Unterschleißheim:Im Flow

Radweg Rheinische Bahn zwischen Essen und Mülheim an der Ruhr ehemalige Bahntrasse ausgebaut zu ei
(Foto: Jochen Tack/imago)

Auf gut ausgebauten Schnellwegen sollen Radler zügig und ohne längere Stopps von Garching und Unterschleißheim nach München kommen. Stadtplaner Ralf Kaulen präsentiert den Planungsstand bei zwei Veranstaltungen

Von Christina Jackson, Unterschleißheim

So sieht Komfort auf zwei Rädern aus: Vier Meter breite Radwege mit Beleuchtung, Servicestationen für E-Bikes, Infotafeln, Wetterschutz und Leitsystem. In der Gemeinde Unterschleißheim präsentierte Stadtplaner Ralf Kaulen die Machbarkeitsstudie zu zwei insgesamt 13,2 Kilometer langen Routen, die Radfahrern eine schnelle Verbindung aus dem Norden in das Zentrum der Landeshauptstadt München bieten.

Die Radschnellverbindung ist ein Pilotprojekt in Bayern und soll neue Maßstäbe setzen. Nach den Richtlinien für die integrierte Netzgestaltung sind die Routen steigungsarm konzipiert. Sie werden im Winter geräumt und sollen ein flüssiges Fahren ermöglichen. Länger als 15 Sekunden dürfte ein erzwungener Stopp auf der Strecke nach den Berechnungen des Stadtplanungsbüros Kaulen nicht dauern. Ein weiteres Merkmal der Routen ist die Möglichkeit einer gleichbleibenden Fahrgeschwindigkeit mit geringem Energiebedarf, was durch Geradlinigkeit und die gute Oberflächenbeschaffenheit der Straße garantiert werden soll. 20 Kilometer pro Stunde dürften auf diese Weise zu schaffen sein.

Nach Beratungen einer Lenkungsgruppe aus Vertretern der Kommunen, des Landratsamts, des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München sowie Stadtplanern steht nun eine erste Variante für die Radschnellverbindungen von Unterschleißheim und Garching nach München fest. Eine führt von Unterschleißheim über die Ingolstädter Straße bis in die Landeshauptstadt. Sie ist verbunden mit einer zweiten Strecke , die von Garching aus an der Staatsstraße 2350 zur Ludwig-Prandtl-Straße, zum Schafweideweg, zur Schleißheimer und Freisinger Straße in Richtung Oberschleißheim führt.

Der Entscheidung für diese Variante ging ein umfangreiches Prüfverfahren voraus. Stadtplaner Kaulen: "Wir haben uns an den Kriterien Straßenführung, soziale Kontrolle, Kosten, direkte Wegführung, Anbindung an U-Bahnen und Grunderwerb orientiert." Die Wege sollten möglichst nicht großen Verkehrsstraßen in die Quere kommen. Zugleich achteten die Planer darauf, dass die Radroute nicht allzu abgelegen verläuft, sodass sie nachts problemlos frequentiert werden kann. Rund 34 Millionen Euro kostet das Projekt nach den ersten Berechnungen. Finanziert werden soll die Radroute, die später in der Region weitergeführt werden soll, mit Fördermitteln des Bundes und des Freistaats.

"Die Zukunft führt über Radwege", sagte Kaulen. Mit der Überlastung der Straßen und des öffentlichen Nahverkehrs gewinnt die alternative Mobilität an Bedeutung. Diesen Umstand berücksichtigt das Projekt auch dadurch, dass es eine Anbindung an Lade- und Mietstationen für Elektroautos bietet.

Das Vorbild für die Radschnellverbindung kommt aus den Niederlanden. Dort begann man schon in den Achtzigerjahren mit dem Streckenausbau. Dänemark und das Ruhrgebiet folgten diesem Muster. In London entwarf Stararchitekt Norman Forster die Fahrrad-Autobahn "Sky-Cycle". Dabei handelt es sich um einen 220 Kilometer langen Rad-Highway, der sich quer durch die ganze Stadt ziehen könnte. Die Besonderheit: Er verläuft nicht am Boden, sondern über den Bahngleisen der britischen Metropole. Eine Vision, die noch auf eine Umsetzung wartet. Doch die Idee dazu beflügelt auch die bayerischen Planer. "Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht und haben keinerlei Denkverbote", sagte Stadtplaner Ralf Kaulen. Mit der nun vorliegenden Machbarkeitsstudie will sein Team die Bürger für die nächsten Planungsschritte einbeziehen. Bei einer Informationsveranstaltung in Garching am kommenden Montag können sie Vorschläge einbringen.

Baubeginn ist frühestens in zwei Jahren. Es bleibt Zeit, um innovative Ideen zu prüfen. Trotzdem will man in der Region München schnell ans Ziel gelangen. In Nürnberg läuft derzeit ein vergleichbares Projekt. Kaulen: "Die sind auch nicht weiter als wir. Aber wir wollen den Standard setzen." Landrat Christoph Göbel (CSU) ist von diesem Ehrgeiz ebenfalls motiviert. Er sprach von einem "bemerkenswert einmaligen Projekt auf Bundesebene". Seine Unterstützung jedenfalls ist gewiss.

Interessierte haben am Montag, 27. März, um 19 Uhr Gelegenheit, sich über die Radschnellverbindung im Garchinger Gasthof Neuwirt, Münchner Straße 10, zu informieren. Eine Übersicht zum Projekt mit allen Routenvarianten gibt es auch unter www.pv-muenchen.de im Internet.

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