Unterschleißheim:Ruhe nach dem Sturm

Unterschleißheim: Links neben der Wasserwachstation soll einmal das Seerestaurant entstehen, das auch den Campingplatz versorgen könnte, wenn er denn käme.

Links neben der Wasserwachstation soll einmal das Seerestaurant entstehen, das auch den Campingplatz versorgen könnte, wenn er denn käme.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Kampf um die Nutzung des Hollerner Sees scheint entschieden, die Grünen ziehen bei einem Rundgang zufrieden Bilanz

Von Alexandra Vettori, Eching/Unterschleißheim

Ein bisschen neidisch sieht Johannes Becher, Moosburger Stadtrat der Grünen, schon aus, als er mit seinen Echinger Parteifreunden am Hollerner See entlang spaziert. Denn hier haben Umweltschützer und Entwicklungsskeptiker jahrelang einen zähen Kampf gegen ehrgeizige Bürgermeister geführt, die noch größere Pläne für das künftige Naherholungsgebiet bei Unterschleißheim hatten - mit Thermalbad, Hotel und Riesenparkplatz. Danach war noch eine Seesauna im Gespräch, jetzt sind es nur noch ein Seerestaurant und ein Caravan-Stellplatz, aber auch der wird immer unwahrscheinlicher. "Wir in Moosburg haben diesen Kampf noch vor uns", sagt Becher.

Denn was auf Druck der Öffentlichkeit, vor allem der aus Unterschleißheim, im Münchner Norden nicht möglich war, soll in ähnlicher Form in Moosburg entstehen. Dort gibt es im Nordosten der Stadt eine Reihe von Kiesweihern entlang der Autobahn 92. An einem davon möchte die Firma Evago Immobilien große Pläne umsetzen und hat die nötigen Grundstücke auch schon gekauft.

Im ersten Bauabschnitt sind zwar nur drei Wasserski-Anlagen und ein großer Biergarten geplant, doch dafür gibt es keinen Bebauungsplan. Der Moosburger Stadtrat hätte das durchgehen lassen, doch das Landratsamt Freising als übergeordnete Genehmigungsbehörde bestand auf einem Plan, und zwar schon für den ersten Bauabschnitt. Sorgen macht manch einem in Moosburg freilich erst die nächste Ausbaustufe, da sollen ein Tagungshotel mit 90 Doppelzimmern, See-Lodges und eine Hochzeits- und Eventlocation, ein so genannter Sea-Dome für 800 Besucher, entstehen. "Da wird es bei uns in Moosburg dann hoffentlich ebenso große Proteste geben wie bei euch in Eching", sagt Becher zur den gut 20 Teilnehmern des Spaziergangs am Hollerner See.

Dort scheint die Schlacht geschlagen zu sein, auch wenn das Echinger Rathaus derzeit noch über einer Kosten-Nutzen-Analyse für einen Campingplatz am See brütet. Doch die Zahl derer, die noch glauben, dass die Gemeinde mit dem Hollerner See irgendwann einmal richtig Geld verdient, schrumpft. Damit gewinnen diejenigen langsam die Oberhand, die in dem See am Westrand des Gemeindegebietes einfach ein Stück Landschaft sehen, wo Erholungssuchende baden, sich sonnen und spazieren gehen können.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl, der bei dem Spaziergang am See dabei ist, lobt das Engagement der Kritiker. Ein naturbelassenes Gewässer sei wichtig, auch für die Vögel, für die der Hollerner See ein "Ausweichgewässer" zum nahen Speichersee in Ismaning sei. Er würde, sagt Magerl, nicht empfehlen, dass außerhalb der teils bereits angelegten, teils noch im Entstehen befindlichen Badebuchten, "noch irgendwas möbliert wird". Die Schilfflächen am Nordufer des Hollerner Sees, die vor Kurzem noch hätten reduziert werden sollen, müssten auf jeden Fall bleiben, so Magerl, das seien bereits geschützte Biotope nach dem Bundesnaturschutzgesetz.

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