Unterschleißheim:Angriff auf Aktivisten

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Eckhard Kirchner war auf einem seiner Kontrollgänge, als er tätlich angegriffen worden sei. (Foto: Privat)

Eckhard Kirchner vom Aktionsbündnis Lohhof-Süd erstattet Anzeige gegen Mitarbeiter einer Entsorgungsfirma.

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Zwei Männer stehen auf einem Wall neben der Entsorgungsfirma BTU Hartmeier. Der eine ist Eckhard Kirchner, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Lohhof-Süd gegen Gestank und Krach, deren Mitglieder sich von den nahe der Wohnsiedlung gelegenen Entsorgern massiv beeinträchtigt fühlen. Der andere ist ein Mitarbeiter des Abfallspediteurs. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, Kirchner fühlt sich bedroht, wird nach eigener Aussage geschüttelt. Der Mann nimmt ihm sein Handy weg. Später bekommt er es wieder, aber das Aktionsbündnis spricht in einer Mitteilung von "Wildwest-Methoden in Unterschleißheim" und von "Einschüchterungsversuchen", die man sich nicht gefallen lassen wolle. Kirchner hat wegen des Vorfalls Anzeige erstattet, die Polizei bestätigt, dass sie Ermittlungen aufgenommen hat.

Der 78-jährige Kirchner geht öfter im Biotop zwischen den Gewerbebetrieben in Lohhof-Süd spazieren, oder besser: Er unternimmt "regelmäßig Kontrollgänge". Am Mittwoch, 29. Januar, stieg er wieder einmal auf den Wall neben dem Gelände von BTU Hartmeier, der öffentlich zugänglich sei, wie er betont. Der Grund: "Weil man dort gute Einsicht in den Betriebsablauf hat. Insbesondere kann man sehen, ob beim Entladen oder Verarbeiten des Abfalls unerlaubt Staub freigesetzt wird." Ein Mitarbeiter der Firma, der auf dem Wall stand, habe ihn angeschrien, ihn am Arm gepackt und an den Schultern geschüttelt. "Ich fühlte mich mehr als bedroht", schreibt Kirchner in der Anzeige, die der SZ vorliegt. Er habe sein Handy aus der Hosentasche gezogen, um die Polizei anzurufen, da habe ihm der Mann das Handy entrissen und sei weggelaufen und über eine Leiter wieder auf das Firmengelände gelangt. Später kamen drei Mitarbeiter der Firma und hätten ihm das Handy wieder ausgehändigt. Auch Geschäftsführer Johann Hartmeier kam wenig später "und versuchte sich zu entschuldigen", so Kirchner.

"Ich bin mit dem Betriebsleiter erst dazugestoßen, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war", sagt Hartmeier. Selbstverständlich habe er sich entschuldigt für den Mitarbeiter. Hartmeier betont: "Wir haben das sicherlich nicht angeordnet." Wahrscheinlich, so der Geschäftsführer, sei der Mitarbeiter "etwas zornig geworden, weil Herr Kirchner etwas fotografieren oder filmen wollte". Er habe versucht, den Vorfall friedlich beizulegen, es habe auch noch ein ganz nettes Gespräch auf dem Wall gegeben.

Kirchner berichtet noch, der Mitarbeiter sei wohl deswegen auf dem Wall gewesen, weil am Firmengelände ein hoher Sichtschutzzaun errichtet werde, der künftig jeden Einblick auf das Firmengelände verwehren solle. Dem widerspricht BTU-Geschäftsführer Hartmeier. An dem Tag hätten dort Arbeiten stattgefunden, weil der Betrieb immer wieder mit Sabotagedelikten wie zerstörten Wasser- oder Stromleitungen zu kämpfen habe. Die Schüttbunkerwände seien ertüchtigt worden, "aber der Zaun ist gleich hoch geblieben", sagt Hartmeier.

In seiner Mitteilung stellt das Aktionsbündnis erneut die Frage, ob emissionsintensive Betriebe in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten noch zeitgemäß sind oder jemals waren. Seit Jahren schon kämpft die Initiative gegen die Entsorgerbetriebe in Hochbrück und Lohhof und postuliert eine übermäßige Belastung an Dreck, Gestank und Lärm. Bisher sei der Kampf "recht erfolgreich" mit Behörden, Polizei, Gutachtern und Anwälten geführt worden, "was wohl so langsam zu einer gewissen Nervosität auf Seiten mancher Zeitgenossen führt". Anders könne sich das Bündnis den Vorfall nicht erklären, dass ein Mitglied sogar tätlich angegriffen worden sei. "Gewalt ist niemals eine Lösung", schreibt das Bündnis, es könne bei Interessenkonflikten kein Mittel zum Zweck sein.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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