Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Heimat für die Helfer

Während die Stadt andere Projekte in der Corona-Krise zurückstellt, hält die Stadt am Neubau für das Rote Kreuz fest. Dass er nun fast eine halbe Million Euro teurer werden soll, will man dennoch nicht hinnehmen

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

In der Corona-Pandemie stehen die Helfer im Fokus. Innerhalb kürzester Zeit hat das Bayerische Rote Kreuz (BRK) auf der Volksfestwiese in Unterschleißheim aus Containerbauten im Zentrum der Stadt ein Einsatzzentrum errichtet. Das BRK betreibt das Test- und das Impfzentrum. Die Rotkreuzhelfer sind unterwegs mit dem Impfstoff, um die Bewohner in Seniorenheimen zu immunisieren. Gleichzeitig treibt die Stadt den Bau des neuen Verwaltungs- und Schulungsgebäudes am Furtweg voran.

Der moderne Stützpunkt am Furtweg auf drei Etagen mit Garagen im Erdgeschoss soll im Lauf des Jahres 2022 zur Verfügung stehen. Die Helfer der Wohlfahrts- und Sozialarbeit, des Jugendrotkreuzes, der BRK-Bereitschaften, der Wasser- und der Bergwacht sollen dort Platz finden. Dieses Jahr solle der Bau beginnen, sagt Rathaus-Sprecher Steven Ahlrep. Das Geld sei im Haushalt vorgesehen. "Es ist eins der Projekte, die wirklich ohne Abstriche realisiert werden."

Dennoch wird bei diesem - inklusive Puffer - 5,25 Millionen Euro teuren Projekt noch einmal über die Kosten verhandelt. Das zeigte sich am Montagabend im Bauausschuss des Stadtrats, als viele kleine Posten aufgelistet wurden, die die Ausgaben beinahe um zehn Prozent in die Höhe zu treiben drohen. Weil Fenster wegfallen, wird in einem Abschnitt eine Fassadenbegrünung notwendig, wofür gut 40 000 Euro anfallen. Eine Briefkastenanlage wird gebraucht, bei der Medientechnik wird nachjustiert. Und statt einer Luftwärmepumpe wird nun eine Grundwasserwärmepumpe empfohlen, was alleine für die Brunnenbohrung gut 70 000 Euro an Mehrkosten ausmacht. Dafür ist im Sommer eine Kühlung der Räume besser möglich. Insgesamt geht man im Rathaus davon aus, dass nach aktuellem Stand 453 000 Euro für den Bau draufgelegt werden müssten. Dabei soll es aber nicht bleiben. An die 5,7 Millionen Euro erscheinen doch zu viel.

Denn Unterschleißheim hat wegen der Corona-Pandemie und drohender Steuereinbrüche die Kostenbremse gezogen. Die Pläne für den Neubau der Michael-Ende-Grundschule werden abgespeckt. Soweit geht man beim BRK-Gebäude nicht, dessen Bau alle Fraktionen im Stadtrat zuletzt begrüßten. Die CSU lobte dieses Projekt als Zeichen der Wertschätzung für die Rotkreuz-Helfer. Dennoch soll die Planung "noch einmal auf mögliche Einsparpotenziale durch die beauftragten Planer und das Technische Bauamt überprüft" werden, wie es am Montag hieß.

Der Stadtrat hatte im Sommer 2020 bereits Einsparmöglichkeiten geprüft. Damals wurde schon eine einfachere Küchenlüftung beschlossen, bei der Möblierung gab es Abstriche. Statt eines Parkettbodens werden Teppichfliesen verlegt und auch beim Sonnenschutz wurde gespart. Es wurde ein Budget von 4,99 Millionen Euro festgelegt, mit fünf Prozent möglichen Zusatzkosten. Daran will man in etwa wenigstens festhalten. Die immer wieder notwendigen Nachverhandlungen wegen der Kosten haben den Zeitplan ins Rutschen gebracht. Eigentlich hätte die Baugenehmigung Ende 2020 vorliegen sollen. Der Baubeginn wäre nach dem Bauzeitenplan vom Sommer bereits erfolgt. Doch nun müssen die Architekten noch einmal an die Ausführungsplanung ran.

Etwa 100 BRK-Mitglieder sind in Unterschleißheim aktuell ehrenamtlich tätig. Sie sind als First-Responder im Einsatz, leisten Sanitätsdienste. Sie sind für den Blutspendedienst tätig und bilden die Bevölkerung in Erster-Hilfe aus. Schon 2017 befand der Stadtrat, dass das bisherige Gebäude am Furtweg ohne adäquate Schulungsräume nicht mehr ausreicht. Anfangs sprach man über neue Fahrzeughallen. Dann wuchs das Projekt, bei dessen Planung laut Rathaus immer auch die BRK-Aktiven mit am Tisch saßen. Es liege auf der Hand, sagt Ahlrep, dass bei solch einem Vorgehen bei den Kosten auch nachjustiert werden müsse.

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SZ vom 24.02.2021
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