Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Freibier auf der Bühne

Helmut A. Binser eröffnet das Schleißheimer Zeltfestival

Von Udo Watter, Unterschleißheim

Der für das Nordbairische charakteristische stürzende Diphthong "ou" löst oft spöttische Reaktionen unter den südlichen Stammesbrüdern im Freistaat aus. Bekannt ist dieser leidlich witzige Witz: Wie bringt man einen Oberpfälzer zum Bellen? "Do gibt's fei a Freibier!" - "Wou, wou, wou?"

Helmut A. Binser, 1980 geboren in Runding, Landkreis Cham, im Oberpfälzer Teil des Bayerischen Waldes, dürfte solch sprachlichem Kulturdünkel gegenüber souverän ignorant sein. Der für seine Authentizität gelobte Musikkabarettist redet so, wie ihm die nordbairische Goschen gewachsen ist, er variiert allenfalls die Tiefe seine Dialekts - angepasst an die mutmaßliche Mundartkompetenz des Publikums. Und gewöhnlich muss er auch nicht bellen, um an seine kühle Halbe zu kommen. Der Oberpfälzer, der in der Nähe des Kleinkunsttheaters Liederbühne Robinson aufgewachsen ist, gilt als einer, der während seiner Auftritte das ein oder andere Glas zu sich nimmt.

Das aktuelle Programm nimmt ebenfalls Bezug auf Bayerns vielleicht prägendstes Kulturgut: "Ohne Freibier wär das nicht passiert", lautet der leicht hintersinnige Titel. Binser, der sich nach einer Figur der Kultserie "Irgendwie und Sowieso" benannt hat (und im wirkliche Leben Martin Schönberger heißt), präsentiert darin wieder skurrile Geschichten, Wortspiele und alltäglich-absurde Lieder. Am Mittwoch, 31. Juli, gastiert der 2018 mit dem Oberpfälzer Kulturpreis (Kabarett/Musikkabarett) ausgezeichnete Binser beim Zeltfest in Unterschleißheim.

Einen Tag später, am Donnerstag, 1. August, wird dort im Sportpark das Wiener Trio Cobario eine virtuose Melange servieren, die von Reisen als Straßenmusikanten inspiriert ist: vom Wiener Kaffeehaus über Osteuropa und Asien nach Südamerika und zurück. Der leidenschaftlich gespielte Genre-Mix ist geprägt von Einflüssen aus Jazz, Folk, Pop und Klassik.

Das kanadische Celtic String Quartet The Fretless will am Freitag, 2. August, den Geist der Folkmusik ins Zelt im Sportpark bringen. The Fretless tragen quasi die Freiheit des Irish Folk im Herzen und verbinden diesen technisch versiert mit der Welt der Klassik. Im freien, improvisationsbefeuerten Spiel entsteht so ein authentisches Crossover-Konzert mit packenden Grooves. Das Quartett, das bereits 2016 im Lohhofer Jugendkulturhaus "Gleis 1" das Publikum begeisterte, ist in seiner Heimat mehrfach ausgezeichnet worden: Zweimal mit dem Canadian Folk Music Awards und ihr Album "Bird's Nest" erhielt 2017 den Juno (das kanadische Pendant zum Grammy), ausgezeichnet als bestes Instrumentalalbum des Jahres. Das neue Album "Live from the Art Farm" wurde 2019 ebenfalls für den Juno nominiert. Die Abendveranstaltungen beginnen um 20 Uhr. Es gibt die Möglichkeit, ein Ticket für alle drei Vorstellungen zu erwerben: Es kostet 40,50 Euro für Erwachsene und 21 Euro für Jugendliche bis 18 Jahren.

Das Zeltfest, das von 29. Juli bis 3. August statt findet, bietet neben dem Abendprogramm für Erwachsene auch wieder ein abwechslungsreiches Kindertheater und die Zirkusschule mit Circus Bambino. So gibt es täglich den Mitmachzirkus, bei dem Kinder ab sechs Jahren selbst besondere Nummern einstudieren können. Am letzten Abend, Samstag, 3. August, gibt es eine große Gala der kleinen Artisten im Zirkuszelt, die Vorstellung beginnt um 18 Uhr.

Das Kindertheaterprogramm startet am 29. Juli mit "Die kleine Hexe - Ausflug mit Abraxas!", am 30. Juli präsentieren Margit Sarholz und Werner Meier ihr Kinderliederprojekt Sternschnuppe. Am 31. Juli wird "Wie Findus zu Petterson kam" gezeigt, am 1. August "Wi Wo Wa Wunderbuch", am 2. August "Der Löwe im Zirkuszelt". Die Kindertheatervostellungen beginn alle um 16 Uhr, das Sternschnuppe-Konzert um 17 Uhr.

Weitere Information und Karten gibt es über www.forum-unterschleissheim.de oder im Ticket Shop Unterschleißheim (Tel. 089/310 09 200).

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Quelle:
SZ vom 19.07.2019
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