit für Feste und Großveranstaltungen – seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Dezember 2024 und dem Angriff auf die Verdi-Demonstration in München im Februar beschäftigen sich nahezu alle Städte und Gemeinden mit dem Thema. Lokalpolitiker und Rathäuser suchen nach Wegen, um Besucher großer Events besser schützen zu können. Auch in der Nordallianz, einem Zusammenschluss von acht Kommunen in den Landkreisen München und Freising, wird gerade über die Anschaffung mobiler Sperren diskutiert.

Unterschleißheim gehe hier voran, sagt Thomas Stockerl. Die drei Module seien bestellt – und sollen rechtzeitig vor dem Beginn des Volksfestes geliefert werden. Für den Festzug der Vereine und Organisationen setzt die Stadt seinen Worten zufolge auf ein bereits erprobtes Konzept. Dieses stammt aus dem vergangenen Fasching. Als die Narren beschwingt durch die Straßen zogen, standen an den zahlreichen Zufahrten entlang der Wegstrecke große Metallcontainer von örtlichen Entsorgungsunternehmen. „Das hat sich bewährt, das machen wir jetzt wieder“, sagt Stockerl. Der Festzug sei heuer etwas verkürzt, ganz so viele Container wie im Fasching werde man wohl nicht brauchen. Und auch die drei Sperr-Module sollen zum Einsatz kommen.

Dass das bis zum 15. Juni dauernde Lohhofer Volksfest, übrigens das 72., besonders geschützt werden muss, daran führt laut Stockerl „kein Weg vorbei“. Die Stadt wolle auf Nummer sicher gehen, sagt der Referent des Bürgermeisters, schließlich könne „immer etwas passieren“. Mit den drei mobilen Fahrzeugsperren wolle man den vielen Tausend Gästen des Volksfestes ein höheres Sicherheitsgefühl vermitteln. Wenn die Feierlichkeiten in der Stadt vorüber sind, ist laut Stockerl denkbar, dass andere Kommunen die Sperren nutzen könnten.

Damit die Besucher sicher und mit einem guten Gefühl über das Lohhofer Volksfest flanieren können, werden zusätzliche Zufahrtssperren angeschafft.
Damit die Besucher sicher und mit einem guten Gefühl über das Lohhofer Volksfest flanieren können, werden zusätzliche Zufahrtssperren angeschafft. (Foto: Leonhard Simon)

In den Städten und Gemeinden der Nordallianz wird nach Stockerls Worten gerade geprüft, ob das Bündnis solche Gerätschaften jeweils leihen soll, wenn in Mitgliedskommunen Feste anstehen, oder ob man sie nicht besser gemeinsam kauft. Viele Fragen sind aber noch nicht abschließend geklärt – zum Beispiel, wie viele Module angeschafft werden sollen und wie der Verleih-Modus aussehen wird. Zudem gibt es sowohl Sperren, die die Straße dauerhaft für alle Fahrzeuge blockieren, als auch solche, die für den Lieferverkehr und Rettungsdienste kurzzeitig abgesenkt werden können.

Auch in Garching wird die Anschaffung diskutiert

Die mobilen Module zur Absicherung von Zuwegungen sind allerdings nicht billig, wie jetzt bei der Diskussion im Garchinger Stadtrat deutlich wurde: Für drei Sperren sind für einen Zeitraum von zehn Tagen nach Recherchen der dortigen Rathausverwaltung circa 15 000 Euro Leihgebühr zu bezahlen. Kauft man drei Überfahrmodule und 20 Straßenblocker, dann addiert sich das auf gut 215 000 Euro.

In der Regel werden die mobilen Sperren direkt auf den neuralgischen Straßenabschnitten platziert, die aus Sicht des Veranstalters und der Sicherheitsbehörden besonders anfällig für potenzielle Überfahrtaten wären. Beim Garchinger Straßenfest kämen laut der Stadtverwaltung vor allem die Telschowstraße und die Niels-Bohr-Straße als Standorte für mobile Sperren infrage. Wegen langer Lieferzeiten der Module dürfte die Stadt für das heuer von 11. bis 13. Juli stattfindende Straßenfest wohl auf ein in der Vergangenheit bewährtes Sicherheitskonzept setzen: Sandsäcke und Betonbausteine sollen Autos abwehren. Oder aber die Garchinger fragen bei den Nachbarn in Unterschleißheim nach und leihen sich die drei dann beim Volksfest erprobten Module aus.

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