Immer wieder hört man Klagen über „Geisterbusse“, die fast leer durch die Gegend fahren und außer Kosten nichts produzieren. Kritiker fordern regelmäßig, dass solche Linien eingestellt werden. Doch jetzt zeigt sich am Fall des 299er-Busses in Unterschleißheim, dass man das auch anders sehen kann. ÖDP-Stadtratsmitglied Bernd Knatz fordert, auf die dürftige Auslastung des Busses von Riedmoos ins Schulzentrum und zurück mit zusätzlichen Fahrten zu reagieren. Er ist der Meinung, dass die Nachfrage deshalb so schwach ist, weil das Angebot nicht attraktiv genug sei.
Eine Zählung hat jüngst ergeben, dass morgens und mittags schon mal bis zu 20 Schüler im Bus sitzen. Aber es gibt Touren, da ist der Fahrer auf der Linie 299 vom Zwerchwiesenweg in Riedmoos ins Schulzentrum Lohhof und wieder zurück fast alleine unterwegs. An einem Samstag im September registrierte der Chauffeur bei einer stichprobenartigen Zählung sogar echte Leerfahrten. Martin Reichart von der Freien Bürgerschaft Unterschleißheim hatte das so schon vor der Inbetriebnahme der Linie prognostiziert.
Er sagte damals, er habe mit vielen Leuten in Riedmoos geredet und kaum Interesse an einem Linienbus wahrgenommen. Dennoch legte die Stadt dort eine Buswendeschleife an und der Landkreis München schickte einen Kleinbus auf Tour. Nach dem Motto: Keiner im Landkreis soll weiter als 500 Meter von der nächsten Bushaltestelle entfernt wohnen.
Das ist in Unterschleißheim eigentlich leicht zu erfüllen. Die Stadt ist dicht besiedelt und mit Bussen im Kern gut erschlossen. Das gilt jedoch nicht für den Stadteil Riedmoos, der jenseits der A 92 liegt. Dort ist am meisten noch im Sommer los, wenn Badegäste den Unterschleißheimer See ansteuern. Doch viele nehmen dann das Auto oder das Rad. Dennoch hat der Mobilitätsausschuss des Kreistags auch auf Intervention von Bürgermeister Christoph Böck (SPD) kürzlich die Linie von den geplanten Kürzungen beim MVV-Angebot erst einmal ausgenommen.
Die Linie ist erst seit 2021 in Betrieb und es soll weiter geschaut werden, ob sie mit der Zeit doch noch stärker angenommen wird. ÖDP-Stadtrat Knatz reicht das nicht. Er hat jetzt im Umweltausschuss des Stadtrats Druck gemacht, das Angebot sogar zu verbessern.
Der Busfahrer, so ein Argument, werde doch auch für Standzeiten bezahlt
Aktuell sieht der Fahrplan außer am frühen Morgen und in den Abendstunden Fahrten im Zweistundentakt vor. Knatz ist das zu wenig. „Das ist der springende Punkt“, sagt er. Ein derart mäßig attraktives Angebot bringe die Menschen doch nicht zum Umsteigen. Wer zum Einkaufen fahre, müsse dann lange auf den Bus bis zur Rückfahrt warten. Knatz führt in seinem Antrag an, dass keine „nennenswerten“ Mehrkosten für einen dichteren Takt anfielen, weil der Busfahrer sowieso bezahlt werde und einfach weniger Standzeiten habe. Der Antrag wurde im Umweltausschuss abgelehnt. Aber Bürgermeister Böck sagte zu, darauf zu dringen, eine mögliche Steigerung der Attraktivität bei der Neuausschreibung der Linie nach 2026 zur Sprache zu bringen.
Eine zuletzt anvisierte Umstellung des Betriebs des 299er-Busses auf ein On-Demand-System ist aktuell kein Thema mehr. Der Landkreis München will aus Kostengründen erst nach 2026 wieder prüfen, ob ein solcher Rufbus im nördlichen Landkreis eingeführt werden soll.