Unterschleißheim:Geothermiegesellschaft schreibt schwarze Zahlen

Die Stadt Unterschleißheim war der Vorreiter bei der Erdwärme-Nutzung im Landkreis München. Doch es hat zwölf Jahre gedauert, bis das städtische Unternehmen die Gewinnzone erreicht hat

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Es ist vollbracht: Die Unterschleißheimer Geothermiegesellschaft hat zwölf Jahre nach Betriebsbeginn die Gewinnzone erreicht. 2003 startete die Stadt das Fernwärmeprojekt, gespeist aus heißem Tiefenwasser, als erste Kommune in der Region München. Zahlreiche weitere Geothermieprojekte folgten seither. In Unterschleißheim war in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an den vertraglichen Grundlagen mit dem privaten Kooperationspartner laut geworden, ebenso wie an den hohen Kosten, die lange nicht erwirtschaftet werden konnten.

Doch jüngst im Stadtrat hatte der Geschäftsführer der stadteigenen Geothermiegesellschaft (GTU), Thomas Stockerl, eine frohe Botschaft: Die Zeit der roten Zahlen ist vorbei. Wie genau die aktuelle Finanzlage aussieht, wollte er noch nicht sagen, erst solle sie dem GTU-Aufsichtsrat vorgelegt werden, betonte Stockerl.

26 Millionen Euro hat die Stadt Unterschleißheim in das Projekt bisher investiert, momentan erzeugt es 33,5 Megawatt Energie im Jahr und liegt damit laut Stockerl mengenmäßig an zweiter Stelle im Landkreis München. "Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht überholt werden, es gibt sehr rührige Geothermieprojekte hier", sagte Stockerl an die Adresse des Stadtrates. 3670 Wohnungen werden im Moment mit dem heißen Tiefenwasser beheizt, das sind 26 Prozent aller Wohnhäuser in Unterschleißheim. Dazu kommen zahlreiche Gewerbe- und kommunale Gebäude, darunter das Schwimmbad und mehrere Schulen.

Insgesamt versorge man 500 000 Quadratmeter Heizfläche über ein Fernwärmenetz von 17,5 Kilometern, berichtete Stockerl. Die enge Besiedelung der Stadt ermögliche ein so kurzes Netz und halte damit auch die Investitionskosten für den Bau vergleichsweise gering. "In Kirchheim zum Beispiel haben sie ein 40 bis 50 Kilometer langes Leitungsnetz", sagte Stockerl. Allerdings muss in Unterschleißheim im Winter mit Erdgas zugeheizt werden, da das Tiefenwasser hier nur 85 Grad heiß ist. Der Anteil der Geothermie im Winter liegt bei 75 Prozent. Laut Stockerl hat das Geothermieunternehmen in den zwölf Jahren seines Bestehens mehr als 85 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Im vergangenen Jahr ist die Senioren-Wohnanlage an der Hildegardstraße neu an das Fernwärmenetz angeschlossen worden sowie kleinere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Demnächst läuft der Anschluss des Neubaugebiets in der Alexander-Pachmann-Straße an, auch die Wohnanlage auf dem ehemaligen Baywa-Gelände am Lohhofer Bahnhof ist dabei.

Bis Juli muss dort die Heizung funktionieren, dann ist die Bautrocknung terminiert. Laut Stockerl werden in absehbarer Zeit auch Gespräche mit Hausbesitzern im Umfeld des Baywa-Geländes geführt, zur Vorbereitung der nächsten Erweiterung. "Interessenten gibt es", so der GTU-Geschäftsführer.

Für die neuen Leitungen muss die Geothermiegesellschaft Unterschleißheim freilich auch Geld in die Hand nehmen. Eine gute Million Euro, die über einen Kredit finanziert werden sollen. Dafür gewährte der Stadtrat seiner Tochtergesellschaft GTU eine Kapitalerhöhung über 500 000 Euro. Für den Kredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau übernimmt die Stadt eine Bürgschaft.

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