Unterschleißheim:Krippe auf der Kippe

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Idee für den Christkindlmarkt gefällt nicht allen Stadträten

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Die Galionsfiguren des Unterschleißheimer Christkindlmarkts sollen künftig Maria und Josef persönlich werden. Und die Nahtstelle zwischen den Marktteilen auf dem Rathausplatz und an der Raiffeisenstraße soll der heilige König Balthasar mit Kamel schließen. Ein großflächiges Krippenszenario mit lebensgroßen Holzfiguren soll nach Vorstellungen der Rathausverwaltung die neue Attraktion des Marktes werden.

Rein prosaischer Nutzeffekt wäre es, durch geschickte Platzierung die jetzt durch die Engstelle am Eck der Stadtbibliothek separierten Marktteile zu verbinden. Und mit der prominenten Darstellung der Krippenszenerie könne man in einen bisher eher kommerziellen Markt "auch den christlichen Charakter mit reinziehen", wie es der zuständige Geschäftsbereichsleiter Wolfgang Streidl im Hauptausschuss des Stadtrats sagte. Vor allem aber wäre die Installation ein Alleinstellungsmerkmal mit Effekt auf Atmosphäre und Identität. "Wir werden in aller Munde sein mit so einer Anlage", versprach Streidl.

Das sei sicher, bestätigte Zweiter Bürgermeister Stefan Krimmer (CSU), "aber nicht überall nur positiv". Man müsse "aufpassen, nicht übers Ziel hinauszuschießen", mahnte er. Sein Parteifreund Friedrich Kiener sagte, der Christkindlmarkt sei jetzt schon "so positiv belegt, dass eigentlich keine Wünsche offen sind". Der Aufwand mit dem Krippenszenario sei "für neun Tage einfach zu viel". Stefan Diehl, ebenfalls CSU, forderte dagegen, die Installation aufzuwerten und nicht als Lückenfüller zu platzieren: "Eine Krippe muss der Hauptpunkt des Marktes sein." Andererseits wurden große Bedenken bezüglich der Anfälligkeit für Vandalismus geäußert. Und die konkret vorgeschlagene Figurengestaltung, wie sie in einem Modell im Sitzungssaal ausgestellt war, rief auch nicht gerade Begeisterung hervor. "Viel zu altbacken", monierte Harms. Angezweifelt wurden auch die erwarteten Kosten. Ein Ankauf aller Figuren für 50 000 Euro könne fast nicht ohne Haken sein, wurde spekuliert. Massive und handgeschnitzte Holzfiguren müssten viel teurer sein. Zur nächsten Beratung soll auch der gestaltende Künstler anwesend sein und die aufgeworfenen Fragen sollen konkretisiert werden.

Diehl warf generell die Frage auf: "Wo wollen wir hin mit dem Markt?" Bereits im vergangenen Jahr hatte er moniert, dass die Ansetzung des städtischen Christkindlmarkts auch schon am ersten Advent dem Markt der Pfarrei St. Korbinian schade, der seit jeher an dem Termin abgehalten werde. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) berichtete nun, dass man bei einer Besprechung mit der Pfarrei eine Kooperation und Ergänzung der beiden Veranstaltungen zum gegenseitigen Nutzen vereinbart habe. "Die beiden Märkte sind keine Konkurrenzveranstaltungen und dürfen auch keine sein", sagte er. Streidl berichtete, dass sich die Pfarrei von einer engeren Verzahnung mit dem städtischen Markt eher eine Belebung verspreche: "Die erhoffen sich Synergieeffekte." Die Zusammenarbeit solle so gestaltet werden, "dass beide Seiten profitieren". Das Potenzial dazu sei vorhanden, erwartet Böck: "Wir wollen da unterstützen."

Dennoch müsse das auch im Stadtrat diskutiert werden, forderte Diehl. Für ihn sei es unverständlich, warum man am ersten Advent zwei Märkte parallel abhalte, aber am vierten Advent gar keinen. 2018 war die Schließung des Markts am vierten Advent damit begründet worden, dass Heiligabend auf den Montag fiel und der Abbau an diesem Tag nicht zumutbar sei. Das gelte heuer nicht mehr, trotzdem sei der Markt wieder nur von erstem bis dritten Advent geplant. Der Bürgermeister sagte, darüber werde im Rathaus noch gesprochen. Auch er habe "schon die Hoffnung, dass wir heuer bis vierten Advent geöffnet haben können".

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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