Unterschleißheim:Glühwein bleibt erlaubt, eine Dose Bier nicht

Lesezeit: 2 min

Der Glühwein auf dem Rathausplatz ist erlaubt, auch wenn sonst Alkohol dort möglichst verbannt werden soll. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Die Stadt Unterschleißheim verlängert das nächtliche Alkoholverbot auf dem Rathausplatz. Veranstaltungen wie der Christkindlmarkt sind davon aber ausgenommen.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Der Glühweinduft auf dem Unterschleißheimer Christkindlmarkt bleibt. Und wer es darauf anlegt, darf an den Adventswochenenden auch weiter einen Becher mehr von dem wärmenden Getränk zu sich nehmen, als ihm vielleicht gut tun würde. Doch abgesehen von dem von der Stadt natürlich ausdrücklich genehmigten vorweihnachtlichen Treiben, bei dem der Alkoholkonsum sozusagen von offizieller Seite gebilligt wird, sind Bier, Wein und Schnaps dort nicht gerne gesehen. Bereits im Jahr 2014 wurde das Verbot erlassen, von 22 Uhr bis 6 Uhr auf dem Rathausplatz und angrenzenden öffentlichen Flächen Alkohol zu konsumieren oder auch nur eine Flasche mit Prozenthaltigem dabei zu haben. Diese Regelung wurde nun zum zweiten Mal um vier Jahre verlängert - und das ausgerechnet genau zu der Zeit, da der Ausschank jahreszeitlich bedingt befristet erlaubt ist. Die Polizeistatistik lieferte den Stadträten jedenfalls für ihre Entscheidung etliche Argumente.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Wenn die neue Stadtmitte fertig ist, mag es anders aussehen. Doch aktuell versprüht der Rathausplatz in Unterschleißheim mehr das Flair eines vernachlässigten Stadtviertelzentrums, als dass er das pulsierende Herz einer aufstrebenden Stadt im Speckgürtel von München darstellt. Tagsüber ist der Platz schon spärlich besucht, weil viele Ladengeschäfte leer stehen, was sich gerade noch verstärkt, da der Beginn der Arbeiten am ehemaligen Isar-Amper-Zentrum näher rückt. Abends verwaist der Platz regelrecht. Nur Jugendcliquen kommen dann am Brunnen zusammen und auf den Bänken. Dann wird es dort auch mal lauter.

Die Polizei verzeichnet für das vergangene Jahr 169 Einsätze im Stadtzentrum

Mancher fühlt sich davon offenbar deutlich gestört. Denn die Polizei rückt des Öfteren an. Weil die Verlängerung des Alkoholverbots anstand, hatte die Stadt die Polizeiinspektion in Oberschleißheim gebeten, aufzulisten, wie viele Einsätze auf dem Rathausplatz und in dessen Umfeld anfallen. Im Jahr 2019 wurden 95 Einsätze registriert, im Jahr 2020 waren es 138 Einsätze und im Jahr 2021 kam man auf 169 Einsätze. Dabei ging es um Ruhestörung, um Randalierer, Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung. Auch zu Verkehrsunfällen wurde die Polizei gerufen und seit Beginn der Corona-Pandemie waren die Beamten auch immer wieder gefragt, weil Protestversammlungen gegen die Corona-Bestimmungen stattfanden.

Der Trend zeigte schon in den Vorjahren nach oben und das setzte sich im laufenden Jahr 2022 auch fort. Bis Ende September war die Polizei auch wieder 124 Mal im Stadtzentrum gefordert. Als auffallend beschreibt die Stadt in diesem Zusammenhang die hohe Zahl von 28 Ruhestörungen. Die Einsätze, die Corona-Pandemie betreffend, eingeschlossen registriert die Stadt nach eigenen Angaben eine "signifikante Erhöhung der Anzahl polizeilicher Einsätze". Deshalb befürworte man, die Verordnung bezüglich des Alkoholkonsums zu verlängern, heißt es aus der Inspektion. Diese ermögliche der Polizei, frühzeitig und konsequent gegen Sicherheitsstörungen einzuschreiten und präventiv tätig zu werden. Dabei geht es darum, Platzverweise auszusprechen oder dem einen oder anderen seine Bier-, Wein- oder Schnapsflasche abzunehmen.

Der Stadtrat beschoss die Verlängerung der Verordnung einstimmig, die von 1. Dezember an gelten wird. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 1000 Euro. Am 30. November 2026 verliert die Verordnung ihre Rechtskraft, wenn sie nicht verlängert wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Podcast "Auf den Punkt"
:Oktoberfest: Kollateralschäden des Bierkonsums

Auf der Wiesn wird dem Alkohol gehuldigt. Ein Toxikologe erklärt die Risiken des Rauschs - und die Rache nach dem Exzess.

Von Lars Langenau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: