Unterschleißheim:Neue Unterführung entpuppt sich als Gefahrenstelle

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Unübersichtlich und gefährlich: Die abknickenden Vorfahrtsstraßen auf beiden Seiten der neuen Unterführung. (Foto: privat)

Die Kreuzungen an der im Juni eröffneten Unterführung in Unterschleißheim verleiten vor allem Fahrradfahrer zu abenteuerlichen Abkürzungen. Kritiker der Planung sehen sich bestätigt und fordern Nachbesserungen.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Es grenzt fast an ein Wunder, dass es bisher bei dem Unfall mit einem Radfahrer und einem Bus geblieben ist, an der neuen Unterführung in Unterschleißheim. Denn die Kreuzungen vor und nach dem Tunnel unter der Bahnlinie haben es in sich. Vor allem auf der Südseite, wo sich Raiffeisen- und Bezirksstraße treffen und beide in die Unterführung münden, ist die Lage unübersichtlich, immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, was man auch bei der Oberschleißheimer Polizei bestätigt.

Das Unterschleißheimer Rathaus verweist bislang auf laufende Verkehrszählungen und -analysen, doch es sieht so aus, als täten Sofortmaßnahmen Not, um Unfälle zu vermeiden. Der Unterschleißheimer Roland Schreitter, Mitglied der Freien Bürgerschaft, hat kürzlich selbst eine kleine Verkehrsbeobachtung vorgenommen, mit alarmierenden Erkenntnissen.

Auch eine Frau mit Kinderwagen war vorschriftswidrig unterwegs

Vor allem Radfahrer wüssten nicht, wie sie sich an den abknickenden Vorfahrtsstraßen richtig verhalten sollten und kreuzten diese an ungünstigen Stellen, weil die regulären Wege umständlich seien, so Schreitter. Innerhalb einer knappen halben Stunde hat er acht Radfahrer beobachtet, die auf der falschen Fahrbahnseite fuhren, nur zwei benutzten korrekt die dafür vorgesehene Radlerbrücke parallel zur Bahnstrecke. Auch eine Fußgängerin mit Kinderwagen war vorschriftswidrig unterwegs.

Schreitter appelliert an die Stadt, die Sicherheit für Radler zu verbessern. So sei eingefärbter Asphalt auf den Radwegen an neuralgischen Stellen eine Möglichkeit, die es bereits in Kirchheimer Gemeindeteil Heimstetten gebe. Auch Markierungen mit Radwegsymbolen oder Zebrastreifen wären hilfreich an Stellen, an denen Radfahrer die Straßenseite wechseln müssen, also etwa auf der Raiffeisen-, Nelken- und Dieselstraße.

Die Polizei regt die Aufstellung eines Spiegels an

Bei der Oberschleißheimer Polizei sieht man die Situation an der Mitte Juni eröffneten Straßenunterführung ebenfalls kritisch. "Es war klar, dass die Gefälle und die Unübersichtlichkeit Radfahrer gefährden würden", sagt stellvertretender Dienststellenleiter Thomas Kögelmeier. Auch er sieht die Stelle, an der die Bezirksstraße nach rechts in die Unterführung mündet, als eine Gefahrenstelle, nicht nur für Radler. "Wenn man nach links in die Raiffeisenstraße fährt, sieht man den Verkehr schlecht, der recht flott aus der Unterführung raus kommt." Man überlege jetzt, ob ein Spiegel aufgestellt werden könnte.

ÖDP-Stadtrat Bernd Knatz sieht seine Bedenken, die er schon im Planungsstadium der Unterführung äußerte, in vollem Umfang bestätigt. "Natürlich rechtfertigt die fahrradunfreundliche Gestaltung nicht Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung", betont er, allerdings fördere die umwegige Radverkehrsführung Fehlverhalten.

Knatz kritisiert auch, dass immer von "Autospuren" die Rede sei. Grundsätzlich dürften Radler die Fahrbahn benutzen, weil diese nicht nur für Autos gedacht sei. Nur bei besonderer Gefahr könnten sie auf Radwege verwiesen werden. Ob die Voraussetzungen dafür in der Unterführung gegeben seien, prüfe die Stadt derzeit. Sollte man nun Fachleute zu Rate ziehen, so Knatz, "dann hoffentlich nicht Planer, die das Radfahren nur aus der Windschutzscheibenperspektive kennen".

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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