Infrastruktur:Ein Funkturm? Nicht in unserem Park

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Eigentlich ist die Netzabdeckung nach dem 5-G-Standard in Unterschleißheim gesichert. Doch Ende des Jahres fällt ein Sendemast weg. Und dann? (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Als Hightech-Standort ist Unterschleißheim auf ein funktionierendes 5-G-Netz angewiesen. Weil der Vertrag für einen Sendemast ausläuft, könnte es da bald ein Problem geben. Und die Stadt ist nicht bereit, ein Provisorium auf einem Aussichtshügel zu erlauben.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

In der Oberpfalz mag man Funklöcher gewohnt sein. Aber in Unterschleißheim? Die Stadt im Norden von München, in der BMW sein Entwicklungszentrum für die autonom fahrenden Autos der Zukunft angesiedelt hat, gehört zu den Hightech-Standorten im sogenannten Isarvalley. Ausgerechnet dort droht ein Viertel vom Mobilfunknetz abgehängt zu werden. Das Rathaus erklärt, zum 31. Dezember laufe ein Vertrag der Deutschen Funkturm GmbH für die Nutzung eines Mastes an der Stadionstraße aus. Laut dem Unternehmen gibt es erst Mitte kommenden Jahres ein Problem. Einig sind sich aber beide: Ersatz ist bisher nicht in Sicht.

Dabei hätte die Deutsche Funkturm, die beim Bau und Betrieb der digitalen Infrastruktur in Deutschland eine zentrale Rolle spielt, durchaus eine Idee. Sie würde in Unterschleißheim am liebsten vorübergehend einen Mast auf dem zentralen Aussichtshügel im Rolf-Zeitler-Park platzieren. Das würde bedeuten, dass dort auf acht Metern Höhe über dem übrigen Parkgelände ein Anhänger mit einer 25 Meter hohen Antenne steht. Der Hänger stünde oberhalb des Theatrons und knapp unterhalb der Aussichtsplattform. Praktischerweise gäbe es am Theatron sogar einen Stromanschluss.

Doch die Stadt spielt dabei nicht mit. Ein Funkmast mitten im Erholungsgebiet und an derart exponierter Stelle ist für viele Stadträte nicht vorstellbar. „Den Park haben wir nicht gebaut, damit wir den vermasteln“, sagte Martin Reichart (FWG) jüngst im Umweltausschuss des Stadtrats. Und: „Nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium.“ Man müsse unbedingt den Druck auf die Deutsche Funkturm GmbH hochhalten, einen passenden Standort zu finden. Der Ausschuss lehnte den Mast im Park rundweg ab.

Rathaussprecher Steven Ahlrep sieht jetzt auf den Bereich Stadionstraße und Park im Osten von Unterschleißheim Lücken bei der Mobilfunkabdeckung zukommen. Zumindest ein schwächeres Signal im 5-G-Netz könne es geben. Telekom-Sprecher Markus Jodl bestätigt im Namen der Funkturm GmbH die Schwierigkeiten in Unterschleißheim. „Wir wissen, wie wichtig eine lückenlose Mobilfunkversorgung ist. Daher setzen wir alles daran, diese zu gewährleisten“, erklärt er. Dabei sei man auf Unterstützung von Kommunen, Eigentümern und Unternehmen angewiesen, die bereit seien, Flächen zu vermieten. Und in Unterschleißheim sieht er da Probleme: „In Unterschleißheim erhalten wir derzeit keine Unterstützung von der Stadt.“

Ein Grund für das angespannte Verhältnis ist, dass die Stadt sehr genau darauf schaut, die Belastung durch Mobilfunk für die Bevölkerung niedrig zu halten. Telekom-Sprecher Jodl sagt, die Stadt Unterschleißheim erschwere sowohl die Suche nach neuen Standorten als auch den Ausbau bestehender Mobilfunkstandorte, „da an alternativ interpretierten Grenzwerten festgehalten wird, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen“. Einer, der darauf achtet, dass das so bleibt, ist der ausgewiesene Mobilfunkkritiker Bernd Knatz (ÖDP), der im Stadtrat regelmäßig mögliche Gefahren herausstreicht.

Oberhalb des Theatrons im Rolf-Zeitler-Park hätte die Deutsche Funkturm GmbH gerne einen Mast aufgestellt. Das Bild zeigt Monika Zeitler, die Witwe des verstorbenen Altbürgermeisters, nach dem der Park benannt ist. (Foto: Robert Haas)

Dabei gibt es auch andere Stimmen. CSU-Stadträtin Brigitte Weinzierl klagt regelmäßig über das schlechte Netz bei ihr daheim. Sie müsse auf die Terrasse gehen, wenn sie telefonieren wolle, erzählte sie bei der Diskussion über den Mast. Draußen treffe sie dann ihren Nachbarn, der auf seiner Terrasse ebenfalls telefoniere.

Das Netz in Unterschleißheim reicht bisher jedenfalls aus, damit BMW seine Testfahrzeuge auf die Straße schickt. Diese sind immer wieder zu sehen. Laut Stadt-Sprecher Steven Ahlrep ist die für die Hightech-Fahrzeuge notwendige 5-G-Anbindung in der Breite weitgehend gesichert. Die Deutsche Telekom und auch die Telefonica-Tochter O2 wiesen auf ihren Plattformen eine Netzabdeckung beim neuesten Mobilfunkstandard für das gesamte Stadtgebiet aus. Was die Netzanbieter laut Ahlrep allerdings nicht garantierten, sei eine hundertprozentige Versorgung nach den älteren Mobilfunkstandards bis in die Wohnhäuser hinein.

Die Telekom sucht gerade nach drei neuen Standorten

Der Aufbau des zuverlässigeren und auf mehr Masten angewiesenen 5-G-Netzes geht in Unterschleißheim weiter. Gerade steht im Raum, auf dem Feuerwehrhaus an der Carl-Linde-Straße einen Mast zu installieren. Telekom-Sprecher Jodl sagt: „In der Stadt Unterschleißheim suchen wir aktuell nach drei neuen Mobilfunkstandorten, um bestehende Netzlücken zu schließen, die Kapazität zu erweitern oder die vorhandene Versorgung zu sichern.“ Im gesamten Landkreis München plane man knapp 30 neue Standorte sowie rund 90 Kapazitätserweiterungen an bestehenden Standorten. In der Stadt München suche die Deutsche Funkturm mehr als 100 neue Standorte und plane in den kommenden Jahren rund 350 Kapazitätserweiterungen an bestehenden Masten.

Die Deutsche Funkturm GmbH sucht laut Jodl in Unterschleißheim aktuell auch eine Alternative zum Standort an der Stadionstraße 6. Wie es von der Stadt heißt, laufen Gespräche mit Eigentümern von Wohnblocks am Park. Allerdings zögen sich Entscheidungen hin, weil auch die Eigentümer-Gemeinschaft zustimmen müsse. Dass jetzt mit heißer Nadel an einer Lösung gestrickt wird, wäre aus Sicht der Stadt nicht nötig gewesen. Angeblich war seit zwei Jahren bekannt, dass der Vertrag für die Dachnutzung an der Stadionstraße ausläuft. Bürgermeister Böck beklagte im Ausschuss eine gestörte Kommunikation mit dem Unternehmen und war dagegen, diesem mit dem Masten im Park aus der Patsche zu helfen. „Da müssen sie mit uns mal reden.“

Die Deutsche Funkturm GmbH wurde 2002 als Tochter der Deutschen Telekom gegründet. Seit 2023 haben mit Digital-Bridge aus den USA und der kanadischen Brookfield zwei Investmentfirmen das Sagen und die Telekom ist nur noch Minderheitseigner.

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