Unterschleißheim:Homeschooling außer Haus

Unterschleißheim: Perfekte Arbeitsatmosphäre: ein Zimmer fürs Homeschooling im Unterschleißheimer Gleis.

Perfekte Arbeitsatmosphäre: ein Zimmer fürs Homeschooling im Unterschleißheimer Gleis.

(Foto: privat)

Das Jugendkulturhaus Gleis 1 in Unterschleißheim bietet Schülern Räume, Tablets und Wlan zum Lernen an

Von Anna Lea Jakobs, Unterschleißheim

Wem als Schüler in Unterschleißheim zuhause die Decke auf den Kopf fällt, kann sich im Jugendkulturhaus sein eigenes Reich für den Online-Unterricht einrichten. Seit Donnerstag bietet der Treff Gleis 1 Möglichkeiten fürs Homeschooling an. Neun Räume werden für Schüler von der siebten Jahrgangsstufe an freigestellt, damit sie zwischen 8 bis 13 Uhr lernen und am Online-Unterricht teilnehmen können. Die Anmeldung erfolgt bis spätestens 17 Uhr am Vortag über die Website des Jugendkulturhauses. "Dann bekommen die Jugendlichen einen Raum zugeteilt, damit keine Überlappungen entstehen", erklärt Hans Amann, 30, der seit 2019 für das Jugendkulturhaus arbeitet.

Ein Pädagoge oder eine Pädagogin ist jeden Tag als Ansprechpartner im Haus im Hollerner Weg 1 anwesend und gibt eine kurze Einweisung zur Einrichtung und zu den Hygienemaßnahmen. Amann betont, dass das Arbeiten und Lernen von den Jugendlichen alleine ausgehen soll.

Bis zum Start des Angebots lagen noch keine Anmeldungen vor, da die Einrichtung das Homeschooling außer Haus erst relativ kurzfristig in die Öffentlichkeit getragen hat. "Wir glauben jedoch, dass das Programm ab Montag intensiv genutzt werden wird", sagt der Pädagoge Hans Amann. Auf die Bekanntmachung der ungewöhnlichen Idee auf verschiedenen Sozialen Medien reagierten Eltern und Jugendliche jedenfalls bereits begeistert. Amann liest ausgewählte Kommentare vor. Da heißt es: "Top Arbeit", "Große Klasse" und "Cooles Angebot".

Die Beweggründe, das Homeschooling-Programm im Gleis 1 aufzulegen, waren vielschichtig. Das Angebot besteht gezielt für Jugendliche von der siebten Jahrgangsstufe an, da die Not-Betreuung nur für Kinder bis zur sechsten Klasse gewährleistet ist. Die älteren Schüler fallen somit durchs Raster. Amann: "Zum anderen geht es darum, die Bildungsgerechtigkeit abzubauen." Zuhause bestehe bei vielen Schülern oft keine Möglichkeit, in Ruhe und konzentriert zu lernen. Einigen Jugendlichen in der Stadt fehle es zudem an einem passenden Endgerät. Um Schüler aus wirtschaftlich schlechter gestellten Familien zu unterstützen, stellt das Jugendkulturhaus mehrere Tablets zur Verfügung. Das sei gerade in Corona-Zeiten praktisch, sagt Amann, denn die Jugendlichen könnten aus Infektionsschutzgründen nicht zusammen in einem Raum mit festinstallierten Computern sitzen.

Den Wunsch zur Nutzung eines Tablets müssen die Jugendlichen jedoch vorher anmelden. Schüler, die ein entsprechendes Endgerät besitzen, können durch den Wlan-Zugang speziell für Jugendliche am Online-Unterricht teilnehmen. "Wir haben so gutes Internet, dass es die maximal neun Jugendlichen sicher für fünf Stunden nutzen können", sagt Amann. Das sei gerade für Kinder wichtig, die zuhause keine zuverlässige Wlan-Verbindung haben. Nicht zuletzt wollen die Pädagogen des Jugendkulturhauses mit ihrem Angebot Eltern eine Verschnaufpause gönnen.

Im ersten Lockdown bestand noch nicht die Möglichkeit, im Gleis 1 Räume für selbständiges Lernen anzubieten. "Erst mal mussten wir uns als Einrichtung total umstrukturieren, weil wir vom Lockdown überrumpelt wurden", erzählt Amann. In dieser Zeit wurde der Betrieb heruntergefahren. Hin und wieder posteten Pädagogen über den Youtube-Kanal vom Gleis 1 Rätsel- und Bastelvideos. Dann richteten sie einen Druckerservice ein, bei dem Eltern die Arbeitsblätter ihrer Kinder an die Einrichtung schicken und die gedruckten Dokumente zu einer vereinbarten Zeit abholen können. Im zweiten Lockdown wird das weiter angeboten. Nicht jeder habe die finanziellen Möglichkeiten, sagt Amann, zuhause zu drucken.

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